Andy McLary
Nachdem Tyler mich nach Hause gefahren hatte und ich ins Haus gegangen war, war mir der himmlische Geruch von Knoblauch und Paprika entgegen gekommen. Meine Mutter hatte gekocht. Als ich mit großen Augen die Küche betreten hatte, stand dort ein Topf mit bobó de camarão auf dem Herd. Ein köstliches brasilianisches Gericht mit Garnelen. Und noch köstlicher war es, wenn meine Mutter es zubereitete.
Als das Essen fertig war, fiel ich gierig darüber her. Es war so unglaublich lecker, dass ich sogar immer noch am Essen war, als es bereits klingelte. Bestimmt ist es Alex, dachte ich, da er den kürzesten Weg zu mir hatte. Doch nachdem meine Mom die Tür aufgemacht hatte, erschien Tyler im Raum. Auf seinem markanten Gesicht erschien ein breites Grinsen, als er mich erblickte, wie ich hungrig über meiner Schüssel hing.
Mom wurde natürlich sofort hysterisch – wie immer, wenn Besuch kam. Obwohl ich ihr noch gesagt hatte, dass Tyler und Alex mich für unseren „Kanu-Urlaub" heute abholen kämen. „Tyler, mein Junge, du hast bestimmt riesigen Hunger!", rief sie in ihrem brasilianischen Akzent aus und begann in der Küche zu hantieren.
„Ähm... jetzt wo Sie's sagen", sagte Tyler und wirkte irgendwie überrascht. Hatte er tatsächlich vergessen, etwas zu essen? Ungläubig starrte ich ihn an, aber er zuckte nur mit den Schultern. Ich bemerkte die dunklen Schatten unter seinen Augen, die in letzter Zeit völlig normal geworden waren. Auch ich schlief sehr schlecht. Aber meine Nervosität seit der Begegnung im Wald bezog sich lediglich auf meinen Schlafrhythmus. Es sollte ja Menschen geben, die bei Stress nichts essen konnten. Zu denen zählte ich definitiv nicht. Bei mir blieb es Gott sei dank bei den Schlafstörungen.
„Ich bringe dir eine Teller, damit du essen kannst!"
Tyler wirkte, als wolle er protestieren, doch da donnerte Mom ihm schon eine Schüssel vor die Nase und schöpfte ihm eine gute Portion der gelblichen Creme hinein. „Hier, du musst essen, sonst wirst du nicht groß und-" Sie brach ab, denn groß und stark war Tyler ja bereits. Dasselbe sagte sie zu mir auch schon lange nicht mehr. Nur Gina musste es sich noch anhören. „Da ist noch Brot, wenn du willst!" Mit diesen Worten verschwand sie wieder in der Küche.
Wenn meine Mom kochte, dann immer für 10 Personen mehr, als eigentlich gedacht. Na gut, ich alleine aß ja schon für 3, aber trotzdem war es immer viel zu viel. Aber Mom meinte immer, man könne ja nie wissen, wann einmal ein unangemeldeter Besucher erschien.
Tyler nahm sich einen Löffel und stöhnte genüsslich auf. „Was ist das denn Geiles?"
„Bobó de camarão", erwiderte ich.
Er sah mich nur unverständlich an. „Warum redest du eigentlich nicht öfter portugiesisch?", fragte er dann. „Damit kriegst du die Weiber sofort 'rum, sag ich dir. Die stehen total auf Südländer."
Ich hielt es für das Beste, nicht zu antworten und tunkte ein Stück Brot in den Rest meiner Schüssel. Da ich in Amerika geboren war, sprach ich perfektes Englisch. Allerdings hatte ich den leichten britischen Akzent von meinem Vater, doch portugiesisch redete ich nur selten mit meiner Mutter oder meinen Großeltern, wenn sie aus Curitiba anriefen.
„Oder roll zumindest das r beim Reden, wie deine Mom."
Finster sah ich auf. „Willst du mir gerade sagen, dass du auf den Akzent meiner Mom stehst?"
Er hob abwehrend die Hände. „Nein, nein! Ich meinte nur... vergiss es. Britisch ist auch ganz nett."
Ich starrte ihn weiterhin an, während er die Suppe aß, was ihn aber nicht sonderlich zu kümmern schien.
„Wo bleibt Alex, der Trödler?", sagte er schließlich, als er fertig war und sich den Bauch rieb.
„Keine Ahnung, lass uns solange hochgehen. Muss mich noch umziehen." Ich räumte noch schnell unsere Teller in die Spüle und ging dann mit Tyler in den Flur.
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Hellguys - Die Erben des Adlers
FantasyNichts wird mehr wie vorher sein. In nur einer Nacht verändert sich das ganze Leben von Alex, Tyler und Andy durch eine Begegnung mit einem längst ausgestorbenen Adler. Doch ist er wirklich ausgestorben? Die drei Freunde entdecken eine völlig neue W...