Andy McLary
Der Badesee befand sich am Rande des Waldes, der ein Stück abgeschieden von den letzten Straßen begann und die Stadt wie einen Halbkreis umrandete. Als wir die letzten Häuser hinter uns ließen, ging es erst noch einige Minuten über einen Feldweg. Im Sommer war ich hier ab und zu mit dem Fahrrad entlang gefahren und hatte mich am See mit meinen Freunden getroffen.
Der Wind war recht kühl und ich bereute es, nur ein T-Shirt angezogen zu haben. Lediglich die Sonne sorgte für ausreichend Wärme, doch wenn sie hinter einer Wolke verschwand oder sich ein Baum vor deren Strahlen stellte, begann ich automatisch zu frösteln. Der See würde unglaublich kalt sein, immerhin hatte der Frühling gerade erst begonnen. Die Temperaturen waren zwar sehr angenehm, aber dennoch nicht warm genug, um schon baden zu gehen.
Mit leichter Verspätung kamen wir schließlich an dem See an, wo Nelio und Lexin bereits auf uns warteten. Sie standen am Ufer und wirkten ein wenig genervt, angesichts unserer Verspätung. Diesmal hatten sie keine Umhänge an, dafür dieselbe schwarze Kleidung, die sie letztes Mal darunter getragen hatten. Durch die schwarzen Hosen mit den Gürteln, an denen mehrere Messer befestigt waren, wirkten sie ähnlich wie eine Uniform.
„Schwimmt da etwa eine böse Kreatur im See?", fragte Tyler misstrauisch, der ihre bewaffnete Aufmachung offenbar auch bemerkt hatte.
„Nein", war die einzige Antwort, die er von Nelio erhielt. Er hatte die Arme verschränkt und wirkte ein bisschen nervös, was mich überraschte, da es für ihn schließlich nicht das erste Mal war, nach Pangäa zu tauchen. Dann nickte er auf das gegenüberliegende Ufer zu und ich entdeckte eine Gruppe Jugendlicher, die es sich dort bequem gemacht hatte. „Wird ein wenig kompliziert werden, wenn wir jetzt abtauchen. Die werden Hilfe rufen, wenn wir nicht mehr hochkommen."
Tyler lachte laut auf. „Bei eurer Aufmachung hätten die schon längst Hilfe gerufen. Keine Ahnung, ob euch das bewusst ist, aber es ist hier eigentlich nicht üblich mit Messern bewaffnet herumzuspazieren."
„Außerdem müsst ihr euch um die echt keine Sorgen machen", warf Alex amüsiert ein. „Das sind Kiffer. Die liegen hier fast jeden Tag herum. Die werden überhaupt nichts davon mitbekommen, das kann ich euch versichern." Als er merkte, dass Lexin und Nelio noch immer skeptisch zu der Gruppe hinüber sahen, lief er schnurstracks um den See herum auf die Jugendlichen zu.
Von meiner Entfernung aus konnte ich ihre halb geöffneten, geröteten Augen erkennen, die Joints, die sie mit lahmen Bewegungen herumreichten und wie sie Alex erst bemerkten, als er direkt vor ihnen stand und sich zu ihnen herunter beugte. Einer von ihnen, ein Junge mit wuscheligen blonden Locken starrte Alex mit offenem Mund an und sah aus, als würde er in ihm eine heilige Erscheinung sehen.
„Wollte euch nur kurz Bescheid geben, dass wir jetzt an den Grund des Sees schwimmen und erst in zwei Wochen wieder auftauchen werden", hörte ich ihn sagen. Ich schielte zu Lexin und Nelio hinüber, ob sie es ebenfalls mitbekamen. Nelio runzelte unverständlich die Stirn, während Lexin, die offenbar alles verstand, grinste. Dabei fiel mir auf, dass ich noch immer nicht wusste, mit welchem Tier er verschmolzen war. Wie es schien, hatte seines jedoch nicht so ein gutes Gehör wie unser Adler oder Lexins Säbelzahntiger. Ich würde ihn später darauf ansprechen müssen.
Nach einer sehr langen Pause, die für die Jugendlichen nötig war, um das Gesagte aufzunehmen, sagte der Blonde: „Alles klar, Mann. Willst'n Zug?" Kein Zweifel, dass nichts davon, was Alex gerade gesagt hatte, in ihrem Gehirn verarbeitet worden war. Alex lehnte dankend ab und kehrte daraufhin wieder zurück zu uns.
„Seht ihr", sagte er grinsend, als er unsere Gruppe wieder erreichte.
Nelio starrte fassungslos zu den Kiffern hinüber und schüttelte daraufhin nur den Kopf. „Na dann, lasst uns loslegen und nicht noch mehr Zeit verschwenden."
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Hellguys - Die Erben des Adlers
FantasyNichts wird mehr wie vorher sein. In nur einer Nacht verändert sich das ganze Leben von Alex, Tyler und Andy durch eine Begegnung mit einem längst ausgestorbenen Adler. Doch ist er wirklich ausgestorben? Die drei Freunde entdecken eine völlig neue W...