Teil3

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Jaden

Seelenruhig saß ich auf der Bank und lauschte in die Stille der Nacht. Als ich mich zurück lehnte und die Augen schloss, prasselten viele verschiedene Geräusche auf mich ein. Autos. Vögel. Handys. Menschen.

Dann konzentrierte ich mich auf Gerüche. Kieselsteine. Erde. Harz. Brioche. Kaffee. Vampir.

Schlagartig schlug ich die Augen auf. Vampir! Ich sprang auf und folgte dem süßlichen Duft.

Ich streckte die Nase in die Luft, als sich eine schwere Hand auf meine Schulter legte. »Jaden, alles okay?« Ich drehte mich um. Azaz blickte mich forschend aus seinen blauen Augen an. »Vampir«, sagte ich nur. Azaz nickte. Gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach dem Vampir.

Nach ein paar Minuten, stießen wir auf einen Brunnen. Ganz in der Nähe befand sich eine Bank, auf der ein Liebespaar saß. Der süßliche Duft des Vampirs war hier sehr stark. Er war hier. Plötzlich packte Azaz meinen Arm und starrte nach links von uns. Da zwischen den Büschen hocke er. Seine violetten Augen funkelten hungrig. Er streckte eine Hand aus dem Busch und beugte sich leicht nach vorne. Er entpuppte sich als eine Sie. »Ein Mädchen«, flüsterte Azaz. Ich runzelte die Stirn. Ein Mädchen als Vampir? War es Vampiren nicht verboten Frauen zu verwandeln? »Sie ist noch jung, gerade verwandelt. Sonst hätte sie uns längst bemerkt. Ist sie alleine?« Azaz zuckte die Schultern und schnupperte dann. »Ja, kein weiterer Vampir. Nur sie.«

»Warum ist sie alleine? Warum hat ihr Herr, ihr Erschaffer sie alleine gelassen?« So viele Fragen und keine Antworten.

»Bin gleich wieder da.« Ich wendete mich dem Liebespaar zu. Der Mann war gegangen und hatte die Frau kichernd und mit roten Wangen zurück gelassen. Jetzt war sie alleine. Die Vampirin bemerkte dies und fing an sich an zu schleichen. Ich beobachtete wie sie zwischen den Bäumen hindurch schlich. Nur nicht leise.

Ich hörte alle ihre Bewegungen. Sie war noch sehr unerfahren. Sie musste vor kurzem erst verwandelt worden sein. Ich machte einen Schritt nach vorne. Mir war es egal ob die Vampirin das Mädchen angriff, aber ich hatte ein Problem das sie überhaupt einer war! Satan hatte den Vampiren verboten ein Mädchen zu verwandeln.

Uns Dunklen war es nur recht.

Die Menschen und die Vampire hatten viele Namen für meines gleichen. Engel. Dunkler Engel. Gefallener Engel. Abtrünniger Engel.

Meinen Leuten gefielen alle Namen, außer Engel, denn wir standen nicht mehr in Gottes Dienst wie meine ehemaligen Brüder.

Ich verschreckte die Arme vor der Brust,lehnte mich an einen Baum und sah der jungen Vampirin beim heranschleichen zu. Azaz tat es mir gleich. Meine gefederten schwarzen Flügel hoben sich erwartungsvoll.

Doch die Vampirin kam nicht weit. Ich roch den zweiten Vampir, wovor ich ihn sah. Bevor die Vampirin sich auf das Menschenmädchen stürzen konnte, packte er sie von hinten und zog sie in die Bäume auf unserer Seite. Azaz und ich tauschten einen kurzen Blick aus. Dann folgten wir den zwei Vampiren.

Amy

Ich hatte Gabe nicht kommen bemerkt. Ehe ich mich versah, hatte er mich schon gepackt und von dem Mädchen weggezerrt. Gabe hielt mir von hinten mit einer Hand den Mund zu und hatte den anderen Arm um meine Taille geschlungen. So brachte er mich weg. Der Duft des Menschen wurde schwächer, je weiter wir uns entfernten. Am Ende des Parks setzte er mich auf den Boden vor einem Blumenbeet ab. Dann hockte er sich vor mich und sah mich besorgt, erleichtert und etwas wütend an. Er packte meinen Arm. »Sag mal bist du des Wahnsinns? Du kannst doch nicht einfach abhauen. Verdammt noch mal Amy, du musst erst mal lernen als Vampir zurecht zu kommen«, schimpfte Gabe. Doch seine Nörgelei ließ mich kalt. Gabe zog mich hoch und ließ meinen Arm noch immer nicht los. Gabe wollte noch etwas sagen, doch er wirbelte herum. Er ließ meinen Arm los und zog mich hinter sich. Dann knurrte er bedrohlich. »Was wollt ihr?«, brummte er. Ich spähte über seine Schulter und sah zwei dunkle Gestalten ein paar Meter vor uns stehen. Zuerst wirkten sie wie normale Menschen, doch dann sah ich die riesigen schwarzen gefederten Flügel. Sie sahen prächtig, stark und wunderschön aus, genau so wie seine Träger. Ich starrte die Gesichter mindestens zwei Minuten an. Beide hatten dunkle Haare und kantige aber schöne Gesichter. Die Augen des rechten waren Blau und die des linken grün. Der mit den grünen Augen bemerkte meinen Blick und starrte zurück. Ab dann ließ er mich nicht mehr aus den Augen. »Schön dich zu treffen Vampir«, sagte der rechte und warf einen flüchtigen Blick auf mich. »Hat Satan nicht verboten Mädchen in Vampire zu verwandeln?« Gabe Knurrte. Satan?

»Halt dich daraus Engel. Das ist nicht eure Angelegenheit«, fauchte Gabe. Engel? Vampire? Satan? Was gab es noch Werwölfe? Feen? »Ist es zwar nicht, aber dürfen wir nicht fragen?«, fragte der blauäugige ohne mich aus den Augen zu lassen. »Haut ab und geht uns aus dem Weg. Dies geht euch nichts an«, sagte Gabe zornig Der blauäugige verschenkte die Arme vor der Brust und stütze die Lippen. »Ich denke Satan wird uns dafür belohnen, dass wir ihm das Mädchen bringen. Was meinst du Jaden?« Jaden der grünäugige Engel nickte ohne mich aus den Augen zu lassen. Gabe fauchte und stellte sich vor mich. Er stellte sich kampfbereit hin und die Engel taten es ihm gleich.

In diesem Moment hörten wir Menschenstimmen und die kamen immer näher zu uns. Gabe und die Engel drehten die Köpfe auf einmal nach links. Das Pärchen von eben (das ich aussaugen wollte), kam lachend zwischen den Bäumen hervor. Als sie uns sahen starrten sie uns noch immer kichernd an. Ich schaute wieder zu den Engeln, doch die waren bereits verschwunden. Gabe merkte es auch und fluchte leise.

Der Duft des Pärchens stieg mir in die Nase und mein Blutdurst meldete sich wieder. Ein leises knurren ertönte aus meiner Kehle und Gabe hörte es. Ehe das Pärchen sich versah, hatte Gabe mich um den Bauch gepackt und weggeschleift. Ich versuchte mich zu wehren und schlug um mich, doch Gabe wich meinen Händen geschickt aus. Irgendwann stellte er mich wieder auf die Füße und packte mich zum zweiten mal an diesem Abend an den Oberarmen. »Jetzt hör mir zu! Du bist ein Vampir«, fing er an. »Und auch noch ein sehr junger. Du weißt dich noch nicht zu kontrollieren, aber das macht nichts. Ich habe dich verwandelt und ich werde dir helfen okay?« Er sah mich ernst und durch dringlich an. Ich blicke ihn nur an. Gabe musste irgendetwas in meinem Blick gesehen haben, was ich ruhig gestellt hatte, deswegen ließ er mich los.

Das war sein Fehler. Kaum hatte er mich los gelassen, da trat ich ihm gegen den Bauch. Es half zwar gar nicht, reichte aber um ihn einen Moment stutzig zu machen. Ich nutze die Gelegenheit und lief los.

Nachdem ich einen kleinen Vorsprung hatte, lief ich langsamer. Bäume, Mülltonnen und Straßenlaternen schweiften an mir vorbei. Ich erkannte viele Details, die ich vorher gar nicht gesehen hatte. Zum Beispiel die Muster und Gravuren in den Straßenlaternen, oder jedes einzelne Blatt an einem Baum. Ich wollte wirklich kein Vampir sein, aber meine neue verbesserte Sehstärke war faszinierend. Ich war etwas sehr in die Gegend vertieft, so merkte ich nicht, wie ich in ein Mädchen rein lief. Erschrocken drehte ich mich um. »Oh entschuldige!« Rief sie und lächelte peinlich berührt. Sie war ein ziemlich zierliches Mädchen, mit Schulterlangen hellblonden Haaren. »Ich wollte wirklich nicht«, fing sie an. Ehe sie ausreden konnte, hatten sich meine Zähne in ihren Hals gebohrt.

Ihr Blut war angenehm beruhigend und stillte meinen Blutdurst. Ich bemerkte ihre schreie erst, als mein Verstand freier wurde. Als ich wieder klar denken konnte, war es schon zu spät. Sie war Tod.

Und ich hatte noch immer Durst.

Bitteres Blut- BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt