Teil24

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Cia

Wir saßen wieder im Auto, aber diesmal war Cole am Steuer. Bis jetzt hatten wir nicht wieder über den Kuss geredet und ich hatte ihm immer noch nichts von Gabe erzählt (vermutlich dachte er das ich seine alte Dragă war) und ich wollte es jetzt auch nicht. Cole könnte zu Harrison gehen und erzählen das mein Erschaffer noch lebte.

Als ich vor vielen Jahren abgehauen war, hatte ich mich erst von der Welt zurückgezogen. Als die Nachricht bekannt gegeben wurde, dass Mädchen und Frauen wieder verwandelt werden durften, machte ich mich auf den Weg zu der deutschen Innung und wurde dort zum ersten weiblichen Vampirjäger ausgebildet. Schließlich, als ich den Grad einer Elitejägerin erreichte wechselte ich in mein Heimatland nach England. Ich hatte allen immer erzählt, dass mein Erschaffer gestorben sei und ich alleine war.

Schließlich hielt Cole an der Straße, schloss aber die Autotüren ab. Verwundert sah ich ihn an.

»Cia, ich will jetzt eine Antwort. Was ist da gerade passiert?«

Ich starrte auf mein Füße. Normalerweise wäre ich nicht so leicht einzuschüchtern.

Ich hatte gelernt meine Gefühle zu verbergen. »Ich kann nicht. Du könntest mich verraten«, flüsterte ich. Cole seufzte. Schließlich öffnete er die Türen des Auto. Er griff über mich hinweg und öffnete sie.

Die kalte Nachtluft wehte herein. »Raus. Wenn du mir nicht vertraust dann jagen wir auch nicht zusammen.« Ich sah ihn verdutzt an. Schließlich wurde ich zornig. Dachte er nur weil er ein Mann war, konnte er einfach so über mich entscheiden. Wütend schwang ich meine Beine aus der Tür und stieg aus. Ohne noch mal zurück zu blicken ging ich in einen Park.

Es war der Park vor dem Eiffelturm und da ich eh nichts besseres zu tun hatte, sprang ich mit Vampirkraft hoch und stellte mich auf die Aussichtsplatte ganz oben auf der Spitze.

Von hier oben hatte ich einen fantastischen Blick auf Paris. Ich konnte sogar in der Ferne dunkle Gestalten am Himmel sehen. Gefallenen Engel, wie es sich heraus stellte, aber sie flogen nicht zu mir.

Hinter mir hörte ich Schritte. Cole war mir also gefolgt. Sauer wie ich war drehte ich mich nicht um. »Hau ab, Cole!«, sagte ich bissig.

»Amy!« Ich fuhr herum. Nick stand vor mir und starrte mich verdattert, erleichtert und etwas sauer an. Ich sagte nichts, ich war zu erschrocken. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich bekam Panik. Nick sagte nichts mehr und ich begriff erst nach einer Minute warum. Er kommunizierte wahrscheinlich mit Gabe per Gedanken, dass ich da war. Denn ich war in seiner Nähe und so hatten alle ihre Kräfte wieder. Also sprang ich vom Turm und rannte. Ich war jetzt schneller mit meinen Vampirkräften, doch das war Nick auch. Er war mir dicht auf den Fersen. Ich hörte sogar die anderen, wie sie immer näher kamen. Ich beschleunigte, als jemand mich von der Seite am Arm packte. Ich zuckte zusammen und wollte sie wegschlagen, aber es war nur Cole.

»Was hast du?«, fragte er und sah mich durch dringlich an.

Ich zerrte an Coles Arm. »Weg hier«, sagte ich panisch, aber da erreichten schon Gabe, Mike, Jonas, Nick und Greg standen uns gegenüber und starrten uns an. Gabe starrte erst mich und dann Cole an. Wut machte sich auf seinem Gesicht breit. Cole merkte, wie ich mich verspannte und zog mich leicht hinter sich. Das gab meinen Brüdern den Ausschlag. Auf einmal stürzten sie auf uns, doch Cole reagierte genau so schnell und zog mich weg.

Wir rannten gemeinsam auf den Ausgang des Parks zu. Ich betete, dass Gabe falls er mich erreichte, nicht vor allen Menschen wegzerrte. Als wir an der Straße ankamen, mischten wir uns unter die Menschen. Immer wieder lauschte ich nach einen von ihnen, aber ich hörte sie nicht. Trotzdem blieben wir nicht stehen. Cole fragte nicht nach, was passiert war, aber ich wusste das er das sobald wir in unserem Apartment waren tun würde.

Am Eingang unseres Hotels, schauten wir nochmal die Straßen ab und ich lauschte nach meinen Brüdern. Doch sie waren uns nicht mehr gefolgt.

Oben angekommen, schloss Cole sorgfältig die Tür ab und zog die Vorhänge zu. Da noch zwei Wachvampire in Raum waren, packte er meinen Arm und zog mich in sein Zimmer. Ich sah das er genau so wenig ausgepackt hatte wie ich.

»Jetzt bis du mir eine Erklärung schuldig«, sagte er und stellte sich mit verschränkten Arme vor mich hin. Ich seufzte und setzte mich auf sein Bett. Cole setzte sich neben mich.

»Ich bin Dragă gewesen, falls du das jetzt denkst. Es ist schon etwas komplizierter.«

»Bis die Sonne aufgeht haben wir noch eine Stunde«, meinte Cole.

Ich seufzte wieder. »Ich kam mit meinem Vater und meinem Verlobten nach Paris, als ich noch ein Mensch war. Ich war eigentlich nur verlobt, weil mein Vater es so wollte, ich liebte ihn nicht.

Nach einer Woche, ich war Abends im Park spazieren, traf ich einen Vampiren. Gabe.«

»Und du hast dich in ihn verliebt?« Ich schüttelte den Kopf.

»Er war auf Menschenjagd und hatte es auf mich abgesehen. Nach einem Autounfall, nahm er mich einfach mit zu sich, runter in die Katakomben, wo seine Brüder schon auf ihn warteten. Dabei stellte er fest, dass ich seine Schwester bin.« Cole zog scharf die Luft ein und sah mich entgeistert an.

»Jetzt verstehe ich«, sagte er. »Es kommt noch mehr.« Ich erzählte ihm alles. Von meiner Verwandlung, bis zu dem Abend in Natas Palast, wo ich herausfand das es gar kein Verbindungsritual existierte und ich abhaute.

Als ich endete und sie Sonne schon aufgegangen war, sah ich auf. Cole starrte mich noch immer an, aber ich wusste nicht was er dachte.

»Du bist als Jungvampir deinem Erschaffer weggelaufen, der zu gleich auch noch dein Bruder ist«, stellte er fest. Ich nickte. »Ich müsste das eigentlich melden«, sagte er dann und stockte.

»Aber ich tue es nicht.« Ich stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Warum nicht? Dann kannst du wieder alleine jagen.«

Cole beugte sich näher zu mir runter. »Aber du willst nicht zurück zu deinen Brüdern. Außerdem, vielleicht gefällt es mir mit dir zu jagen. Vielleicht bist du doch nicht so übel.«

Mit diesen Worten beugte er sich noch weiter herunter, bis seine Lippen meine berührten. Cole legte eine Hand in meinen Nacken und die andere an meine Taille. Ich erwiderte leicht seinen Kuss.

Coles Lippen wurden fordernder. Als wir uns kurz trennten (nur um sofort wieder zusammen zu gehen), hörte ich ihn schwer atmen. Irgendwie musste ich an die Vampire draußen denken und hoffte das sie uns nicht hörten oder gar rein kamen. Schließlich saßen wir nur noch da, unsere Köpfe aneinander gelehnt, schweigend.

Irgendwann ließ Cole sich nach hinten fallen und zog mich mit sich. »Schlaf jetzt. Wir kümmern uns morgen um alles«, sagte er.

Dieses mal schlief ich ruhig.


Bitteres Blut- BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt