Teil 33

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Cia





»Willst du mir das gerne erklären?«, fragte ich nach und setzte mich auf den Beifahrersitz. Gabe sah mich strahlend an. »Natürlich, ich erkläre dir gerne Sachen.« Er startete das Auto und fuhr los. Es war sehr früh morgens, weswegen die Straßen leer waren und wir schnell voran kamen. »Ich sagte ja das ich teilweise wenn du dich mir öffnest ich sehen, hören und fühlen kannst was du wahrnimmst.«
»Ja und ich habe noch immer keine Ahnung was öffnen bedeutet«, sagte ich dazwischen.
»Das bedeutet das du deinen Geist geöffnet hast, für äußerliche Einflüsse. Den gleichen Effekt kriegst du wenn du meditierst. Man kann das trainieren.« Ich nickte bei jedem zweiten Wort, und schielte immer wieder auf die Straße, weil ich mich sehr beobachtet fühlte (damit meinte ich nicht Gabe, der mich ebenfalls ansah und nur zwischen durch auf die Straße schaute).
»Natürlich können nur der Erschaffer und sein Jungvampir oder seine Jungvampirin sich selber wahrnehmen, also du würdest das jetzt nicht mit Cole hinbekommen.«
Gabe sagte mir noch er würde es mir beibringen und noch das ich sicher sehr schnell Fortschritte machen würde, da ja sein Gift durch meinen Körper fließt. Während dessen fühlte ich mich immer noch beobachtet, doch ich versuchte das unangenehme Gefühl von Augen im Rücken zu verdrängen. Eigentlich sollte ich meinem Bauchgefühl direkt folgen. Als Elitejägerin wusste ich, dass ich meinem Bauchgefühl trauen konnte. Doch die Tatsache das Gabe anscheinend nicht das Gefühl hatte verfolgt zu werden (oder er konnte es ziemlich gut verbergen) ließ mich denken ich wäre paranoid.
»Gabe«, unterbrach ich Gabe irgendwann. Er hob fragend die Augenbrauen. Ich wusste nicht mehr ganz warum ich ihn unterbrochen hatte, vielleicht um einfach mich von meiner Panik verfolgt zu werden abzulenken. Da Gabe nun wartete, musste ich mir schnell etwas ausdenken. »Wie… Wie…« Ich sah mich um, auf der Suche nach irgendetwas. Mein Blick fiel auf die CDs zwischen uns in der Ablage. »Wie findest du Musik?« Gabe sah mich verwirrt an. »Musik?« Offenbar hatte ich mein Themenwechsel etwas zu sehr aus der Fassung gebracht. Doch er fing sich sehr schnell wieder. »Ich mag Musik und du? Magst du Musik?«
»Ja ist ganz schön. Vor allem Abends, nach einem harten Arbeitstag, mit entspannter Musik geht es einem sofort wieder besser. Oder zum Einschlafen ist es auch ganz nett.« Gabe grinste mich mit einem süffisantem Lächeln an.
»Schlafen du und Cole viel?« Für diese Frage erntete er einen bösen Blick. »Willst du damit irgendetwas andeuten?«, fragte ich, obwohl mir die Zweideutigkeit in seiner Frage nicht entgangen war. Mein genervter Ton ließ Gabe noch mehr grinsen. »Du meinst abgesehen davon, dass ich seit dem wir näher aneinander sind, öfter in deinen Geist blicken kann und so gut wie alles mitkriege was du machst? Nö.« Er wandte sich immer noch grinsend von mir ab. Ich starrte ich fassungslos an. »Raus aus meinem Kopf!«, sagte ich schließlich, was ihn lachen ließ.
»Keine Sorge, sobald ich merke das ich geistlich bei dir bin, lasse ich immer von dir ab, um dir deine Privatsphäre zu lassen, was nicht heißt das ich nicht ein ganz wenig mitbekomme.«
»Warte ab, irgendwann werde ich das bei dir auch machen.«
Gabe lachte wieder, dieses mal lauter. »Lach doch nicht, ich meine das ernst!«
»Aber du bist so süß.« Er strich mir über die Wange und lächelte mich an. »Und noch so jung und verletzlich. Was dich noch süßer macht, Schwester.« Ich sah aus dem Fenster und sagte ab dann nichts mehr.
Keine drei Minuten später waren wir da.












Jaden








Ich ging in die Knie und senkte ehrfürchtig den Kopf. »Mein.«
»Erspare dir dein geschleime Jaden! Du hast sie verloren.« Luzifer beugte sich von seinem Thron etwas nach vorne und sah mich zornig an. »Du hattest eine einfach Aufgabe. Eine einfache Aufgabe und hast versagt. Das schlimmste, du kommst erst Jahre später damit zu mir.« Ich sagte nichts und blickte auch nicht mehr auf. Meine Flügel lagen gesenkt auf dem Boden, dennoch war mein ganzer Körper angespannt.
Ohne aufzublicken spürte ich wie Luzifer aufstand und vor mir auf und ab ging. »Wenn du nicht einer meiner treusten Leute wärst würde ich dich jetzt auf der stelle in Stücke reißen«, zischte er. Noch immer sagte ich nichts.
»Erkläre mir was passiert ist und seit wann sie weg ist.« Jetzt wo er mir direkt ansprach, musste ich ihm antworten. »Mein Gebieter, ich wusste in der Tat schon länger von ihrem Verschwinden. Lange habe ich die White Brüder beobachtet, sie haben sie jedenfalls nicht versteckt gehabt. Allerdings wissen sie auch nicht wo sie ist. Abgehauen ist sie direkt nach dem ersten Treffen mit Euch.«
Luzifer fauchte und brüllte laut auf. »Man hat mir gesagt ihr Vater wäre ihr auf die Schliche gekommen und sie müsste schnell weg.« Dies war nicht an mich gerichtet, sondern Luzifer sagte das eher zu sich selber. Schließlich blieb er direkt vor mir stehen. Meinen Kopf ließ ich noch immer gesenkt, aus Respekt meinem Herrscher und König gegenüber.
»Jaden. Mein Junge. Hebe den Kopf und sieh mich an.« Ich tat was er sagte und sah ihn das nun jüngere Gesicht von Luzifer. Luzifer änderte immer sein Erscheinungsbild. Am meisten aber sah man ihn als Mann, Mitte dreißig und mit einer sehr bedrohlichen Aura.
»Ich will das du sie findest und mir alles berichtest was sie macht. Hänge dich an die White Brüder dran. Sie werden dich sicherlich irgendwann zu ihr führen. Du rufst mich an, sobald du sie gefunden hast, verstanden?«
»Ich habe verstanden mein Gebieter«, sagte ich ruhig. »Gut. Jetzt erhebe dich und tu was ich dir gesagt habe.« Langsam ging ich hoch, mit noch immer gesenkten Flügeln und Kopf. »Geh.«

Die White Brüder fand ich schnell. Sie waren nicht schwer zu finden, Gabe White machte kein Geheimnis draus wo sie sich gerade befanden. Ich hatte ein paar Vampire belauscht, die darüber geredet hatten. Doch als ich mich auf den Weg nach Rio machen wollte, waren die White Brüder schon auf dem Weg zurück nach Paris, weswegen ich blieb und wartete. Ich wartete mehrere Tage, bis ich wieder in die nähe der White Brüder ging. Beziehungsweise suchte ich Gabe White auf, der nicht alleine in seinem Auto saß. Zu meinem überraschen (und Erleichterung) saß Amy mit in seinem Wagen. Ich folgte den beiden still bis zu einem alten Gebäude, wo die zwei ausstiegen.








Gabe






Wir gingen langsam auf das Gebäude des Avas Clans zu. »Bleib hinter mir«, sagte ich zu Cia, als wir an der Tür standen. »Gabe, ich bin eine genau so gute Jägerin wie du.«
»Natürlich, ich weiß.« Dennoch ging ich vor, in dem Moment war mein Beschützerinstinkt größer. Ich spürte das hier irgendwo Gefahr war und Cia war meine Schwester. Ich musste sie beschützen.
Die Brüder des Avas Clans konnte ich gut hören. Wahrscheinlich wussten sie das wir hier waren und suchten uns auch. Wenn sie es nicht wussten, wären sie sehr schlechte Jäger.
Wir waren im hinteren Teil des Gebäudes, als wir Dominik über den Weg liefen. Jedenfalls fast.
Ich drückte Cia noch rechtzeitig in die Ecke, als er an uns vorbei lief. Doch als er fünf Meter weiter gelaufen, drehte er sich um und sah uns direkt an.
»Was für eine schöne Überraschung«, sagte er spöttisch und klang sehr wütend. Wovor er nur noch ein Wort sagen konnte, holte ich meine Pistole aus meiner Jackentasche und zielte auf ihn. Cia tat es mir gleich und sah ihn ernst an.
»Ihr hätte nicht her kommen dürfen«, sagte Dominik ernst und trat einen Schritt auf uns zu. Ich entsicherte die Pistole, bereit abzuschießen. »Wisst ihr, wir sind sehr wütend, weil deine Familie uns unsere Schwester weggenommen hat.« Jetzt sah er mich direkt an.
»Dafür nehmen wir dir deine Schwester weg. Nur das ist fair.« Genau in dem Moment, kamen Dan und Leo, schwer bewaffnet herein. Sie warfen Dominik ebenfalls eine Waffe zu und schon waren sie uns überlegen.
Ich würde nicht zulassen, dass sie in Cias Nähe kommen würden und wenn es das letzte wäre, was ich verhindern muss. Als alle drei auf uns zu kamen, drückte ich Cia hinter mich und machte mich bereit gegen drei Vampire zu kämpfen.
»Schnappt sie euch«, zischte Leo wütend. Alle auf einmal stürzten sie auf uns. Leo und Dominik griffen mich und Dan griff Cia an. Cia kämpfte gut, weswegen ich mich auf meine Gegner konzentrierte. Zu aller erst, trat ich beiden die Waffen aus der Hand, verlor aber dabei meine eigene.
Leo kam von rechts und schlug in Vampirgeschwindigkeit mit den Fäusten nach mir. Ich wich ihm aus und Dominik kam direkt von der anderen Seite und trat nach meinen Bein. Ich machte einen Flickflack über Dominik und trat so Leo zu Boden, er wurde sofort Ohnmächtig. Dann wandte ich mich an Dominik, der eine der Pistolen aufgesammelt hatte und nach mir schoss. Zwei Kugeln trafen mich am Bein und obwohl es mich eigentlich nicht allzu verletzte, knickte ich dennoch ein. Immerhin waren da zwei Metallkugeln in meinem Bein. Dann waren die Kugeln zu Ende und Dominik musste erst nachladen.
Cia hob den Kopf, als sie den Knall hörte und sah mich erschrocken an, genau in dem Moment packte Dan ihren Kopf und rammte ihn gegen die Wand. Ich knurrte wütend als ich das hörte. Cia stand sofort wieder auf und stürzte sich auf Dan, der auf dem Boden fiel. Abgelenkt von Cia, bemerkte ich nicht sofort, wie Dominik die Waffe wegschmiss und lieber nach einem Messer griff. Er sprang auf mich zu. Ich griff nach seiner Hand mit dem Messer, drehte sie von mir weg und warf ihn über meiner Schulter zu Boden. Dort trat ich ihn einmal ins Gesicht, doch er packte davor meinen Fuß und drehte ihn um, so dass ich auf dem Boden landete. Ich schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf und wollte direkt wieder aufstehen, aber Leo war wieder aufgewacht, drehte mich auf den Bauch und verdrehte meine Arme auf dem Rücken. Dominik griff nach meinem Kopf und hämmerte ihn so lange auf den Boden, bis mir schwarz vor den Augen wurde.
Das letzte was ich sah, war Cia, die Dan gegen den Kopf trat und sich gut durch kämpfte. Dabei empfand ich sehr großen Stolz.

Als ich wieder aufwachte, lag ich in einer Zelle. Meine Kopf dröhnte, dennoch sprang ich auf. Ich wurde von dicken Metallstäben eingekesselt, die allesamt Vampir dicht waren. Verdammt, ich musste hier dringend raus und Cia helfen, falls sie es nicht geschafft hatte und sie ihr noch nichts getan hatten. Ich konzentrierte mich auf Mike.
Mike? Mike? Mike? Mike?
Gabe was ist?
Verdammt Mike, ich war noch nie so froh dich zu hören! Wir brauchen Hilfe, diese Wichser haben uns geschlagen.
Shit Gabe, wie geht es euch? Wir kommen sofort und Cole auch.
Mir geht es soweit so gut. Allerdings haben sie es auf Cia abgesehen und sie haben sie irgendwo anders hingebracht. Da wir uns allerdings unterhalten können, ist sie noch am Leben.
Okay, Gabe wir sind sofort da, halte die Stellung.
Beeilt euch.
So, jetzt kam unserer Verstärkung, ich musste hier nur irgendwie raus. Ich sah mir das Schloss genauer an. Wenn ich etwas spitzes finden sollte, dann könnte ich das Schloss knacken.
Als ich meine Zelle genauer ansah, fand ich ein Fenster, oben in der Ecke. Ich hangelte mich an den Gitterstäben nach oben und schaute, ob irgendetwas auf dem Boden lag, was mir Hilfreich erschien. Ich tastete etwas, bis meine Hand auf etwas rundes, glattes stieß. Ich spähte nach draußen.
»Oh nicht du«, zischte ich.
»Satan ist wütend auf dich, Gabe White.« Ich funkelte den gefallenen Engel, dessen Namen ich schon nicht mehr wusste wütend an. »Siehst du nicht das ich beschäftigt bin?«
»Wo ist Amy?«, fragte er. »Sie heißt Cia. Cascia Bell.«
»Gut wo ist Cia?«
»Weiß ich nicht.« Ich hasste es zugeben zu müssen, dass ich nicht wusste wo sie ist. Vor allem vor dem gefallenen Engel. Leider war auch er meine einzige Chance. »Äh….« Jaden, er hießt Jaden!
»Jaden, ich… Brauche deine Hilfe.« Ich knirschte mit den Zähnen. »Sie wollen sie umbringen.«
Jaden holte tief Luft. »Du willst meine Hilfe, Vampir?«
»Ja«, stieß ich hervor. »Okay. Ich werde sie suchen und befreien. Was ist mit dir?«
»Meine Brüder kommen, aber ich glaube bis die da sind, könnte es für Cia schon zu spät sein«, sagte ich und fühlte mich noch mehr erniedrigt. Cia war meine Schwester und ich hatte es verbockt auf sie aufzupassen. »Okay, habe verstanden.« Jaden wandte sich schon ab, als ich ihn zurück rief und meine Hand raus streckte. »Danke.« Jaden nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Er griff nach meiner Hand. »Kein Problem.«


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Guten Morgen!!

Hier nun Teil 33 🤗🤗 Ich will mich an dieser Stelle für 3K reads bedanken ❤❤

LG Olcay

Bitteres Blut- BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt