Teil31

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Als wir in der nächsten Nacht in der französischen Innung, alle zusammen vor einem Computerbildschirm hockten und die Überwachungskameras nach den Avas absuchten, merkte ich das alle heute irgendwie anders waren. Cole wirkte etwas hyperaktiv und wippte die ganze Zeit mit dem Fuß, während die anderen genau so zappelig waren. Nicht das sie sonst nicht zappelig waren, aber heute wirkte alles ein wenig merkwürdig. Als Jägerin spürte ich, wenn etwas nicht stimmte. Doch immer wenn ich Cole fragend ansah, sah er fragend zurück. »Also die Avas Brüder gehen nicht so oft auf die Straße, wie es scheint«, meinte Mike und klickte sich weiter zu der nächsten Kamera. »Schau nach den Überwachungsvideos, von den Tagen, wo die Mädchen verschwunden und ihre Leichen abgelegt worden sind«, sagte Jonas und runzelte konzentriert die Stirn.

Dann gingen wir diese Videos ebenfalls durch.

»Moment, spul mal etwas zurück«, sagte ich. Mike machte was ich sagte. »Ja, warte das ist genug. Geh noch einmal eine Sekunde zurück.« Mike tat dies. Tatsächlich hatte ich das gesehen, was ich finden wollte. »Habt ihr das gesehen? Vorhin, stand da sechs Uhr dreiundzwanzig und vierunddreißig Sekunden. Jetzt steht da acht Uhr drei und sechzehn Sekunden.« Ich tippte auf die Zeitleiste. »Jemand, vermutlich unsere lieben Verdächtigen, die Avas Brüder, haben Videomaterial raus geschnitten«, sagte Cole sachlich und starrte auf das Bild. »Na großartig. An den Ausschnitt werden wir nicht mehr kommen«, sagte Nick und sein Blick verfinsterte sich. Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann sollten wir uns eine Genehmigung für eine Verhaftung holen.«

»Keine gute Idee. Die Avas Brüder dürfen nicht wissen, dass wir sie verdächtigen die Kinder ermordet zu haben«, meinte Nick.
»Werden sie auch nicht. Sie haben ihre Schwester nicht registriert, wir könnten sie dafür verhaften und sie verhören. Dabei können wir ein psychologisches Gutachten machten und vielleicht noch mehr über sie herausfinden.«

»Ha! Perfekt!«, rief Greg und zog damit die Aufmerksamkeit der anderen arbeitenden Jäger auf sich. »Ich kümmere mich darum«, sagte Gabe, der heute recht Schweigsam war, was auch untypisch war und meinen Verdacht, dass etwas los war nur noch mehr bestätigte.

Cole und ich holten uns die Genehmigung und fuhren mit ein paar Wachen zu den Avas Brüdern und nahmen sie in Gewahrsam. Ich lief schnell die Treppe hoch und folgte dem Menschengeruch, bis ich Sarah fand. Sie zuckte erschrocken zusammen, als ich ins Zimmer trat. »Du«, sagte sie und klang erfreut. Ich lächelte das Mädchen an. »Hi Sarah! Steh auf, ich nehme dich mit in die Innung. Da gibt es Leute die dir helfen wollen.« Ich hielt ihr meine Hand hin. Sarah blickte auf meine Hand, nahm sie aber nicht. »Was ist mit...«
»Deine Brüder können dir nichts tun. Es ist alles in Ordnung.« Sarah war noch sichtlich verwirrt, griff aber nach meiner Hand und ließ sich von mir hochziehen. Sarah humpelte, also stütze sie sich an mir ab. Zusammen gingen wir nach unten, wo es noch von Wachen wimmelte.

Wir stiegen in einen schwarzen Van und fuhren dann zur Innung.

»Was meinst du, wie lange sie bei denen war?«, fragte Nick mich. Wir standen vor einer Scheibe und blickten in einen Untersuchungsraum, wo ein Arzt Sarah gerade untersuchte. Gabe, Mike, Jonas und Greg versuchten den Leiter der französischen Innung zu finden. Cole bereitete das Verhör für die Avas Brüder vor. Nick und ich blieben bei Sarah. »Ich denke ein paar Jahre.« Der Arzt tastete gerade Sarahs Knochen ab und verbannt dann schließlich ihren Fuß. »Sie haben sie Jahre lang eingesperrt. Furchtbar.«

»Als ob ihr was anderes gemacht habt.« Nick zuckte unter meinen Worten merklich zusammen. Mir wurde bewusst, dass das zu hart gewesen war.

»Wir haben einen Fehler gemacht...«, fing Nick an. »Entschuldige, dass war sehr blöd von mir gewesen.« Ich strich Nick über die Schulter. »Wir haben dieses Thema schon mehrfach durchgekaut. Ich sollte nicht mehr davon anfangen und es euch unter die Nase reiben«, gab ich zu und lächelte ein wenig. Nick lächelte ebenfalls und legte einen Arm um meine Schultern.

Der Arzt sagte noch ein paar Worte zu Sarah und verließ dann den Raum und ging auf uns zu.

»Wie geht es ihr?«, fragte Nick den Arzt. »Sie ist unterernährt, hat drei gestauchte Rippen und ein angebrochenen Knöchel.«
»Also nicht so gut«, sagte ich und schaute zu Sarah herüber, die noch immer auf dem Untersuchungstisch saß. »Sie wird schon wieder, körperlich jedenfalls. Am besten wäre, wenn man einen Psychologen zu ihr schicken würde«, schlug der Arzt vor. Nick und er unterhielten sich noch darüber, welcher Psychologe da am besten in Frage kam. Ich machte mich auf die Suche nach Cole, denn ich wollte bei dem Verhör der Avas Brüder dabei sein.

Ich fand Cole im Verhörraum H. Er legte gerade ein paar Akten und Fotos (von den Opfern) auf den Tisch. Ich umarmte ihn von hinten, legte meine Wange auf seinen Rücken und schloss die Augen. Cole drehte sich um und nahm mich ganz in den Arm. Dann hob er mit einem Finger mein Kinn hoch und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. »Ich liebe dich«, sagte er zwischen zwei Küssen.

»Ich dich auch«, sagte ich, als er zu meinem Hals wanderte. Seine Hand fuhr meine Taille herab zu meiner Hüfte. Ich kicherte. »Wollen wir das nicht lieber auf später verschieben? Hier kann jeder einfach rein platzen.« Widerwillig löste Cole sich von mir, drückte mir einen letzten Kuss auf den Mund und biss zaghaft in meine Unterlippe. »Gut, wir machen später weiter.«

Wir teilten uns auf. Ich übernahm Leo, Cole sprach mit Dan und mit Dominik wollte Gabe sprechen.

Als ich in den Versuchsraum E eintrat, saß Leo Avas auf seinem Stuhl und beobachtete, wie ich mich auf den Stuhl, auf der anderen Seite des Tisches setzte. Leos kurze, schwarze Haare standen unordentlich ab. »Wozu ein Verhör? Ihr habt doch unsere Schwester. Obwohl das euch eh nichts bringt. Wir werden uns freikaufen.«

»Schön für euch. Ich würde aber gerne darüber mit dir sprechen.« Ich schob ihm die Akte von meinem Fall hin. Leo öffnete sie und las sie durch. Ich merkte wie sein ganzer Körper sich anspannte, er rutschte auf seinem Stuhl herum. Ein Mensch hätte das alles nicht bemerkt, aber als Vampir und dann noch als Elitejägerin, sah ich alles. »Ich blicke immer noch nicht durch.« Er schob mir die Akte wieder herüber. »Dann sagt dir das vielleicht etwas.« Ich schob das Bild von Dominik rüber. »Was hat dein Bruder in einem Kindergarten, mitten am Tag zu tun?«

Leo zuckte mit den Schultern. »Er wollte ein Kind adoptieren, dachte das wäre ein Waisenhaus, aber dann hat er gemerkt, dass er falsch liegt und ist gegangen.« Ich rollte mit den Augen. »Verarschen kannst du auch wen anderes.«

Leo tischte mir noch weitere Ausreden auf, die immer lächerlicher wurden. Ich wusste, ich würde aus ihm nichts raus bekommen, also versuchte ich wenigstens mehr in seinen Kopf zu schauen. Doch auch da kam ich nicht weit. Nachdem ich fast zwei Stunden mit ihm geredet hatte, wurde ich aus dem Verhörraum gerufen.

Meine Brüder, Cole und der Leiter der französischen Innung, standen vor der Tür und der Leiter sah überhaupt nicht glücklich aus.

»Ihr könnt nicht einfach Vampire verhaften, nur weil ihr annimmt, sie wären die Täter«, zischte er sauer. Ich starrte Gabe an. Warum hatte er dem Leiter alles erzählt? »Monsieur, wie ich schon sagte, wir haben Beweise.«
»Das sind nur Spekulationen! Eure Beweise sind alle schlecht und so können wir sie nicht verhaften.« Also stand er doch auf unserer Seite? Natürlich. Niemand konnte Gabes Überredungskünsten widerstehen. Jetzt wendete der Leiter sich an mich und Cole. »Ihr zwei! Entweder ihr werdet langsam mal Handgreiflich, oder ihr geht wieder dahin, von wo ihr gekommen seid. Lasst die drei frei und ihre Schwester gebt ihr ihnen mit.« Letzteres war für die Wachen, die an der Tür in die Verhörräume standen. Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. »Habe ich richtig verstanden? Er will das wir die drei angreifen?« Cole zog überrascht die Augenbrauen hoch.

»Ja also, damit meint er, dass ihr mehr arbeiten sollt«, antwortete Greg und zuckte die Schultern. »Das sagt er aber zu jeden, also müsst ihr euch da keine Sorgen machen. Er meint das nicht ernst.«

Irgendwie glaubte ich das nicht.


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Heyy!!


Ja, von mir ist ein Monat lang nichts mehr gekommen. Ich habe im Moment nicht viel Zeit an dieser Geschichte zu schreiben, hoffe aber dennoch mehr als nur einmal pro Monat updaten zu können.



LG Olcay

Bitteres Blut- BrüderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt