So vergingen die nächsten zweieinhalb Wochen, eh es in meinem Zimmer, als ich vom Schultag genervt die Tür hinter mir zuschlug, plötzlich knallte und ein Brief von der Wand herunter gesegelt kam.
Vor Schreck sprang ich einen Schritt zurück und presste mich mit dem Rücken gegen die Wand.
Erst, als er auf dem Boden aufkam, atmete ich wieder ein und beruhigte mich wieder. Einige Momente später lachte ich über meine eigene Reaktion los.
Langsam ging ich auf den Brief zu und hob ihn schließlich auf. Als ich den Absender sah, konnte ich es kaum glauben.
Dumbledore hatte auf meinen Brief geantwortet! Das bedeutete, dass er angekommen sein musste und meine Krankenflügelaufenthalt nicht ganz umsonst gewesen war.
Ich sprang total aufgeregt auf mein Bett, mit dem Brief in der Hand und sah ihn eine Weile lang nur an. Ohne mich weiter nervös zu machen und über den Inhalt Gedanken zu machen, riss ich ihn auf.
Wenige Minuten später bereute ich es...
Aufgebracht sprang ich vom Bett und legte (von meinem Unterverstand gesteuert) einen Stillezauber auf mein Zimmer, eh ich anfing meine Kehle auszuschreien.
''Wie kann er nur? WIE KANN ER?! Dieses widerliche ARSCHLOCH! Was bildet er sich ein?! ICH WERDE IHN UMBRINGEN! Ich werde ihn umbringen! Ich schwöre es bei allem! BEI ALLEM!'' Weiter kam ich nicht, denn ich brach zitternd und unter Tränen zusammen.
Mein letzter Gedanke, bevor ich in der Dunkelheit versank, war, dass er sterben würde.
Für alle, denen nicht ganz klar ist, von wem ich hier rede: natürlich Albus Dumbledore.
Als ich wieder in das Reich der Lebenden zurück kehrte, war es draußen stockfinster; die Uhr bestätigte das. Doch ich war munter und konnte trotz der Uhrzeit nicht wieder einschlafen. So beschloss ich nach draußen zu gehen.
Auf den Ländereien angekommen, legte ich mich auf einen Felsen neben dem See. Die Sterne schienen so nah, so nah, als müsse man nur nach ihnen greifen. Ich sah kurz zum Schloss herauf, doch alle Lichter waren geloschen.
Beruhigt sah ich wieder nach oben und urplötzlich kamen wieder Tränen hoch. Diesmal allerdings aus Schmerz und nicht aus Wut. Diese Nacht erinnerte mich so sehr an Draco. Oh, Gott (soweit Zauberer einen hatten)! Wie sehr ich ihn vermisste.
Ich zwang mich die Augen offen zu halten und die Sterne anzusehen, und, obwohl meine Sicht verschwamm, schaffte ich es.
Nach einiger Zeit ging ich in eine Art übermächtigen Zustand über. Es fühlte sich nicht real an, so als würde man sich von außerhalb betrachten.
Dieser ‚Zustand' brachte mich dazu aufzustehen und wie in Trance in den See zu waten. Das Wasser war eisig, doch diese Tatsache brachte mich nur zum Lächeln. In vollkommener Glücksseligkeit tauchte ich meinen Kopf unter Wasser. Stehend reichte es mir bis zur Hüfte und, als ich wieder auftauchte, breitete ich meine Arme aus und drehte mich lachend und mit dem Gesicht zum Himmel im Kreis.
Nachdem das Gefühl etwas abgeebbt war, nahm ich meinen Zauberstab und ließ weiße Rosenblütenblätter auf mich herabregnen, was von sanfter Musik begleitet wurde.
''Bravo, McRose!'', drang eine männliche Stimme zu mir hindurch, woraufhin Applaus ertönte. Erschrocken und peinlich berührt zugleich, drehte ich mich um. Die Gestalt am Seeufer war unverkennbar als Tom Riddle zu identifizieren, weshalb ich mich wieder wegdrehte und versuchte den Blick in meinem Rücken zu ignorieren. Doch Riddle hasste es anscheinend, wenn man ihn nicht beachtete und sprach einfach weiter.
''Einen Beschwörungs- und Tonzauber gleichzeitig und Nonverbal hätte ich dir gar nicht zugetraut.''
Ob er wirklich erstaunt war, oder sich über mich lustig machte, konnte ich aus seiner Stimme nicht heraushören. Als ich nicht antwortete, fuhr er einfach damit fort mich zu nerven.
''Ist dir nicht kalt da unten? Das Wasser dürfte nur ungefähr zehn Grad haben.'' Wie aufs Stichwort wurde mir kalt, doch etwas anderes ließ mich umdrehen. ''Komm her, McRose, du musst kurz vorm erfrieren sein.'', dabei zog er seinen Slytherinmantel aus. Sorgte er sich, oder hatte er vor mich fertig zu machen, sobald ich auf ihn zuging?
Er fluchte und watete zu mir ins Wasser. Ich blieb stehen, unfähig zu begreifen, was hier vor sich ging. Er warf seinen Mantel um mich und legte einen Arm um meine Schultern. Ich folgte ihm ans Ufer, wo er einen Trocknungs- und Wärmezauber auf uns sprach und mich zu sich auf den Felsen zog.
Ich konnte mich vor lauter Unverständnis nicht vom Fleck rühren. Was hatte er genommen, dass er sich so benahm? Was auch immer es war, er sollte es öfters nehmen, denn er war so... menschlich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit zwang ich mich dazu mich zu entspannen und lehnte mich leicht an ihn. Kurz darauf legte ich meinen Kopf an seine Schulter und schloss meine Augen.
Es ging Wärme von ihm aus, die man bei solch einem charakterlich kalten Menschen nie erwartet hätte. Ich fühlte mich, um ehrlich zu sein, wohl in seinen Armen.
Das konnte ja wohl nicht mein Ernst sein!
Mit einem Ruck löste ich mich von ihm und sprang auf. In einer fließenden Bewegung gleitete sein Umhang von meinen Schultern.
Er rief meinen Nachnamen, dann meinen Vornamen, doch ich drehte mich nicht um, auf meinem Weg zum Schloss.
Am nächsten Tag war Freitag und ich war trotz der nächtlichen Wanderung sehr ausgeschlafen. Ich erzählte keinem von dem was passiert war. Die Mädels hätten mir sowieso nicht geglaubt, oder mich nie wieder alleine raus gelassen. Ich schüttelte grinsend den Kopf, was dazu führte, dass ich mitten in jemanden herein lief. Nichts ungewöhnliches, konnte man meinen. Es war auch nichts ungewöhnliches, normalerweise.
Normalerweise entschuldigte man sich auch und lief einfach weiter.
Doch heute schien eine Ausnahme zu sein. ''Kannst du nicht aufpassen, Schlange?!'', fuhr mich der 7.Klässler aus Gryffindor an. ''Du hast doch genauso wenig aufgepasst.''. zischte ich fast schon belustigt zurück. Jetzt war für gewöhnlich der Zeitpunkt, an dem der Gryffindor den Rückzug antrat, weil ihm keine Erwiderung mehr einfiel. Leider hatte ich an diesem Punkt nicht mit meinem heißgeliebten Vertrauensschüler gerechnet. ''He, Fragrance!'', rief Riddle. Der Gryff drehte sich noch einmal um. ''Zwanzig Punkte abzug, wegen dem Beleidigen einer Mitschülerin.'', schleuderte er ihm entgegen.
Mein Gesicht wurde genauso zum Ausdruck purer Sprachlosigkeit, wie das von Fragrance. ''Wie bitte? Wenn sie mich ‚Löwe' nennen würde, wäre es auch keine Beleidigung!'', verteidigte er sich, mit letztem gryffindorischem Mut.
''Es ist eine Beleidigung auch nur mit dir reden zu müssen, Fragrance.'', erwiderte Riddle so leise, dass jeder im Korridor die Luft anhalten musste, um ihn verstehen zu können. Ich zog, wie viele hier, scharf die Luft ein. ''Riddle, es reicht!'', raunte ich ihm ins Ohr.
''Du mischt dich nicht ein, McRose.''
''Soweit ich mich erinnern kann, geht es hier um mich.'' Es klingelte, doch keiner im gesamten Korridor bewegte sich. ''Als was spielst du dich eigentlich auf, Rosie? Als Streitschlichterin? Du bist alles, wirklich alles, aber keine Slytherin.''
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Hättest du gedacht, dass... [Tom Riddle FF]
FanfictionVon Australien nach England ziehen und dann auch noch die Welt retten? Das scheint Dumbledores Plan für die junge Hexe zu sein, die reinblütig genug ist, um im Hause Slytherin der 40er kein Aufsehen zu erregen und genug Züge der Malfoys abbekommen h...