Hättest du gedacht, dass......wir so widersprüchlich sind?

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Er machte eine Kunstpause. ''Einen Kuss.''

Ich sah ihn sprachlos an. ''Ich werde dich wohl kaum daran erinnern müssen, wessen Schuld es ist, dass wir hier sind, Riddle. Es ist deine Wiedergutmachung dafür und ich muss gar nichts geben.''

Er seufzte ergeben und streckte seinen Arm mit dem Buch aus. Ich griff nach dem Buch, doch er hielt es fest und zog mich zu sich. Ich konnte gar nichts machen, da lagen seine Lippen auf meinen.

Einen weiteren Moment lang war ich bewegungsunfähig, dann, aus reinem Reflex heraus, fuhr ich zurück und schlug ihn. Jetzt war er es, der sprachlos dastand, und während ich ihm noch einen giftigen Blick zuwarf und ging, stand er da und sah mir nach. Außerhalb der Bibliothek fiel mir auf, dass er gar nicht wirklich überrascht ausgesehen hatte, doch das war mir egal. Ein triumphierendes Lächeln erschien auf meinem Gesicht.

Auf dem Weg zur Küche konnte ich nicht anders, als zu springen und vor mich hin zu grinsen. Vor dem Bild mit der Obstschale blieb ich einen Moment lang verwundert stehen. Warum war ich so glücklich? Ich verdrängte die offensichtliche Antwort ins hinterste Eck meines Verstandes und kitzelte die Birne. Das Portal ins Paradies schwang auf, woraufhin ich eintrat.

Die Hauselfen bereiteten das Frühstück für den morgigen Tag vor. Sie schienen erstaunt zu dieser Uhrzeit jemanden hier zu sehen, doch die Überraschung währte nur kurz, bevor sie auf mich zustürmten.

Auf meine höfliche Nachfrage hin, brachten sie mir vom Abendessen übrige Nudeln und Erdbeersaft.

Es war bereits nach zehn und die Sperrstunde hatte angefangen, was bedeutete, dass ich Gefahr lief Riddle wieder über den Weg zu laufen. In alle Richtungen schauend, legte ich einen Unauffälligkeitszauber auf mich.

Ich kam ohne ihm zu begegnen in den Gemeinschaftsraum. Vor Glück aufatmend lief ich in mein Zimmer, schloss ab und schlief bald darauf ein.

Am nächsten Morgen war Samstag. Ich wachte auf, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen und den tanzenden Staub in der Luft sichtbar machten. Sofort legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich machte mir nicht viele Gedanken um dem Grund für meine Fröhlichkeit und genoss einfach das schöne Gefühl.

Nachdem ich mich angezogen hatte, übte ich mich das erste Mal an dem Zauber, der die Tinte verschwinden lassen sollte. Man musste ihn mehrere Male anwenden, damit die überschüssige Tinte verschwand. Am Schluss blieb der Text in meiner geschwungenen Handschrift übrig und ich legte die Rollen auf den Schreibtisch, der gegenüber meines Bettes stand.

Im Gemeinschaftsraum saß Riddle vor dem Kamin und starrte ins Feuer. Dadurch, dass er mit dem Rücken zu mir saß, vermutete ich nur, dass er ins Feuer starrte. Es war mir auch ziemlich egal, was er tat –das redete ich mir zumindest ein- , doch die Zischlaute, die er von sich gab, hatten etwas...nunja...beängstigendes.

Ich lief langsam und leise auf ihn zu. Er war nicht gegenwärtig hier, sonst hätte er mich schon längst bemerkt und dann sah ich auch den Grund. Eine kleine Schlange hatte sich um seinen Arm geschlängelt. ''Ist das Parsel?'' 

Meine Stimme klang hell und klar in dieser Stille. Er zuckte zusammen, eh er langsam, ganz langsam, seinen Kopf zu mir drehte.

Zu meinem Erstaunen stellte er keine banale Gegenfrage, um vom Thema abzulenken, so wie er es sonst immer tat, sondern antwortete einfach. ''Ja.'' Ein Wort, so schlicht und einfach und unerwartet, dass ich im ersten Moment nicht registrierte, was er mir da gerade bestätigt hatte. Ich setzte mich neben ihn und streckte langsam meine Hand aus, um hauchzart über den Kopf der Schlange zu fahren. Riddle sah mich wie erstarrt an.

''Was sagt sie?'', fragte ich in einem bewusst unschuldigen Tonfall, als das Wesen etwas zischte. Ich sah wieder zu ihm. Er sah weg, zu der Schlange, zu seinen Händen und dann wieder zu mir. ''Sie findet deine Hand angenehm warm.'', antwortete er in seinem gewohnten Ton, spitz und kühl. Er hatte sich wieder gefasst. Sein Schock war überwunden und er war wieder ganz im Hier und Jetzt. Ich blieb bewusst entspannt sitzen und sah ihm offen in die Augen. Er sollte nicht wissen, dass ich wusste, was er mir damit gesagt hatte, als er mir bestätigt hatte, dass er Parsel sprach. Ich hatte es selbstverständlich schon vorher gewusst, doch es aus seinem Mund zu hören, war gefährlich. Gerade dann, wenn er beschloss, dass sein Gegenüber zurechnungsfähig war und somit eine Gefahr für ihn darstellte.

''Ich gehe frühstücken.'', sagte ich und stand auf.


Er folgte mich nicht.

Ich frühstückte mit Zachary und ging danach mit ihm auf die Ländereien. ''Lust zu fliegen?'', fragte er grinsend. ''Klar, immer!'', bestätigte ich, ebenfalls grinsend.

''Accio Feuerstern!'', rief er und ich tat es ihm einen Moment später mit ''Accio Sternenglanz!'' nach. Als ich meinen in der Hand hielt, sah er mich mit großen Augen an, oder besser gesagt, den Besen. ''Du hast einen Sternenglanz?'', stellte er mit leuchtenden Augen fest. Wenn er nur wüsste, dass ich fünfzig Jahre in der Zukunft einen Feuerblitz besitze...

''Sieht so aus.'', erwiderte ich grinsend. ''D-Darf ich?'' Ich hielt ihm den Besen entgegen, den er ehrfürchtig in beide Hände nahm. ''Aber fliegen tu ich ihn.'', lachte ich und riss ihm meinen Besen aus der Hand und flog wenige Augenblicke im Steilflug nach oben. Er folgte mir lachend.

Es war schön mal wieder zu fliegen. Dann kam immer das Gefühl in mir auf, dass alles möglich war, gefolgt von grenzenloser Freiheit.

Ich lachte aus dem Nichts auf und drehte mich in Pirouetten weiter nach oben.

''Au-au-uuuuuuu'', jaulte Zachary weiter unten auf. Ich stimmte mit in das Wolfsheulen ein und ging in einen Sturzflug über, direkt auf ihn zu. ''Ahh, Hilfe!'', schrie er und flüchtete. Ich legte in einer eleganten Kurve zur Verfolgung an. Schnell holte ich ihn ein und konnte nicht anders, als zu lachen. Es war einfach nur toll! 

Das Fliegen.

Der Moment.

Zachary erinnerte mich etwas an die Zwillinge, sein Lachen war identisch mit dem von Fred und George.

Ich hätte mehr mit ihnen machen sollen, als ich noch die Zeit dazu gehabt hatte. Das Heimweh überkam mich mit einem Schlag und auf einmal war alle Fröhlichkeit verschwunden. Zachary stoppte lachend neben mir. Ich sah weg, damit er nicht meine Tränen sah.

Im Sturzflug raste ich auf den Boden zu, erst zwei Meter vor dem Aufprall zog ich meinen Besen nach oben und landete. ''He! Elanya!'', rief er. Ich rannte ins Schloss, denn mittlerweile flossen die Tränen in Sturzbächen über meine Wangen. Ich rannte Treppen hoch und immer höher. Die Schüler, denen ich begegnete, machten mir sofort Platz, wenn sie mich sahen. Ich ignorierte sie, auch wenn ich im Allgemeinen dankbar für ihr Verhalten war.


Oben auf dem Astronomieturm war der Wind beißend kalt. Er wirbelte meine Haare durch die Luft und trocknete die Tränen auf meinem Gesicht. Fred und George hätten nicht gewollt, dass ich wegen ihnen traurig bin. Außerdem war es nicht so, dass ich sie nie wieder sehen würde. Ich würde zurückkehren und sie so fest in die Arme schließen, sodass sie kurzfristig an Luftmangel leiden würden. 

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Hoffnung durchflutete mich.

Mein Gesicht in den kalten Wind haltend, schrie ich in den trüben Tag hinaus. Es tat unglaublich gut, warum, wusste ich bis heute nicht. Vielleicht, weil ich nun endlich ein Ziel vor Augen hatte, oder vielleicht, weil ich seine Anwesenheit gespürt hatte.

 Vielleicht, weil ich nun endlich ein Ziel vor Augen hatte, oder vielleicht, weil ich seine Anwesenheit gespürt hatte

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Hättest du gedacht, dass... [Tom Riddle FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt