Hättest du gedacht, dass......wir uns so nah und doch so fern sind?

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Er legte seine Hände auf meine Schultern und ließ mich schreien, bis ich verstummte. Ich lehnte mich an ihn, bevor ich mich umdrehte. Ich sah ihn an, ohne jegliche Regung. Eigentlich hätte ich geschockt sein sollen ihn zu sehen, hier, direkt vor mir, ohne jeglichen Hass oder Abneigung in seinem Blick, doch ich war es nicht.

Lediglich mein Herz schlug einen Takt schneller, als sonst. Etwas, dass ich mir nun eingestand, auch wenn ich über den Grund nicht ganz im Klaren war. Ich schob es auf Überraschung.

Ich umarmte ihn. Er versteifte sich, doch als ich nicht losließ, legte er sacht die Arme um mich. Eine angenehme Wärme durchzog mich, als er die Umarmung erwiderte.

''Wir sollten essen gehen, wir sind etwas spät dran.'', sagte er nach einer Weile, was seinen Brustkorb, auf dem mein Kopf lag, zum Vibrieren brachte. Ich stimmte ihm zu. Auf dem Weg zur großen Halle legte er seinen Arm um meine Schultern, eine Geste, die so unglaublich normal schien und so gar nicht zu Tom Riddle passte.

Als wir in die Halle eintraten, herrschte auf einmal Geistesstille, bevor wir sie zur Hälfte überquert hatten. Riddle ignorierte das und wirbelte mich zu nicht hörbarer Musik durch die Gegend und zwinkerte mir zu, als ob er mir sagen wollte: ignorier sie, wir sind besser als alle zusammen. Ich lachte leise auf, denn mit ihm an meiner Seite, fühlte ich mich tatsächlich so.

Als wir uns setzten, blieb es einen weiteren Moment lang still, dann begannen die Gespräche wieder. Die Slytherins hüteten sich allerdings, sich etwas anmerken zu lassen. Selbst die Jungen hielten ihren Mund, was mich sehr verwunderte.

Ich sah kurz von meinem Steak auf und sah, wie Zachary Tom ansah. 

Wütend.

Daniel stieß ihm in die Rippen, doch Zachary wendete seinen Blick nicht ab. Schließlich sah Tom auf, zuerst erwiderte er Zachs Blick - allerdings belustigt, wie mir schien - und dann sah er zu mir.

Sein Blick war warm. Es war komisch von ihm so angesehen zu werden, ungewohnt. ''Sehen wir uns heute Nachmittag, halb sechs?'', fragte er mir ins Ohr flüsternd. Ich musste mich sehr bemühen, keine Gänsehaut zu bekommen und nickte nur kapp.

So schnell ich konnte stand ich auf und verließ die Halle.

Was war nur mit mir los?

Ich hielt es nicht aus von allen so angestarrt zu werden. Von allen behandelt zu werden, als wäre ich eine Respektsperson. War es Respekt? Eigentlich war es eher Angst, die sie so handeln ließ. Doch Angst vor was? Was hatte ich ihnen getan?


Meine Füße trugen mich in den Raum der Wünsche. Allerdings blieb ich nicht lange alleine...

Mary stürmte keine zwanzig Minuten später in den Raum. ''Ely! Du hast die größte Show des Schuljahres verpasst!'', rief sie außer Atem.

Ich sah auf, doch kam zu keiner Antwort, da auch Katy nun durch die Tür gerast kam. ''Nein! Die Show ist erst morgen in Hogsmeade.'' Sie lachte, drehte sich im Kreis und ließ sich rücklings auf ein Sofa fallen.

Mine kam in den Raum geschlendert. Ich sah sie fragend mit hochgezogener Augenbraue an. ''Dieser Zachary hat Voldi zu einem Duell herausgefordert.'', sagte sie. Meine Kinnlade klappte nach unten. ''Nein'', meinte ich ungläubig.

''Doch!'', erwiederte Katy und brach in irres Gelächter aus. ''Es geht um dich, wie ich mitgekriegt habe.'', fügte Mine hinzu und kratzte gelangweilt ihr restliches Eis aus der Schüssel.

''Na, super''. Ich ließ mich nach hinten fallen und landete, wider meiner Erwartung, auf einem grünen Sofa. Da fiel mir auf, dass das Möbelstück, auf dem Katy lag, rot war, Mines Sessel war blau und Marys gelb. ''Der Raum passt sich unseren Häusern an.'' Wieder brach Katy in Lachen aus und ich konnte diesmal nicht anders und stimmte mit ein.


Zum Abendessen setzte ich mich zu Katy an den Gryffindortisch. Zum Einen, weil ich weder Tom, noch Zachary sehen wollte, zum Anderen, weil Katy meine beste Freundin war. Wir lachten viel, redeten, aßen.. es war anders mit Gryffindors zusammen zu sein. Es fühlte sich beinahe familiär an.

Ich glaubte Tom hatte recht: ich war alles, aber keine Slytherin.

Die Mädels und ich machten uns nach dem Abendessen auf zum Raum der Wünsche. Ich schlenderte gerade ausgelassen neben Mary her, als ich plötzlich etwas in meiner Hand spürte. Ich sah nach unten und bemerkte ein Zettelchen. Ohne nachzudenken, drehte ich mich um und konnte gerade noch einen Schatten erkennen, der um die nächte Ecke bog. ''Geht schon mal vor, ich komme nach.'', rief ich den Mädchen zu und rannte, ohne den Zettel zu lesen, dem Schatten hinterher, dem Schatten mit den schwarzen Haaren und grünem Saum am Umhang.

An einer Kreuzung blieb ich stehen, um mich umzusehen. Wo war er hingegangen? Auch hörte ich keine Schritte.

''Warum bist du nicht gekommen, heute Nachmittag?''

Ich zuckte vor Schreck zusammen und wirbelte herum.


Da stand er.


Wie lange schon?

''Ich finde es lächerlich. Zachary ist dein Freund! Sind wir im Kindergarten?'', zischte ich. Er blieb eine Weile lang still. Die Zeit, die er zu überlegen schien, hatte in letzter Zeit immer mehr zugenommen.

''Den Umständen entsprechend ist Timberlake nicht mehr mein Freund.'', sagte er ruhig. Auf die Sache mit dem Kindergarten ging er nicht ein. Das war mir jetzt auch egal. Ich sah ihn ungläubig an und lachte abschätzig auf, als ich auf dem Absatz kehrt machte.

Ich sah nicht zurück. Die ganze Sache war so lächerlich. Es war klar, wer morgen gewinnen würde. Er. Seine magischen Fähigkeiten übertrafen weit das Können anderer in seinem - unserem - Alter. Vor lauter Wut lief ich so schnell, dass ich fast schon rannte.


Vor dem Raum der Wünsche atmete ich mehrmals tief durch. Ich zwang mich zur Ruhe, eh ich die Tür öffnete.

Die Mädchen lachten fröhlich. Diese Freude, die mir entgegen schlug, raubte mir kurz den Atem. Sie bekamen von alldem nichts mit. Von alldem Kummer und den Schwierigkeiten. Unter ihrem Schleier aus Freude, bemerkten sie nicht, dass mein Lachen und meine vielen Lächeln nicht aus vollem Herzen kamen und nicht meine Augen erreichten. Sie waren auf ihre unschuldige Art und Weise ignorant.

Wir sahen Grease, sprangen auf, sangen mit. Es war ein schöner Abend und trotzdem lag ich noch lange, nachdem der Film zu Ende war, wach. Die anderen waren relativ schnell müde geworden und eingeschlafen, doch ich nicht.

Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf umher, die mich alle nicht in Ruhe lassen wollten. Erst kurz vorm Morgengrauen konnte ich Draco, Voldemort, Tom, meine Eltern, meine tausend Cousins und meine Freunde beiseite schieben. Doch der Schlaf wurde nicht angenehmer, sodass ich nur wenige Stunden später schweißgebadet auffuhr.

Den Schrei, der mir gerade entweichen wollte, konnte ich gerade noch unterdrücken.

Keiner öffnete die Augen, oder murmelte etwas. Die Stille, die hier herrschte, war kurz davor greifbar zu werden, wie eine Wand.

Unter Panik sprang ich auf, zog mich an und flüchtete. Ich hasste es, wenn es so ruhig war, dass man nur seinen eigenen Atem hören konnte.

Das machte mir Angst.

Hättest du gedacht, dass... [Tom Riddle FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt