In den Kerkern begegnete ich einer Gruppe Jungen aus meinem Jahrgang und dem darunter. Sie waren nicht laut, wie es normalerweise der Fall war, im Gegenteil: sie flüsterten und schienen sehr vertieft in ihr Gespräch. Es war komisch, doch auffallen tat es mir nicht, denn ich war noch zu sehr in meiner Wut gefangen.
Im Gemeinschaftsraum stürmte ich sofort in mein Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu. Ich fing an zu knurren.
Das Geräusch steigerte sich in die Höhe bis ich schrie. Nur kurz zwar, doch meine Kehle brannte.Was ging mit mir vor? Es war verwirrend, dass ich mich bei ihm immer so gut fühlte. Vielleicht war es das, womit ich nicht klar kam. Das Gefühl. Es fühlte sich so richtig an ihn zu lieben, doch es war so falsch. Es widersprach sich alles. Er widersprach sich. Ich tat es auch.
Ich fühlte mich so schrecklich alleine ohne ihn. Schutzlos, zurückgelassen und einsam. Wissend, dass ich mir schon wieder selbst widersprach, machte ich mich auf den Weg zu ihm. Ich nahm an, dass er immer noch im Raum der Wünsche war.
Auf halbem Weg jedoch blieb ich stehen. Leute liefen an mir vorbei, tuschelten, lachten.
Mir kam es plötzlich so pathetisch vor, zu ihm zu gehen. Das schien so ergeben, so arschkriecherisch. Ich würde da jetzt nicht hingehen, egal wie weh es tat. Egal wie kalt mir dadurch wurde, ihn nicht bei mir zu haben.Ich war keine Untergebene. Es durfte mir nicht leidtun. Was sollte mir denn schon leid tun? Schließlich war er es, der mir gesagt hatte, was ich zu tun hatte und dann - ganz plötzlich - hat er das nie gewollt gehabt. Er schien wie ein kleines verwöhntes Kind, das sich nicht entscheiden konnte, was es will.
Tief durchatmend machte ich auf dem Absatz kehrt. Ich musste stark sein.
Es war schon später Nachmittag, weshalb ich nochmal in mein Zimmer ging, um mich frisch zu machen. Immerhin hatte ich schon seit gestern die selben Sachen an und hatte den ganzen Tag noch nicht geduscht.
Also duschte ich. Zuerst warm und dann kalt, damit die Müdigkeit mit dem Wasser wegfloss. Dann putzte ich mir meine Zähne und trocknete mit einem Zauber meine Haare. Mit der Bürste kämmte ich sorgfältig meine Wellen - immer wieder.
Nur mit einem Handtuch umschlungen, tapste ich den Flur an den anderen Zimmern entlang zu meinem Zimmer. Dort zog ich mir einen längeren, schweren, dunkelgrünen Rock an und einen weißen Pullover obendrüber. Außerdem auch eine kuschelige Wollstrumpfhose in schwarz. So bequem eingepackt ging ich schließlich zum Abendessen.
Die Halle war bereits voll. Ich setzte mich zu den Jungen, die bereits ihren Spaß hatten und aßen. Ich musste grinsen. ,,Bonjouuur!'', begrüßte ich ich sie überschwänglich.
,,Wie war dein Wochenende?'', fragte Amin. ,,Gut, gut und deins?'', antwortete ich etwas ruhiger. ,,Super'', gab er zurück und reichte mir die Bratkartoffeln. Ich nickte ihm dankend zu und schaufelte mir ein paar auf meinen Teller.
Die nächsten zwei Wochen vergingen ebenso schnell, wie die letzten zwei Tage.
Und dann, ganz plötzlich, fehlte nur noch eine Woche bis zum Weihnachtsball. Wir bekamen keine Hausaufgaben mehr auf, dafür hatten wir aber jeden Tag ausnahmslos Unterricht. Der Ball war Freitagabend, der 25. war aber erst am Montag darauf.
Ich wurde mit zehn anderen zum unfreiwilligen Freiwilligendienst eingeteilt, um die Halle zu dekorieren und mit sämtlichen Zaubern zu versehen. Alle aus dem 6. Jahrgang wurden dazu verdammt... was ziemlich ungerecht war, da der Abschlussjahrgang nichts tun musste und die jüngeren auch nicht.
Ich musste also nach dem Nachmittagunterricht noch dekorieren gehen, bis das Abendessen eingeleitet wurde. Ungerecht war es, ja, aber viel ausmachen tat es mir nicht, weil ich sowieso nichts tat. Schließlich waren da noch drei weitere Zehnergruppen aus den anderen Häusern da. Deißig, die arbeiteteten, reichten und selbst das war zu viel.
Elliot, Grace und Elizabeth waren auch da. Elizabeth aka Hermine Granger, musste natürlich mal wieder eine Show mit ihrer magischen Begabung abziehen.
Ich wusste nicht, warum ich es tat. Ob ich es tat, weil ich ihre aufgesetzte Schüchternheit verabscheute, oder, weil ich es nicht ertragen konnte, dass jemand schlechter als ich war, aber so behandelt wurde, als könnte sie es besser. Tatsache war, dass sie Sekunden und nur einen winzigen Schlenker meines Zauberstabs später, auf dem Boden lag, von einer riesigen Girlande begraben, die sie gerade hatte anbringen wollen.
Ein kaum sehbares Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als alle begannen umherzuschreien und versuchten sie unter der Girlande hervorzuziehen. Zwei rannten gleich zum Krankenflügel.
Ich blieb stehen, beobachtete das Treiben. An der entfernten gegenüberliegenden Wand stand ein junger Mann. Er sah mich an und als Tom sah, dass ich ihn ansah, lächelte er kaum merklich, genauso wie ich. Er kam gemächlichen Schrittes auf mich zu, lenkte seine Schritte einige Meter vor mir allerdings in Richtung Ausgang und legte seinen Kopf schief. Ich verstand die unausgesprochene Frage. Kurz sah ich zum dem Chaos in der Mitte der Halle zurück, dann folgte ich ihm nach draußen.
Eine ganze Weile liefen wir nur nebeneinander her. Es war kein unangenehmen Schweigen, im Gegenteil, doch schließlich unterbrach er es: ,,Sie wird einige Rippenprellungen haben, denke ich.'', sagte er in einem Ton, in dem ein anderer von seinem Lieblingsfilm berichtet hätte.
Ich antwortete nicht. Ich wusste, dass er eine Augenbraue hochzog und mich kurz von der Seite abwägend ansah. ,,Mehr wolltest du nicht, nicht wahr?'', fragte er, ohne wirklich zu fragen. ,,Nein'', antwortete ich, ,,ich wollte nur, dass es aufhört.''
,,Ich habe es auch nicht mehr ertragen.'', erwiderte er mit einem schiefen Lächeln. Meine Mundwinkel zogen sich automatisch nach oben. ,,Warum habe ich es dann tun müssen?'', feixte ich. ,,Ich bin geduldiger.'', näselte er mit erhobenen Zeigefinger. Ich lachte leise auf.
,,Wohin laufen wir eigentlich?, merkte ich an und sah mich um.
,,Ich dachte, wir nehmen noch ein Bad, bevor wir zum Abendessen gehen.''
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Hättest du gedacht, dass... [Tom Riddle FF]
FanficVon Australien nach England ziehen und dann auch noch die Welt retten? Das scheint Dumbledores Plan für die junge Hexe zu sein, die reinblütig genug ist, um im Hause Slytherin der 40er kein Aufsehen zu erregen und genug Züge der Malfoys abbekommen h...