Kapitel 18

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Gequält schlage ich die Augen auf. Warum muss die Sonne denn genau in mein Gesicht scheinen?! Widerwillig reibe ich mir meine Augen und blinzele zur Uhr herüber. Es ist schon ein Uhr mittags?! Wow, ich habe noch nie so lange am Stück geschlafen. Genüsslich gähnend rolle ich unter der Decke hervor, dabei werfe ich aus Versehen Marshmallows Kissen vom Bett. Marshmallow? Kurz schaue ich mich hektisch um. Ach stimmt ja, er ist noch bei Yoseob. Erleichtert atme ich auf und schlendere in die Küche runter. Das Ausschlafen hat zwar ungemein gut getan, dennoch fühle ich mich wie tot.

Ob Tante bereits aufgewacht ist? Alleine der Gedanke daran, dass sie immer noch leblos da liegt, versetzt mir Stiche im Herzen

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Ob Tante bereits aufgewacht ist? Alleine der Gedanke daran, dass sie immer noch leblos da liegt, versetzt mir Stiche im Herzen. Ich muss zu ihr, sehen wie es ihr geht. Kurz schlinge ich einen Apfel herunter um wenigstens etwas im Magen zu haben, springe in irgendwelche Klamotten und eile aus der Tür. Dort liegt ein Brief am Boden. Der Postbote war schon da? Skeptisch öffne ich ihn und muss sofort seufzen. Ein Brief von Yoona, die sich nach mir erkundigt und mir gute Besserung wünscht. Von ihr brauche ich das gerade am wenigsten. Meinte Tante ist gerade viel wichtiger. Ob ich ihr etwas kaufen sollte? Blumen? Das wäre eine Idee, Tante mag doch Lilien so sehr. Wenn ich mich recht erinnere müsste sofort an der nächsten Ecke ein Blumenladen sein. Sofort steuere ich diesen an. Vor dem Laden sind bereits Blumen aufgestellt und zum Glück auch Lilien. Einen ganzen Strauß der schönsten Blüten lege ich mir zusammen. Noch einmal ordentlich dran schnuppern, sie riechen herrlich. Damit bringe ich etwas Sommer ins Krankenhaus. Etwas zufriedener mit meiner Tat bezahle ich die Blumen und drehe mich um, damit ich - sofort in jemanden rein renne. Erschrocken springe ich einen Schritt zurück. „Tut mir unendlich Leid, ich...", rassele ich sofort von mir bevor mein Blick den meines Gegenübers trifft. Ein Schauder fließt meinen Rücken entlang. „Oh, hallo Hyunseung.", ergänze ich nur kleinlaut. Das letzte Mal war ich ihm so nah, als er mir in seinem Haus die Standpauke hielt. Komplett ungerührt schaut er auf mich hinab, scheint als sei er gerade aus der Schule gekommen. Sein kühler Blick schwingt von mir zu den Blumen. Irgendwie übersteigt mich das Gefühl mich zu rechtfertigen. „Ich... bringe die ins Krankenhaus und ... ich muss auch schon los also... Tschüss!" Ich glaub es ist mehr als offensichtlich, wie unangenehm mir diese Situation ist. Etwas verblüfft schaut er mir wieder in die Augen, aber ich drücke die Blumen an mich und quetsche mich an ihm vorbei um schnellstmöglich weg zu kommen. Mit dem Blick stur auf den Boden gerichtet hetzte ich in Richtung Krankenhaus. Von allen Leuten die mir hätten über den Weg laufen können hab ich gerade Hyunseung am wenigsten gebraucht. Es ist schon so momentan schwierig genug einen kühlen Kopf zu behalten. Ein schrilles Geräusch reißt mich aus den Gedanken, wie ein Reh was vom Fernlicht erfasst wird schaue ich hoch und stehe demselben Gegner gegenüber. Ein Auto kommt geradewegs auf mich zu. Mein gesamter Körper ist wie gelähmt, ich stehe nur weiter starr Mitten auf der Straße. Plötzlich spüre ich nur einen kräftigen Griff an meinem Arm und wie ich binnen Sekunden von der Straße in zwei schützende Arme gezogen werde. Der Schock ist in meinen Gliedern festgefahren und der Anblick meines Retters, der mich in seinen Armen hält während all die Lilien, die ich eben noch im Arm hatte, durch die Luft segeln, macht meine körperliche Verfassung nicht besser.

Ich schaue starr in Hyunseungs dunkelbraune Augen, die komplett ruhig auf mir ruhen. Richtig realisieren was gerade abgeht tue ich nicht. Nachdem der erste Schock verdaut ist bekomme ich endlich wieder genug Gefühl in meinen Beinen um mich recht zittrig hinstellen zu können, meinen Blick kann ich aber trotzdem nicht von Hyunseungs Gesicht lösen. „Als du sagtest, dass du ins Krankenhaus willst, dachte ich nicht, dass du dort als Patient hinkommen willst." Habe ich da tatsächlich ein Schmunzeln auf seinen Lippen gesehen?

Als ich einen unsicheren Schritt nach hinten mache spüre ich nur einen Widerstand der knackend nachgibt

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Als ich einen unsicheren Schritt nach hinten mache spüre ich nur einen Widerstand der knackend nachgibt. Geschockt schaue ich hinab und sehe nur das Meer aus Lilien zu unseren Füßen. „Oh nein...", ohne zu zögern hocke ich mich auf den Boden und versuche alle Lilien die ich zu packen bekomme einzusammeln. Langsam steigen mir wieder Tränen in die Augen, warum bin ich nur so unnütz? Nein, nein, nein, nein, dass kann doch nicht wahr sein. „BIST DU VÖLLIG ÜBERGESCHNAPPT, WAS GLAUBST DU WER DU BIST EINFACH AUF DIE STRAßE ZU LAUFEN!" schallt es auf einmal über die Straße. Wie in einer Schockstarre fahre ich hoch und schaue zu dem Mann an, der mit hochrotem Kopf aus dem Auto aussteigt und wütend die Hände über den Kopf wirft. „WIE KANN MAN SO BEKLOPPT SEIN?" Die plötzliche Standpauke aus dem Nichts wirft mich nicht gerade wieder zurück in die richtige Bahn, im Gegenteil. Mit Tränen in den Augen und kaputten Lilien im Arm starre ich zu dem vor Wut rasenden Mann herüber. Kann mich nicht einfach irgendein Loch im Boden verschlucken und nie wieder rauslassen? Auf einmal wird mein Sichtfeld von einer schwarzen Lederjacke eingenommen. „Ach, du hast ein Problem? Komm ruhig her, mal sehen ob du auch für deine Fresse einstecken kannst!" Die Stärke in Hyunseungs Stimme lässt mich zusammenzucken. Auffordernd breitet er die Arme aus und zeigt mit jeder Faser seines Körpers, dass er nicht scheut wird ihm Schmerzen zuzufügen. Das scheint auch der Fahrer zu merken, denn nach einem kurzen Schnappen nach Luft überlegt er es sich noch einmal und steigt wieder ins ein Auto. Als das Auto wegfährt dreht Hyunseung sich zu mir um. Seinem Blick ist klar zu entnehmen, dass er gar nicht weiß wie er zu gucken hat geschweige denn sich zu verhalten. Mein Blick wird nicht mehr Aussagen. Was passiert hier denn bitte gerade? Ohne noch ein Wort zu sagen greift er mein Handgelenk, reißt mir die Lilien aus der Hand um sie in den nächsten Mülleimer fliegen zu lassen und zieht mich zurück zum Blumenladen nur damit er mir eine Minute später einen Strauß Lilien in die Hand drücken kann. „Und dieses Mal passt du auf wo du lang gehst." Bevor ich auch nur irgendwas erwidern kann sehe ich auch nur seinen mir zugewandten Rücken, der die Straße hinauf eilt. Okay, was ist gerade passiert und wer kann mir erklären, was ich verpasst habe? Komplett verdutzt stehe ich noch mit zitternden Gliedern auf der Straße und schaue den wohl fragwürdigsten Retter der Welt nach. Selten stand ich so auf dem Schlauch wie jetzt gerade. Warum hat er mir geholfen? Und die Lilien? Mal ganz ehrlich, alles was seit meinem Einzug passiert ist hat mehr Fragen als Antworten geliefert. Wo ist der Duden Jungs – Deutsch Deutsch – Jungs ?

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