Minhyun POV
Seit dem Schlag, den Cloud mir verpasst hat, habe ich meinen Kopf nicht angehoben. Vielleicht, wenn ich tue als wäre ich durch den Schlag ohnmächtig geworden, lassen sie mich vorerst in Ruhe. Einer der anderen Handlanger packt die Kamera zusammen. Cloud tippt noch einmal gegen meinen Kopf, aber ich gebe mir Mühe nicht zu reagieren. Er seufzt einmal verächtlich „Und sie tut so stark.", „Cloud, komm' jetzt.", höre ich die Stimme vom Boss. „Wir brauchen sie noch, sie wird uns genau das bringen was wir brauchen. Danach kannst du mit ihr machen was du willst." Das ist das Letzte was ich höre bevor die schwere Tür der Halle ins Schloß fällt. Noch einige Momente verweile ich so um wirklich sicher sein zu können, dass ich alleine bin. Als ich meinen Kopf langsam hebe schmerzt die Wunde in meiner Schulter so unsagbar stark, aber ich beiße meine Zähne zusammen und hebe meinen Kopf. Stark blinzelnd schaue ich mich in der Halle um. Der Schlag hat meinem Kopf sehr zugesetzt, meine gesamte linke Seite pocht und ist ganz warm. Wenn ich meine Stirn runzele kann ich auch eine Wunde an der Seite ausmachen. Einen Tinnitus habe ich auch noch auf dem linken Ohr. Vorsichtig versuche ich meine Hände und Füße zu bewegen, aber sie sind einfach viel zu fest an den Stuhl gebunden. Verzweifelt seufze ich. Wie soll ich hier nur raus kommen? Ich hoffe wirklich sehr, dass Hyunseun nicht nach mir suchen wird. Gerade er könnte mich hier wahrscheinlich befreien, aber genau das wollen die Kerle ja. Es wäre viel zu gefährlich für ihn. Irgendwie muss ich versuchen das alleine zu schaffen. Nur wie?
Ich muss auch ganz dringend auf die Toilette... und Hunger bekomme ich auch langsam. Was soll ich nur machen? Da höre ich wie die Tür sich öffnet. Vor lauter Unsicherheit was ich machen soll bewege ich mich einfach nicht, wie ein verschrecktes Reh. Voller Panik beobachte ich wie ein etwas jüngerer Kerl, ebenfalls in schwarzen Anzug, die Halle betritt. Flüchtig streift sein Blick mich, aber er wendet sich schnell ab und scheint lediglich etwas im Lager rauszusuchen. Sollte ich mein Glück versuchen? Ich meine wirklich was zu verlieren habe ich nicht und ich hoffe sie werden mich nicht erschießen, weil ich auf die Toilette muss. „Ähm, Entschuldigung?", spreche ich den Jungen an. Er kommt sofort zu mir „Hm?". In seinen Augen sehe ich noch leichte Unsicherheit, vielleicht ist er noch nicht so wie die anderen Kerle. Mit etwas Hoffnung sehe ich zu ihm auf. „Gibt es eine Möglichkeit für mich auf die Toilette gehen zu können? Es ist wirklich dringend." Er runzelt die Stirn. Bevor er mir verneinen kann setze ich meinen Hundeblick auf. „Bitte, ich denke es ist auch nicht angenehm eine eingenässte Geisel zu halten. Niemand möchte so etwas." Er nickt verstehend und scheint zu überlegen. Dann holt er ein Taschenmesser hervor und hält mir das erst einmal vor die Nase. „Aber du machst keinen Blödsinn." Ich nicke nur, mehr zu dem Messer als du ihm. Jenachdem wo er mich hinbringt kann ich auch etwas von der Halle hier sehen und überlegen wie ich hier rauskommen kann. Der Junge schneidet die Seile durch und sofort spüre ich, wie das abgehaltene Blut sich seinen Weg zurück in meine Hände und Füße sucht. Ich versuche aufzustehen, doch meine Füße sind noch nicht richtig in der Lage mein Gewicht vernünftig zu halten und bei jeder Bewegung schmerzt meine Schulter. Meine Hand spüre ich auch noch etwas, aber das ist nichts im Vergleich zu meiner Schulter. Der Junge fängt mich auf als ich nach vorne zu fallen drohe.
Einen Arm legt er stützend um mich und beginnt mit mir loszugehen. Ich versuche so gut ich kann meine Füße zu benutzen. Wir gehen aus der Halle raus in einen Gang an der Seite entlang bis wir zu einer leicht rostenden Stahltür kommen, die der Junge mit einer Hand aufstößt. „Hier." Damit entlässt er mich in die Toilette. Mit zitternden Gliedern gehe ich auf eine Kabine zu und setze mich dort. Auf dem ganzen Weg und sogar hier habe ich keine Fenster oder ähnliches gesehen, wo ich hätte raus fliehen können. Wenigstens kann ich auf die Toilette gehen, was eine große Erleichterung ist. Als ich fertig bin gehe ich zum Waschbecken. Die Asche ist mittlerweile in der Kruste an meiner Hand mit drinnen und sieht auch langsam entzündet aus. Ich sammele einmal meinen ganzen Mut und entferne die Kruste unter dem kalten Wasserstrahl des Wasserhahnes. Es brennt wirklich schlimm, aber ich muss die Wunde säubern und ich habe jetzt Zeit dazu. Als die Wunde so gut gereinigt ist wie ich es gerade schaffen kann trockne ich sie vorsichtig und gehe wieder aus dem Bad raus. Der Junge hat die ganze Zeit vor der Tür auf mich gewartet. Sofort greift er mir wieder unter die Arme und bringt mich zurück auf meinen Platz. Selbst auf dem Rückweg sehe ich nichts, was mir zur Flucht verhelfen könnte. Ganz artig lasse ich mich wieder von ihn an den Stuhl binden. Der Junge geht noch einmal durch, dass ich wirklich festgebunden bin. Genau in diesem Moment knurrt mein Magen. Peinlich berührt sehe ich zu Boden. Wieso muss mein Magen knurren, dass ist immer peinlich egal in welcher Lebenslage. Der Junge sieht mich schief von der Seite an. Er kramt in seiner Jackentasche rum und hält mir zwei Bonbons vor den Mund. Zuerst sehe ich ihn verwirrt an, doch sein Blick sagt mir er besteht darauf. Ich kann ihm doch nicht vertrauen. „Mach einfach den Mund auf, es ist kein Gift." Da er mir die Bonbons schon beinahe in den Mund drückt öffne ich ihn einfach. Danach nickt der Junge einmal und macht sich aus dem Staub. Vorsichtig betaste ich die Bonbons in meinem Mund. Sie scheinen wirklich nur normale Bonbons zu sein, die nach Pfefferminze schmecken. Als ich sie aufgegessen habe ist mein Hunger ein wenig gestillt. Der Junge scheint wirklich noch einen guten Kern zu haben. Ob ich mir das zu nutzen machen kann?
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Guardian
FanfictionMinhyun ist nach 14 Jahren in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Sie hofft ihre alten Freunde wieder zu treffen und ihren Abschluss absolvieren zu können. Doch einer ihrer Jugendfreunde, Jang Hyunseung, hat sich komplett verändert. Er ist aggressiv, kalt...