Kapitel 53

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Mir bleibt kurz die Luft weg. „Du hast nicht einmal bemerkt, dass ich dich liebe." Ich kriege nichts raus außer ein wimmerndes, leises „Yoseob..." Yoseobs Blick springt immer wieder zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her während er quälend langsam den Abstand zwischen und verringert. Was geschieht hier? „Ich liebe es, wenn du meinen Namen sagst...", haucht er. Er ist schon so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann. Er schließt seine Augen. Eine Gänsehaut überkommt mich.

Vielleicht nur einen Zentimeter vor meinen Lippen, wenn der Abstand wirklich so groß war, hält Yoseob Inne

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Vielleicht nur einen Zentimeter vor meinen Lippen, wenn der Abstand wirklich so groß war, hält Yoseob Inne. „Ich werde das jetzt aber nicht tun, dein Herz gehört nämlich nicht mir." Als er seine Augen öffnet bin ich erschrocken, dass dort mehr Schmerz drin ist als in dem Satz, denn er gerade gesagt hat. Er stößt sich von der Wand ab um wieder Abstand zu gewinnen und geht weiter in sein Haus rein. „Du weißt ja wo der Ausgang ist, tu dir keinen Zwang an." Total überfordert mit der gesamten Situation stolpere ich in den Abend hinaus und hole erst einmal tief Luft. Ich schaue noch einmal hinter mich ins Haus, doch die Lichter sind schon erloschen. Die Tür ziehe ich aus Höflichkeit hinter mir zu und gehe wie paralysiert die Straße hinauf zu meinem Haus. Hinter der Tür setze ich mich erst einmal auf den Boden und verdaue das eben passierte zu Ende. „Du bist so auf Hyunseung fixiert...", „Du hast nicht einmal bemerkt, dass ich dich liebe." All diese Sätze spielen sich in meinem Kopf immer und immer wieder ab. Yoseob liebt mich? Wie kann das sein, wir sind doch immer nur gute Freunde gewesen... Tante Jihyun hatte Recht... „Ich weiß dein Herz gehört nicht mir." Was meinte er damit? Oder eher, wen meinte er? Gikwang? Hyunseung? Verzweifelt grabe ich meine Hände in meine Haare als ich meinen Kopf umfasse. Bin ich denn verliebt? Hat Yoseob Recht? Argh, ich weiß es nicht! Wann merkt man bitte wann man sich verliebt hat? Ich weiß von so etwas doch nichts! Yoseob liebt mich... Yoseob liebt mich. Das will einfach nicht in meinen Kopf rein. Wie lange er es wohl tut? Habe ich ihn wirklich so sehr verletzt? Frustriert haue ich gegen meinen Kopf. Das verstehe ich nicht unter Probleme lösen! Ich krieche förmlich hinauf in mein Bett. Bitte lass das alles nur ein schlechter Witz sein. Meine Klamotten schäle ich notgedrungen von mir um mich ins Bett legen zu können. Was soll das denn alles? Ist denn nicht schon genug passiert? Noch mehr Probleme mit Jungs brauche ich nicht. Yoseob ist ein guter Freund von mir... Ich kann doch nicht einmal wirklich sagen, was ich fühle. Oder für wen. Oder ob ich überhaupt für jemanden etwas empfinde. Das Kopfkissen drücke ich deprimiert auf mein Gesicht. Das kann doch nicht wahr sein. Und wenn ich Yoseob mag? Ich weiß es doch nicht. Und wenn ich doch Hyunseung mag? ... Was würde es mir denn bringen? Hyunseung blockt mich ab. Es würde mir nichts bringen. Und Yoseob? Ich weiß es doch nicht. Total frustriert liege ich in meinem Bett. Schlaf ein. Schlaf bitte einfach ein und lass den ganzen Mist wenigstens für ein paar Stunden nicht existent sein. Wie eine Verrückte wälze ich mich von links nach rechts und versuche krampfhaft meine Gedanken zu unterbinden. Kann ich überhaupt sagen, dass ich einen von den beiden mag und nicht irgendwen anders? Oder ob ich überhaupt irgendeinen mag? ARGH. Ich will nicht mehr. Gefühlte Stunden kämpfe ich gegen mich selbst an bis ich es schließlich schaffe irgendwie einzuschlafen.

Die Nacht war wie erwartet unruhig, als ich aufwache hätte ich sofort weiterschlafen können. Es fühlt sich an, als hätte ich vielleicht fünf Minuten geschlafen. Wenigstens ist nur noch heute Schule und dann erst einmal Wochenende. Aber heute in die Schule gehen... das wird sicher komisch. Dennoch mache ich mich fertig, ich kann wegen so etwas nicht noch mehr Tage in der Schule fehlen als ich bislang schon gemacht habe. Ich hoffe nur es wird nicht zu komisch heute. Mit einem Mug voller Kaffee in der Hand trete ich meinen Weg zur Schule an. Ich bin so etwas von ferienreif. Zum Glück fehlt dafür nur noch die nächste Woche und dann ist es endlich soweit. Der Spaziergang zur Schule macht mich nur noch nervöser. Wie es jetzt wohl zwischen Yoseob und mir wird? Es ist allein schon komisch genug daran zu denken. In der Schule angekommen mache ich mich sofort auf mich in die Klasse zu setzen, die Jungs scheinen noch nicht da zu sein. Zumindest habe ich sie nicht gesehen. In aller Ruhe krame ich meine Sachen hervor und warte.

Am liebsten würde ich jetzt zuhause liegen und mich vor der Außenwelt verstecken

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Am liebsten würde ich jetzt zuhause liegen und mich vor der Außenwelt verstecken. Genau in dem Moment höre ich Stimmen sich nähern. Mein Herz klopft wie verrückt vor Aufregung. Die Jungs kommen zur Tür rein. „Ach, der Streber sitzt natürlich schon.", gibt Junhyung sofort von sich. Alle stimmen lachend mit ein, alle bis auf einer. Yoseob schleicht unsicher hinter den allen her. Ich schaue die ganze Zeit zu ihm. Als er an seinen Platz kommt treffen sich unsere Blicke. Ich lächele ihm kurz zu nur er sieht sofort weg. Ist ihm die Situation unangenehm? Okay, klar, mir ist die auch unangenehm. Yoseob setzt sich stumm neben mich. Ich drehe mich zu meiner anderen Seite um. Natürlich, Gikwang. Vorsichtig tippe ich ihn an. Er dreht sich zu mir um und lächelt. Seine Lippe ist mit einer Kruste versehen und ein paar kleine Kratzer sind an seiner Wange. „Wie geht es dir?" An meinem Blick scheint er sofort zu wissen worauf ich hinaus will. Er schluckt einmal kurz. „Eigentlich ganz gut, sind keine lebensbedrohlichen Verletzungen." „Schon gehört, Gikwang hat sich auf der Straße geprügelt und musste sein Leben verteidigen. Er ist ein gezeichneter Soldat!", posaunt Dongwoon zu mir. Skeptisch schaue ich zu Gikwang, doch er zuckt nur mit den Schultern. Die anderen müssen auch nicht zwingend erfahren was passiert ist. „Wow, wirklich?" tue ich auf überrascht. Da fällt mir etwas ein. Ich drehe mich um zu den anderen. Hyunseung scheint nicht da zu sein, eigentlich wollte ich mit ihm ja noch über meine Tante reden. Obwohl ich nicht recht weiß ob ich nach aktueller Lage wirklich mit ihm reden kann. Der Lehrer kommt rein und beginnt den Unterricht. Wenigstens nimmt er mir die Arbeit ab mich ein wenig Abzulenken. Ab und an schiele ich seitlich zu Yoseob rüber. Er scheint nicht wirklich arbeiten zu können... die ganze Zeit kritzelt er planlos mit einem Bleistift auf seinem Blatt rum. Ein wenig tut er mir leid... Ich weiß aber nicht was ich machen könnte.

Den ganzen Tag wechseln Yoseob und ich kein Wort miteinander, ich wüsste auch nicht wie ich ihn ansprechen sollte um ehrlich zu sein. Mit den anderen Jungs rede ich recht normal wie immer. Das mit Yoseob ist so komsich... Als ich nach Hause gehe filtert mein Kopf den Tag durch. Yoseob scheint das alles wirklich mitzunehmen. Sollte ich vielleicht noch einmal mit ihm reden? Nicht so wie gestern, sondern vernünftig. Meine Tante kann mir heute nicht als Seelsorgerin helfen, heute hat sie allerlei Test und Nachbehandlungen auf dem Plan. Aber wieso eigentlich nicht, was sollte schlimmeres passieren als gestern? Ich sollte wirklich mit ihm reden.

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