Kapitel 70

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Natürlich habe ich nicht gut geschlafen. Wieso liste ich es eigentlich noch auf. Natürlich lag ich im Bett, habe mich gewälzt wie eine Bekloppte und mich mit meinen Gedanken bekämpft. Wieso ist Hyunseung so? Zuerst sagt er mir alles und anstatt sich mit mir auseinander zu setzen hält er sich wieder von mir fern, doch... warum hat er dann den Grabstein fertig gemacht? Wieso kann er einmal lieb sein und gleich wieder abweisend? Ich verstehe es einfach nicht. Wieso kann er nicht einfach mit mir reden, nach dem Thema letztes Mal kann ja nicht mehr viel Schlimmes dazu kommen. Zumindest hoffe ich das. Ich weiß auch gar nicht was ich noch machen soll. Heute ist der letzte Schultag vor den Sommerferien, wenn das 6 Wochen so weiter geht und ich nur im Bett liege werde ich echt noch schwer depressiv. Egal, erst einmal den heutigen Tag hinter mich bringen. Nach einer kurzen Dusche und einmal anziehen der Klamotten setze ich mich mit einem Kaffee in die Küche.Immer mal wieder muss ich gähnen aber ich habe schon aufgehört zu zählen wie viele Stunden Schlaf mir fehlen. Immer mal wieder schaue ich im Morgengrauen zu Hyunseungs Haus hinüber.

 Immer mal wieder schaue ich im Morgengrauen zu Hyunseungs Haus hinüber

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Ein einziges Rätsel ist dieser Kerl. Aber es bringt ja auch nichts mit ihm zu reden geschweige denn mir so viele Gedanken zu machen. Die leere Tasse spüle ich einmal ab und stelle die neben der Spüle ab. Ich sollte mich einfach wieder dazu zwingen vernünftig zu leben. Demonstrativ nehme ich mir einen Apfel und beginne daran zu nagen während ich mir meine Jacke anziehe und meine Tasche über die Schulter lege. Langsam spaziere ich zur Schule. Die Vögel zwitschern, die kühle Morgenluft weht durch mein Haar und die Sonne schiebt sich schon über den Horizont doch all das scheint so relativ zu sein. So unwichtig und irreal.

In der Schule besteht der Unterricht mehr aus was wir nach den Ferien machen werden als wirklich Dingen von belangen, zumindest gerade für mich. Natürlich ist Hyunseung nicht in der Schule, sonst hätte er sich ja mit mir auseinandersetzen müssen. Meinen Kopf lege ich auf den Tisch und schließe meine Augen. Ein wenig dösen ist mehr als gar kein Schlaf, meine Augen brennen so sehr. Ein leichtes Tippen auf meiner Schulter zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. „Hm?", murre ich ohne aufzusehen. „Ist alles in Ordnung?", fragt Yoseob ganz vorsichtig. Ich nicke nur. Ich weiß Konfrontation werde ich nicht gut wegstecken so wie ich durch den Tag gehe, deshalb wäre es besser so etwas zu meiden. Seufzend wendet er sich von mir ab. Ich möchte nur den Tag so gut es geht überleben. Auch in der Pause schleiche ich nur zum Kiosk und hole mir einen Kaffee, dann beginnt auch schon der nächste Unterrichtsblock. Die Jungs quatschen die ganze Zeit über irgendwas, ich bin nur froh, dass sie mich in Ruhe ausruhen lassen. Der Schultag ist kurz da wir früher entlassen werden wegen der Ferien doch statt das ich sofort nach Hause gehen kann greifen zwei Hände meine Handgelenke. Verwirrt schaue ich zwischen Gikwang und Dongwoon hin und her. Was haben sie jetzt schon wieder vor? „Wir wollen zusammen den Ferienbeginn feiern und dieses Mal kommst du uns nicht so leicht davon!", posaunt Dongwooon. Gikwang stimmt ihm nur zu „Genau, und um sicher zu gehen, dass du uns nicht von den Knochen fällst, gehen wir auch zuerst in die Stadt mal richtig essen!" Ich komme nicht einmal dazu etwas zu sagen bevor die Herde sich in Bewegung setzt. Mir ist wirklich nicht danach etwas zu unternehmen. Aber vielleicht ist das auch nicht schlecht, vielleicht ist es gut das sie mich zwingen. Ich brauche etwas Normalität. In demselben Restaurant in dem wir damals auch schon waren setzen wir uns an einen großen Tisch. Die Jungs können die Speisekarten gar nicht schnell genug kriegen. Yoseob, der neben mir sitzt, schiebt mir seine Karte rüber. „Such du zuerst aus."

Dabei habe ich keinen Hunger doch ich lächele ihn nur dankend zu

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Dabei habe ich keinen Hunger doch ich lächele ihn nur dankend zu. „Ich weiß nicht einmal was ich nehmen soll. Da ist so viel." Und ich habe so wenig Hunger, doch das lasse ich aus. Yoseob unterbindet etwas zu sagen. Er scheint sich nach wie vor zurückzuhalten, doch sein Schweigen wird von DooJoon ersetzt, der zu meiner linken sitzt. Er empfiehlt mir einige Gerichte und wir kommen tatsächlich auf eine humane Einigung. Es werden dann wohl gebratene Reisbällchen mit Beilage. Die anderen bestellen sich wirklich große, fettige Burger mit Pommes oder eine große Portion JJajangmyeon oder Ähnliches und wie sie alles runterschlingen, als hätten sie noch nie richtiges Essen bekommen. Nur DooJoon und Yoseob essen recht normal, wobei ich nicht weiß ob es an meiner Anwesenheit liegt oder nicht. Langsam esse ich Stück für Stück meine Reisbällchen. Sie sind wirklich sehr lecker und es ist mal etwas anderes mit den Jungs wieder draußen zu sein. Viel lebhafter. Sie erzählen hin und her über alles Mögliche und scheinen weder Komma noch Punkt zu berücksichtigen. Das tut gut, auch wenn es nicht sehr viel an meiner Lage ändert. Als ich fertig gegessen habe tupfe ich nur meinen Mund mit der Serviette ab und beobachte die anderen. Sie haben sich noch Nachschub bestellt und reden immer noch wie Wasserfälle. Der eine über Parties, der andere über Mädchen, wieder der andere über Erlebnisse. Als mein Handy in meiner Tasche vibriert schrecke ich erst einmal total zusammen. Schnell krame ich es hervor und sehe auf dem Display den Namen meiner Tante aufleuchten. Den Jungs bedeute ich, dass ich kurz vor die Tür gehe und nehme das Telefonat an. „Ja, hallo Tante." Begrüße ich sie. „Hallo, Kleines. Ich dachte mir wo ich mich wieder gut zuhause eingelebt habe frage ich meinen liebsten Schatz wieder wie es ihr geht." Ich muss lächeln, sie ist so süß zu mir. Ich erzähle ihr von der Schule und das alles soweit gut läuft und sie erwidert mit Erzählungen wie es zuhause ist und abläuft. Wir kommen kaum zum Punkt da unterbreche ich sie. „Tante, ich war gerade mit den Jungs essen und würde gerne kurz bezahlen, danach können wir weiter reden." Ich stelle sie auf stumm und gehe wieder rein um das Geld aus meiner Tasche zu kramen. „Was ist denn los?", fragt Yoseob. „Meine Tante hat angerufen und das scheint ein längeres Gespräch zu werden, deshalb hoffe ich es macht euch nichts aus wenn ich gehe.", erkläre ich während ich das Geld auf dem Tisch bereit lege. Den Jungs macht es nichts aus. „Immer diese Frauen und ihre stundenlangen Telefonate", gibt Junhyung sogar zu hören. Sie verabschieden mich und da bin ich auch schon aus der Tür verschwunden und nehme das Telefonat wieder auf. Ganz gemütlich spaziere ich in Richtung nach Hause während wir weiterreden. Es ist erfrischend wieder von meiner Tante zu hören. Ihr scheint es wirklich wieder richtig gut zu gehen. Ich vermisse sie auch schon schrecklich. Einige Meter vor meinem Haus beenden wir dann endlich das Gespräch. „Ich hab dich auch lieb, auf Wiederhören.", damit lege ich auf. Ein leichtes Lächeln habe ich noch auf dem Gesicht als ich weiter gehe, es war schön ihre Stimme wieder zu hören. Mit einem Mal packen mich zwei Hände an der Schulter, reißen mich herum und gegen den Zaun neben mir. Total geschockt schaue ich in die zwei großen, braunen Augen vor mir. Total außer Atem kräftigt Yoseob seinen Blick. „Was ist los mit dir?", fragt er, als er etwas zu Atem gekommen ist.

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