Kapitel 63

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Ich komme kaum dazu mich anzuschnallen, da düst Hyunseung auch schon los. Dafür, dass wir in einer recht ruhigen Gegend wohnen hat er einen ordentlichen Zahn drauf. Total perplex sitze ich auf meinem Platz und schaue abwechselnd zwischen Hyunseung und der Straße hin und her. Das ganze Auto riecht nach Zigaretten und es liegen auch einige leere Verpackungen davon hier rum. Wir rasen durch die Stadt. Habe ich gerade Jiyong an der Straße gesehen? Bei dem Tempo kann ich kaum die Leute richtig erkennen. „Wo fahren wir hin?", wage ich es zu fragen. Ein „Siehst du gleich.", als Antwort finde ich relativ unbefriedigend, aber mehr sagt er nicht. Mein Herz klopft wie verrückt. Was hat er vor? Und vor allem, wo? Etwas nervöser grabe ich meine Hände in meine Hose. Ein wenig Angst macht sich auch in mir breit. Werde ich gerade entführt? Okay, ich denke Hyunseung hätte keinen Grund mich zu entführen. Was hat er denn dann gerade jetzt vor? Er fährt aus der Stadt hinaus über eine Landstraße. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht mehr wo wir sind. Er fährt an einem kleinen Hang hoch. So weit außerhalb mit dem Gedanken, dass es nicht lange dauert bis es dunkel wird ist mir doch recht unangenehm. In einem abgelegenen Gebiet an einem Berghang bleibt er dann stehen. Ich hab nicht einmal annähernd eine Ahnung wo wir sind. Unsicher schaue ich zu Hyunseung, der seufzend den Motor des Wagens abstellt. Er schaut zu mir. Mein ganzer Körper kribbelt. So wirklich kann ich keine Frage formulieren. Hyunseung mustert mich in Ruhe, dann steckt er sich eine Zigarette an und verlässt den Wagen. Er geht vor den Wagen um sich gegen die Motorhaube zu lehnen.

Wirklich verstehen muss ich das hoffentlich nicht

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Wirklich verstehen muss ich das hoffentlich nicht. Ich beobachte ihn einige Augenblicke lang, doch er scheint sich nicht zu bewegen. Also muss ich wohl zu ihm. Zaghaft steige ich aus und stelle mich neben ihn. Die Aussicht ist jedenfalls nicht schlecht. Vor uns am Hang erstreckt sich eine schöne Sicht über ein Waldgebiet und die schon etwas niedriger stehende Sonne verleiht dem Anblick einen ganz besonderen Charme. Ich wende mich zu Hyunseung der still zu Ende raucht. „Was machen wir hier?", frage ich schließlich. Mein Herz klopft unglaublich stark. Hyunseung wirft den Stummel seiner Zigarette auf den Boden und sieht zu mir. „Setz dich.", sagt er nun mit einem wesentlich ruhigeren Ton als es eben der Fall war. Was bleibt mir für eine andere Wahl. Ich hieve mich neben ihn auf die Motorhaube und schaue ihn weiter neugierig an. Er atmet einmal tief durch während er sein silbergraues Haar zurück streicht. „Also?" langsam will ich wirklich wissen, warum er mich hier hin verschleppt hat. Sein Kopf wendet sich zu mir und seine Augen schauen mich auf eine weiche Art und Weise an. „Weißt du noch womit du mir auf den Geist gehst seit du wieder hier bist?" Da muss ich nicht lange überlegen. „Ja, was dein Problem mit mir ist. Was geschehen ist." „Ja.", seufzend zieht er sich auch auf die Motorhaube und macht sich eine weitere Zigarette an. Ganz langsam pustet er den Qualm raus. „Ich denke, langsam solltest du erfahren was alles passiert ist."

Ich glaube meinen Ohren gerade nicht. Was hat er gesagt?! Hyunseung will reden? Mit mir? Über das? Nach all der Zeit? Mein Herz schlägt Purzelbäume. Neugierig lehne ich mich etwas nach vorne. Hyunseung vermeidet es mich anzusehen. „Hoffentlich wird dir danach klar wieso du dich von mir fernhalten solltest." Da ich nicht darauf eingehe sammelt er sich kurz. Kurz sieht er zu mir rüber, bricht den Augenkontakt aber auch gleich wieder ab. „Als du damals weggezogen bist, war es nicht so einfach für mich. Nicht nur für mich, für Yoseob auch." Kurz bleibt mir der Atem stecken. Yoseob... Doch Hyunseung fährt fort. „Die Tage, unser Leben war nicht mehr wirklich wie vorher. Es hat einfach etwas gefehlt. DU hast gefehlt." Meine ganze Haut beginnt zu brennen. Sie haben mich wirklich so vermisst? ... Hyunseung hat mich so vermisst? „Wir haben uns da durchgeschlagen. Der eine besser als der andere. Und einer von uns ist den falschen Weg gegangen..." Hyunseung hält kurz inne und wirft seinen Zigarettenstummel weg. „Da meine Eltern mich früh alleine gelassen haben musste ich irgendwie an Geld kommen um noch in dem Haus wohnen bleiben zu dürfen... Und naja. Nachdem es bei vielen Neben- und Teilzeitjobs nicht geklappt hatte bin ich weiter in den Untergrund gegangen. Ich ... habe als Transporter gedient, als Übermittler..." Er seufzt angestrengt als würde es ihm wirklich schwer fallen das zu erzählen. „Ich war einer der beliebtesten Transporter der unterirdischen... ich sage mal Mafia." Mein Atem stockt in meinem Hals. Hyunseung braucht wieder einen Moment sich zu sammeln. „Die Männer haben sehr viel auf mich gesetzt und ich kann nicht genau sagen wie lange ich für sie gearbeitet habe. Nur eines Tages wollte ich nicht mehr bei diesen Machenschaften dabei sein. Ich wollte aussteigen." Kurz sieht er zu mir. „Wie wir alle wissen ist es sehr einfach die Mafia zu verlassen.", er lacht kurz auf.

Der Witz war schlecht, aber er versuchte es

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Der Witz war schlecht, aber er versuchte es. Ich schaue ihn nur weiter stumm an. Hyunseung schluckt sein Lachen sofort runter und wendet sich wieder ab. „Ich... habe mich einfach aus dem Staub gemacht. Habe mir eine Provision eingepackt und bin abgehauen. Mit anderen Worten, ich habe sie um rund 10.000€ erleichtert und bin weggerannt. Seitdem sind sie hinter mir her, suchen nach mir und nach dem Geld. Und wenn sie mich gefunden haben, dann..." Hyunseung verstummt. Mein Herz pocht so tief, ich weiß nicht recht wie ich all das einordnen soll. Hyunseung... bei der Mafia? Und sie wollen ihn tot sehen? ... „Die Männer in der Schule... in der Toilette... gehörten sie zu ihnen?" Hyunseung nickt schweigend. Meine Welt bricht zusammen. Von allen Dingen die ich erwartet hatte war dass das Letzte. Hyunseng dreht sich mit einem verletzten Ausdruck im Gesicht zu mir. Er schaut mich ganz genau an. Ich weiß nur nichts zu erwidern. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, alles dreht sich im Kreis und weiter. Das kann doch nur ein böser Traum sein? Nickend wendet Hyunseung sich von mir ab und setzt sich ins Auto. Er wartet artig bis ich mich auf den Sitz neben ihn begebe bevor er den Wagen startet und beginnt wieder zurück zu fahren. Mir ist ganz schwindelig vor Gedanken. Das kann nie im Leben wirklich wahr sein! Ich will das einfach nicht wahr haben! Es dämmert bereits als wie die Landstraße wieder zurück fahren. „Ich hoffe nur, dass du jetzt weißt, wieso du dich von mir fern halten sollst... Es ist nur zu deinem Wohl." Bricht Hyunseung die Stille. Ich fahre herum. „Wenn du denkst, dass ich dich jetzt links liegen lasse wegen so etwas, dann hast du dich gewaltig geschnitten!", fauche ich ihn an. Das war grober als ich es ausdrücken wollte. Hyunseung bleibt urplötzlich mitten im Nirgendwo stehen und dreht sich zu mir. „Warum siehst du es nicht ein? Wenn du bei mir bist, bist du in Gefahr!" „Und ich soll brav zuhause sitzen in dem Wissen, dass dir jederzeit etwas zustoßen könnte?!" Will dieser Junge mich endgültig auf den Arm nehmen? Er wendet sich von mir ab. „Das hat dich auch nicht gekümmert, als du weggezogen bist." Ein kurzes Schweigen tritt ein. Hyunseung räuspert sich. „Wieso willst du nicht aufgeben? Wieso versuchst du trotzdem immer noch für mich da zu sein, auch wenn ich dir sooft sage du sollst es lassen?" Die Röte steigt in mein Gesicht. Mein Herz spüre ich schon in meinem Hals. Ohje, ich kann schlecht sagen weil ich ihn liebe. „Das... kann ich dich auch fragen. Nach all dem willst du mich immer noch loswerden auch wenn ich immer wieder komme." Wir beide schweigen. Ich atme durch, bin ich der peinlichen Situation entkommen? Er setzt die Fahrt fort. Ich sitze still auf meinem Platz und lass meinen Körper zirkulieren. Zwischen allem was geschehen ist und geschieht. Und geschehen könnte.

Wenn wirklich alles stimmt... dann ist Hyunseung dem Tode geweiht.

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