Mein Herz macht sofort dutzend Sprünge während mein Blick über die nur allzu bekannte Landschaft hopst. „Wow", hauche ich nur. Yoseob legt sein Kinn auf meine linke Schulter und stützt seine Hände jeweils neben mir am Geländer ab. „Und?", sein schadenfrohes Grinsen ist seiner Stimme klar zu entnehmen. Aber im Moment habe ich nur Augen für die wunderschöne Aussicht die sich mit bietet mit Häusern, Bäumen und dem großen Park. „Wahnsinn.", ich traue mich gar nicht laut zu reden weil ich die Atmosphäre nicht zerstören will, die dieser Anblick gerade ausgelöst hat. Mein Zeigefinger jagt nach vorne „Uh, ich kann dein Haus sehen!". „Du weißt immer noch wo ich wohne?" „Klar, warum sollte ich so was vergessen.", kurz schaue ich lächelnd zu ihm. Yoseob kichert wieder vor sich hin. Eine Weile bleiben wir so dort und genießen die Ruhe und die schöne Sicht. „Ist es so wie du es in Erinnerung hast?", fragt er auf einmal. Da kommt mir wieder mein Gedankengang von eben in den Sinn. „Seobie, sag mal.", so elegant wie möglich versuche ich mich auf dem Geländer zu drehen um Yoseob in die Augen schauen zu können. „Warum bist du nett zu mir?"
Mit so einer Frage scheint er nicht gerechnet zu haben, denn seine Augen weiten sich enorm. „Darf ich nicht nett zu dir sein?", ein peinlich berührtes Lächeln streift sein Gesicht. „Schon, aber... du warst doch sonst nie so zu mir. Zumindest damals nicht, soweit ich mich erinnere erst seit jetzt.." fragend neige ich meinen Kopf zur Seite sodass mein welliges Haar etwas nach vorne fällt. Yoseob scheint das unangenehm zu sein, unschlüssig fängt er an auf seiner Unterlippe rumzukauen und seinen Blick gen Boden zu senken. „Seobie?", behutsam lege ich meine Hände um seine Wange und hebe seinen Kopf, sodass er keine andere Wahl hat als mir in die Augen zu sehen. „Wie lange ich diesen Namen nicht mehr gehört habe." Sein jungenhaftes Grinsen erscheint wieder. Weicht er meiner Frage aus? „Yang Yoseob, ich habe etwas..." „Die Sonne geht langsam unter, ich sollte dich nach Hause bringen." Unterbricht er mich und geht bereits einige Schritte zurück. Er weicht mir wirklich aus, ist dass denn zu fassen? Aber was habe ich auch erwartet, von jetzt auf gleich alle Antworten zu bekommen die ich haben will? Enttäuscht springe ich vom Geländer und trotte ihm hinterher. Beleidigt blähe ich meine Wangen auf. Irgendwie komme ich in meinen Recherchen so gar nicht voran. Yoseob jetzt aber zu zwingen irgendwas zu sagen würde mir sicher nichts bringen, er will einfach nichts sagen. Ob ich noch mal einen der Jungs ansprechen sollte? Oder Hyunseung selbst? Das mit heute Mittag steht immer noch offen, da hat er mir auch einiges zu erklären.
Schweigend laufe ich hinter Yoseob her. Irgendwie tut es mir leid, er hat sich Mühe gegeben mich abzulenken und ich mach es wieder kaputt. Warum bin ich denn nur so unbeholfen? Andererseits ist es langsam an der Zeit, dass mir jemand sagt was Sache ist. Aber jetzt spontan entscheidet mein Bauch sich für eine andere Priorität. Leise nehme ich Anlauf und springe Yoseob so liebevoll wie möglich, mit anderen Worten so kräftig wie ich kann, gegen den Rücken. Er kommt leicht ins stolpern, fängt sich aber noch rechtzeitig. Verwundert schaut er zu mir. Unschuldig klimpere ich nur mit den Wimpern „Was denn? Das ist meine Art Danke zu sagen." Da lacht er wieder. Seinen Arm legt er um mich und zieht mich mit sich. Es dauert nicht lange, da stehen wir wieder vor meiner Haustür. Aber irgendwas ist anders. Eine verdächtige Stille begrüßt mich während ich die Haustür öffne. Ganz vorsichtig tapse ich ins Haus. „Ist etwas?" fragt Yoseob. Würde nicht normalerweise Marshmallow angelaufen kommen und mich begrüßen? Genau in dem Moment geht das Licht im Wohnzimmer an und ein Lautes „BUUUUUH!" reißt mich aus den Socken. Mit dem Hintern voraus lande ich auf dem Boden und starre komplett entgeistert die vier Jungs an, die anfangen sich vor Lachen zu kugeln. Mein Herz hat sich nur in meine Hose verabschiedet. Sogar Yoseob hat Tränen in den Augen vor Lachen und Marshmallow jagt wild kläffend umher. „Sonst geht es euch noch gut, oder? Wie kommt ihr andauernd in mein Haus?!" lache ich ihnen nach dem ersten Schock entgegen. „Wir haben reinzufällig das hier in einem Gebüsch gefunden." Breit grinsend klimpert Gikwang mit dem Ersatzschlüssel herum. Diese Idioten, irgendwann bringen die mich noch ins Grab, mein Puls rast noch wie nach einem Marathon. Demonstrativ schaue ich mich im Zimmer um „Wo ist denn nur mein Schläger?" „NEIN, NEIN, BITTE NICHT. HAB ERBARMEN!", schreit Dongwoon sofort auf und hält seine Hände schützend vor seine Stirn. Jeder fängt wieder an zu lachen. Da fällt mein Blick auf all die Decken, Matratzen und Schlafsätze die auf dem Boden verteilt sind. „Was habt ihr damit vor?" Unschuldig wie Engel schauen die Jungs im Raum umher und pfeifen als wäre nichts. DooJoon lehnt sich über die Couchlehne „Wonach sieht es denn aus, wir veranstalten eine Übernachtungsfeier." Auch er hat das unschuldige Grinsen mehr als nur drauf.
Ich bekomme noch die Krise mit den Jungs, eigentlich hatte ich nicht die Laune für eine Übernachtungsfeier. Mir erscheint die Version eines Wochenendes innerhalb meiner Bettdecke mit Marshmallow und Pizza am besten. „Das ist eine super Idee, Jungs, nur... ich bin echt nicht in Stimmung für so was. Vielleicht ein andermal, okay?" sage ich während ich aufstehe. So Leid es mir tut die Jungs abzuweisen. „Genau deshalb machen wir es ja, um dich aufzumuntern!" frohlockt Dongwoon enthusiastisch. So lieb sie es auch meinen. „Das ist echt süß von euch, aber..." „OCH BIIIIIIIITTEEEEEEEE!" Gikwang und Dongwoon werfen sich vor mich kurz gefolgt von Yoseob, alle drei knien sich mit Schmolllippen und Welpenblick vor mich. „Jungs, ich..." versuche ich sie weiter abzuwimmeln. Auch Doojoon legt seinen Kopf auf die Couchlehne und schaut mich mit großen Hundeaugen an. „Minhyuuuuuun." Die machen es mir nun wirklich nicht leicht. „Junhyung, du musst uns helfen!" brüllt Gikwang hinter sich. Junhyung verschränkt nur seine Arme. „Als wenn ich mich auf Knie gehe und flehe." „JUNHYUNG DU KNIEST DICH JETZT HIN" „SCHNAUZE, NEIN!" Fauchen Gikwang und Junhyung sich gegenseitig an. „Junhyung, wir brauchen deine Unterstützung!" klinkt sich auch Dongwoon ein. Genervt seufzt Junhyung. „Gut, wenn ihr ohne euren König nicht klar kommt. Dafür schuldet ihr mir aber was." Er bewegt sich tatsächlich zu den anderen. Sein skeptischer Blick schwingt von den Jungs zu mir. Tatsächlich geht er auf die Knie und setzt das niedlichste Grinsen auf was ich je an ihm gesehen habe. Ich wusste nicht einmal, dass er SO niedlich sein kann. So sind also alle fünf Jungs vor mir und schauen mich flehend an. Ach herrje, wie soll ich die denn so rauswerfen? Hilfe suchend schaue ich zu Marshmallow, der in der Ecke des Zimmers sitzt. Auch er legt seinen Kopf schief und klimpert mit seinen Knopfaugen. Dass kann doch nicht wahr sein, sie alle haben sich gegen mich verschworen. Seufzend lasse ich meinen Kopf fallen. „Okay Jungs, ihr habt gewonnen." Sofort jubeln sie laut auf. Dieses Jubeln wird aber jäh durch einen Schrei von Junhyung unterbrochen. „DIESE VERDAMMTE KANALRATTE!!" Wie ein Blitz jagt Marshmallow durch meine Beine in die Küche. Wie von der Tarantel gestochen reibt Junhyung sich den Hintern und springt im Kreis „DIESES VERDAMMTE VIEH!!!" Die Jungs fangen sofort an sich kaputt zu lachen. „NA WARTE!" komplett unter Strom gestellt setzt Junhyung seine Jagd auf Marshmallow an. Lachend stelle ich mich vor den Welpen. Schlitternd kommt er vor mir zum stehen „Versuche nicht dieses minderwertige Stück Pelz zu beschützen." Die Wut in seinen Augen ist klar zu erkennen. Ich kann ihm aber nur die Zunge rausstrecken. „Wenn du Marshmallow was antun willst, musst du erst an mir vorbei!" Das er stärker ist als ich habe ich nicht bedacht. Mit Leichtigkeit schubst er mich aus dem Weg, ich fackele jedoch nicht lange und werfe mich an seine Beine um diese zu umschlingen damit er auf der Stelle hinfällt. „Ist das dein verdammter Ernst?!" mault er zu mir. Also ich bin mit meiner Tat zufrieden und lasse seine Beine wieder los. Ich stehe gerade noch rechtzeitig auf um zu sehen, wie Marshmallow Junhyung triumphierend über die Nase schleckt und einmal mit seiner Pfote drauf haut. Junhyung versucht ihn zu greifen, aber Marshmallow ist schneller als er. Genervt richtet er sich wieder auf. „Minhyuuun." Mit einer bedrohlichen Stimme und einem Grinsen, als wäre er der Joker höchstpersönlich, visiert er mich an. Ich glaube ich sollte laufen. Instinktiv springe ich hinter Yoseob, der immer noch neben mir steht. Überrascht starrt Yoseob zu Junhyung hoch. „Du denkst wirklich, dass der Winzling wird dich beschützen kann?" Da spüre ich nur wie ein kräftiger Griff meine Arme an meinen Körper drückt. Verschreckt schaue ich hoch um Gikwangs schadenfrohes Grinsen zu sehen. „Lieferst du mich gerade aus?!" „Ich doch nicht" Ja, ist klar. Mit zaghaften Schritten geht auch Yoseob aus der Gefahrenzone. Wahre Freunde habe ich da. Mit großen Augen starre ich auf Junhyung, der seine Macht gerade sichtlich genießt. „Noch irgendwelche letzten Worte?", er beginnt bedrohlich mit seinen Fingern zu knacken. Ohje, mein letztes Stündlein hat geschlagen. „...Miep?" Nach einem verschmitzten Grinsen reißt Junhyung mich aus Gigkwangs Griff in seine Arme um mich mit Kitzeleinheiten zu Quälen. „NEIN, NEIN HAHAHA JUNHYUNG!" bettele ich. Vergebens. Da klingelt es an der Tür.
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Guardian
FanfictionMinhyun ist nach 14 Jahren in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Sie hofft ihre alten Freunde wieder zu treffen und ihren Abschluss absolvieren zu können. Doch einer ihrer Jugendfreunde, Jang Hyunseung, hat sich komplett verändert. Er ist aggressiv, kalt...