Wenn ich weiter so wenig schlafe brauche ich wirklich dringend Hilfe. Den Wecker mache ich bereits aus bevor er klingelt, damit er mich nicht nerven kann. Unter der Dusche versuche ich ein wenig all diese Gedanken zu verbannen. Ob Gikwang mit Yoseob geredet hat? Ich wäre zu gerne bei dem Gespräch dabei gewesen. Ob die beiden überhaupt einen Punkt gefunden haben? Ich hoffe wirklich sehr, dass alles wieder gut wird. Aber diese Hoffnung trage ich schon seit Monaten mit mir herum ohne wirkliche Ergebnisse.
In der Schule suche ich sofort Gikwang auf. Ich ziehe ihn etwas von den anderen Weg und schaue zu ihm hoch. „Ich habe Yoseob noch nicht gesehen, habt ihr geredet?" Unsicher kratzt Gikwang sich am Hinterkopf. „Um ehrlich zu sein bin ich noch nicht dazu gekommen." Ich blähe meine Wangen auf. „Aber wir müssen das doch klären! Ich will nicht, dass er uns jetzt hasst wegen so etwas." Gikwang legt seine Hand auf meine Schulter und lächelt.
„Ich verspreche dir hoch und heilig ich rede heute mit ihm. Nur nicht zwingend in der Schule, es gibt besser geeignete Orte dafür." Ich rümpfe meine Nase. Solange er es wirklich macht ist es ja in Ordnung. Gikwang klopft mir aufmunternd gegen die Schulter und geht wieder zu den anderen, die sich gerade dran mache in die Klasse zu gehen. Mit einem nicht ganz so guten Gefühl im Bauch setze ich mich wie gewohnt zwischen Gikwang und Yoseob. Wieder kommt keine Reaktion von Yoseob. „Guten Morgen, Yoseob." Sage ich ihm etwas unsicher. Er nickt mir nur zu ohne mich wirklich anzusehen. Wenigstens grüßt er mich. Aber wirklich eine Besserung sehe ich nicht. Ich drehe mich um zu den anderen Jungs um wenigstens von ihnen ein wenig integriert zu werden. Dongwoon schreibt auf den letzten Drücker die Hausaufgaben bei DooJoon ab. Ich muss schmunzeln, natürlich hat er sie nicht gemacht. Ein wenig linse ich zu Dongwoons Seite. Hyunseung scheint nicht da zu sein. Hm, ich weiß nicht ob es mich wundert oder nicht. Der Lehrer betritt das Zimmer und meine Aufmerksamkeit wandert mehr oder minder zu ihm. Er führt uns in das Thema Algorithmen ein, nur es erreicht mich nicht wirklich. Das Thema hatte ich schon damals, aufholen wird sicher kein Problem sein. Der Unterricht zieht an mir vorbei und meine Gedanken machen wieder ihren üblichen Mist. Hervorragend.
In der Pause stehe ich bei den anderen aber lasse Yoseob nicht aus den Augen. Er steht zwar bei uns aber ist total teilnahmslos. Mit DooJoon und Junhyung redet er einigermaßen. Zumindest hat er ihnen jeweils einmal geantwortet. Immerhin höre ich mal seine Stimme. Junhyung lehnt sich etwas zu mir und flüstert ganz leise.
„Wenn du ihn nur mit Blicken löcherst wird das auch nicht helfen." Ich schaue zu ihm auf. Er lächelt mich lieb an. „Gikwang hat vor heute mit ihm zu reden, mir wird er sowieso nicht antworten.", beichte ich ihm. „Hm." Junhyung richtet seinen Blick wieder auf die anderen. „Bin mal gespannt." Nicht nur er ist gespannt darauf wie das ausgehen wird.
Die Schule endet recht schnell. Immerhin habe ich ein gutes Gefühl bei dem Überraschungstest in der letzten Stunde. Die Wege der Jungs und mir trennen sich vor dem Schulgebäude. Irgendwie herrscht eine generell recht bedrückte Stimmung zwischen uns, das wird wohl auch an Yoseob und uns liegen. Als ich das Schulgelände verlasse und an der Mauer, die die Schule umgibt, abbiege, laufe ich beinahe in Hyunseung rein. Total verdattert springe ich einen Schritt zurück. Hyunseung schaut mich mindestens genauso irritiert an wie ich ihn ansehe. Er öffnet seinen Mund als wolle er etwas sagen, doch schließt ihn gleich wieder. Bevor ich auch nur irgendwie auf seine komische Art reagieren kann dreht er sich um und geht. Alles klar, zum Glück passieren mir nie komische Dinge. Ich schaue ihm noch kurz nach. Was sollte das denn? Wollte er mir etwas sagen oder kam mir das nur so vor? Ich schüttele einfach meinen Kopf und gehe weiter. Nicht weiter den Kopf über so etwas zerbrechen. Einfach ignorieren. Du hast schon genug Probleme. Auf dem Weg nach Hause geht Yoseob stets einige Meter vor mir. Eigentlich habe ich das Bedürfnis ihn anzureden aber nach all dem wie es bei Hyunseung war wenn ich ihn einfach angeredet habe und wie Yoseob generell gerade zu mir ist traue ich mich das eher weniger. Den gesamten Weg bis zu meinem Haus gehe ich ihm einfach nur nach und schaue ihn an. Mitten auf dem Weg bleibe ich stehen. Warum laufe ich Yoseob nach wie ein Hund? Ich wollte doch zu meiner Tante. Es hat doch sowieso keinen Sinn ihm nachzulaufen, er wird sich wohl kaum umdrehen und mir sein Problem sagen. Also mache ich auf dem Absatz kehrt und steuere das Krankenhaus an. Ich bin ja schon ein wenig neben der Spur, renne einfach Yoseob nach ohne Sinn und Verstand. So gut wie den gesamten Weg gehe ich wieder zurück, das habe ich mir aber auch selbst zu zuschreiben. In der Stadt mache ich kurz halt. Ich könnte meiner Tante ihre Lieblingspralinen mitbringen, das freut sie sicher. Der nächste Supermarkt ist nicht weit, dort husche ich schnell ein. Es dauert nicht lange bis ich die Süßigkeiten gefunden habe. „Ah!" Die Pralinen sind zum Glück auch noch da. Mit ihnen in der Hand gehe ich zur nächsten Kasse. Tante wird sich sicher freuen nach so langer Zeit endlich wieder etwas Süßes essen zu können. Die Pralinen lege ich auf das Band der Kasse und warte artig in der Schlange. Ich schaue vor mich um die Länge der Schlange abschätzen zu können. Ich schrecke kurz auf. Direkt vor mir in der Reihe steht dieser Jiyong, ich habe ihn erst erkannt als er sich ein wenig umgedreht hat. Unsicher schaue ich mich um. Sollte ich die Schlange wechseln? „Benimm dich nicht, als sei ich dein schlimmster Alptraum.", faucht er zu mir doch legt sofort sein altbewährtes Grinsen auf. Er hat mich also auch bemerkt.
Ich fühle mich etwas fehl am Platz. Flüchtig schaue ich seine Einkäufe ein. Es sind nur Lebensmittel und was man zum Leben braucht. Was habe ich auch anderes erwartet, jetzt werde ich lächerlich. „Du hast dich letztens nicht erhalten als wärst du es nicht.", murmele ich. Total verunsichert was ich machen soll schaue ich zu Boden. Mit den Händen in der Hosentasche lehnt Jiyong sich runter um in meine Augen sehen zu können. „Ich habe nichts gegen dich, wenn du dich nicht in Dinge einmischst wo du nichts zu suchen hast." „Wie soll ich mich aus etwas raushalten, wenn ich nicht einmal weiß was es ist und worum es geht?" Jiyong nimmt seine Einkäufe in die Hand. „Vielleicht einfach drauf hören, wenn Leute dir raten etwas zu tun." Damit verschwindet er. Ich schaue ihm nach. Was meint er? Vielleicht all die Male die Hyunseung sagte ich solle ihn in Ruhe lassen? „Hallo?", ermahnt mich die Kassiererin. Sofort bin ich wieder in der Realität. „Entschuldigung." Ich krame das verlangte Geld heraus, greife mir die Pralinen und mache mich aus dem Staub. Ob Jiyong wirklich das meinte? Aber was ist denn bitte so schlimm oder unangebracht, dass ich es nicht erfahren darf?
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Guardian
Fiksi PenggemarMinhyun ist nach 14 Jahren in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Sie hofft ihre alten Freunde wieder zu treffen und ihren Abschluss absolvieren zu können. Doch einer ihrer Jugendfreunde, Jang Hyunseung, hat sich komplett verändert. Er ist aggressiv, kalt...