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Wir arbeiteten die Verträge durch und lebten beide noch als nach zwei Stunden Herr Johns den Kopf durch die Tür steckte.
"Oh ihr lebt noch. Hörte sich vorhin ja nicht so an. Kommt ihr mit zum Lunch", fragte er und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Toll und warum war er dann nicht mal gucken gekommen, wenn es sich alles andere als friedlich angehört hatte? War der eigentlich immer fröhlich oder fiel es nur so auf weil Herr Roberts das genaue Gegenteil davon war - verbittert passte bei ihm eher? Gute Laune gab es in seinem Repertoire sicher nicht. Herr Roberts wollte gerade ansetzen da gab ihm mein Magen sehr deutlich zu verstehen, dass das mit dem Lunch perfekt wäre. Wie peinlich. Somit nickte er und ich sprang auf und ging Richtung Tür. Herr Roberts tat es mir gleich und zusammen fuhren wir mit dem Aufzug in die Empfangshalle. Was ich noch mehr hasste als Aufzüge, waren kleine Aufzüge mit angsteinflößenden Menschen drin und stickiger, schneidender Luft. Lag vielleicht auch an den beiden Herren, denn die funkelten sich komisch an. Wie Kleinkinder. Da war Tristan ja leichter zu handhaben, wenn man ihm Spielzeug wegnahm. Beinah hätte ich auch genau das zum Besten gegeben, aber hielt mich im letzten Moment noch zurück und wartete bis der vor Testosteron triefende Aufzug zum Stehen kam und ich förmlich an die frische Luft stürmte. In dem Moment war mir echt egal was die denken könnten. Eine Sekunde länger in dem engen Ding und mit der Luft und ich wäre umgefallen. Ganz so dumm schienen die beiden dann auch nicht zu sein, denn sie musterten mich argwöhnisch aber hielten die Klappe. Zu ihrem Glück.

Vor dem Gebäude stand ein schwarzer SUV und Herr Roberts hielt mir die Beifahrertür auf und ich kletterte hinein. Ich fand SUVs schon immer toll, nur das Einsteigen war für mich eine echte Schwäche. Ich war mit meinen 1,73 m nicht klein, aber trotzdem fand ich es wenig komfortabel in solche Schiffe einzusteigen. Die Fahrt zum Restaurant schwiegen wir und es war irgendwie eisig. Ob das mit dem Essen so eine gute Idee war?

Im Restaurant lockerte die Stimmung zum Glück auf und ich wartete gespannt und ungeduldig auf das Essen. Ich hatte gar nicht gemerkt wie hungrig ich war und als es dann endlich serviert wurde musste ich mich wirklich zusammenreißen mich nicht auf das Essen zu stürzen. Ich wollte ja nicht als Bauerntrampel abgestempelt werden. Trotzdem entging es den beiden Models nicht, dass ich einen gesunden Appetit hatte und glotzten mich an wie Fische im Aquarium. Das wurde mir dann doch so viel. Wenn ich eins nicht leiden konnte, dann wenn mich jemand beim Essen angaffte. Da war ich von früher gezeichnet, denn mir wurde oft unterstellt ich sei magersüchtig oder Bulimie krank und es gab Zeiten da wurde jeder Bissen von mir kontrolliert. Ich hatte so etwas aber zum Glück nie, doch allein mir so etwas zu unterstellen hatte mich unheimlich verletzt. Mit dem Hintergrund reagierte ich auch dementsprechend freundlich. Ironie lässt grüßen. "Was ist? Noch nie eine Frau mit einem gesunden Appetit gesehen?" "Nein nicht wirklich. Zumindest nicht mit so einer Hingabe", gab Herr Johns grinsend von sich und Herr Roberts nickte nur. "Tja da kennen Sie wohl die falschen Frauen. Kommt davon wenn man nur Models bevorzugt, die einen kleinen Salat schon für zu viel halten", erwiderte ich bissig. "Du bist echt nicht auf den Mund gefallen", kam da von Herrn Johns. Okay und wann waren wir genau beim DU angelangt? Hatte ich da einige Minuten übersprungen? War mir das bei meinem gesunden Appetit etwa untergegangen? Nicht ärgern nur wundern. "Warum sollte ich auch? Ich weiß, dass ich weit entfernt von irgendwelchen Modelmaßen bin und auch nicht annähernd hübsch. Früher hat mich die Meinung von anderen Menschen interessiert und mich fertig gemacht, aber irgendwann hab ich eingesehen, dass mir das überhaupt nichts bringt. So lebt es sich eindeutig besser." Am Ende meiner kleinen Rede schob ich mir meine Gabel mit den Pommes in den Mund und sah von einem zum anderen. Herr Roberts riss kurz die Augen auf, nur für einen winzigen Moment, und knurrte dann: "Du hast keine gute Meinung von dir und keine Ahnung was du für eine Wirkung auf andere hast." Man warum war der denn schon wieder so mies drauf? Gab es auch mal ein paar Minuten ohne diese schlechte Laune bei dem? "Die Meinung anderer bleibt die Meinung anderer und kann mir gestohlen bleiben. Kann eh nichts Gutes bei raus kommen."
Erstaunt sahen die beiden mich an und schüttelten die Köpfe, ließen mich aber dann in Ruhe weiter essen. Zum Glück, sonst wäre das hier noch ausgeartet. Wenn die wüssten, wie peinlich mir das war und ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Aber ich überspielte es einfach gekonnt. So was konnte ich schon immer gut.
Nach dem wirklich köstlichen Essen entschuldigte ich mich und ging mich frisch machen. Als ich die Toilette wieder verließ, lehnte Tyson - also Herr Johns - lässig an der gegenüberliegenden Wand. Sah aus als ob er auf jemanden gewartet hätte. Moment mal auf mich? Totaler Quatsch. Ich wurde eines Besseren belehrt. "Leyla, du weißt echt nicht wie du auf andere wirkst oder?" "Tyson, ich habe keine Ahnung wovon du sprichst und auch nicht was zwei Typen wie ihr mit eurem Gespräch vorhin bezwecken wolltet." "Was zwei Typen wie wir?" "Ja. Ihr wisst beide wie gut ihr ausseht und das ihr jede haben könnt. Ihr müsst nur mit dem Finger schnipsen und könnt euch eine aussuchen. Also könnt ihr euch dieses Spiel mit mir sparen und aufhören mich weiter in Verlegenheit zu bringen." Tja da war mein Mund doch mal wieder schneller. Ich kannte ihn gar nicht und fiel sofort mit meiner Ehrlichkeit ins Haus. Na prima. Konnte nur besser werden. "Genau das ist es Leyla. Du bist nicht nur hübsch, sondern auch nicht auf den Kopf gefallen. Du redest den Leuten nicht nach dem Mund, sondern stehst zu deiner Meinung auch wenn sie manchmal etwas ruppig ankommt. Du versteckst etwas, das sieht man an deinen Augen. Und genau in dieser ganzen Mischung liegt der Reiz und nicht nur bei mir." Erschrocken riss ich die Augen auf und hielt die Luft an. Hatte der Drogen genommen? Oder eine Wette am Laufen? Wie verarsche ich Leyla am besten? Das konnte der unmöglich ernst meinen. Er beobachtete mich belustigt und stieß sich von der Wand ab, kam mit zwei Schritten auf mich zu und fixierte mich wie ein Raubtier seine Beute. Na dann gute Nacht. Behutsam strich er mir über die Wange und ich bekam sofort eine Gänsehaut. Seine Finger strichen über meine Lippe und mir wurde heiß. Als er sich dann auch noch vorbeugte und seine Lippen meine berührten, war es vorbei mit mir. Tschüss Selbstbeherrschung. War schön mit dir.
Mir entrann ein leises Wimmern und das nutzte Tyson um seine Zunge in meinen Mund zu schieben und mit meiner zu spielen. Er griff in meinen Nacken und zog mich näher an sich. Derweil tanzten unsere Zungen einen immer heißer werdenden Tanz. Gott Leyla, was tust du da eigentlich gerade? Du stehst in einem Restaurant vor einer Toilette. Geht es noch?Und genau diese Sätze holten mich in die Realität zurück und ich schob Tyson etwas von mir. Atemlos und verwirrt lösten wir uns ganz voneinander. Seine blauen Augen waren ein Stück dunkler geworden und sein Atem ging genauso flach wie meiner. Er strich mir über die Wange und grinste mich mit seinen Grübchen an. Dann nahm er meine Hand und zog mich mit sich. "Nate wartet sicher schon." Ach ja der war ja auch noch da.
Und wie der wartete. Böse funkelte er uns an. Gott diese Stimmungen von dem. Sofort ließ ich Tysons Hand los als ob ich mich verbrannt hätte und mir war unwohl. Aber warum? Ich hatte doch nichts Verbotenes getan. Warum kam es mir dann so vor? Die Gedanken konnte ich nicht mehr weiterführen, denn meine innere Stimme und ich wurden doch tatsächlich unterbrochen. "Was hat so lange gedauert? Ty, bist du über sie hergefallen oder was war los?" Sein Ton klang nicht gerade freundlich und machte mich nervös. "Nate. Wo ist eigentlich dein Problem? Wir haben uns nur unterhalten. Aber selbst wenn es so wäre dürfte es dir egal sein, denn ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mit Leyla zusammen bist. Also halt mal den Ball flach und komm wieder runter. Was ist los mit dir?" Nates Augen wurden noch einen Tick dunkler und er ballte die Hände zu Fäusten. "Ty, du kennst mich. Und du weißt, niemand fasst an was mir gehört. Ich bekomme immer was ich will."

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