Das Wochenende war wieder viel zu schnell vorbeigegangen, aber das war ja meistens so. Ich freute mich auf meine Arbeit, aber trotzdem fiel es mir montags immer besonders schwer dem Alltag eine echte Chance zu geben. Doch auch damit war ich nicht allein auf der Welt.
Nachdem ich Tristan in den Kindergarten gebracht hatte, fuhr ich zur Arbeit und ich war fröhlich und gut gelaunt. Ein Wunder für meine Verhältnisse. Normalerweise war ich ein totaler Morgenmuffel und mich durfte man erst nach dem dritten Kaffee ansprechen ohne Gefahr zu laufen verletzt zu werden. Gut gelaunt ging ich also an das Telefon und ich hätte es lieber gelassen... "Frau Thomson, so gut gelaunt heute. Gibt es dafür einen Grund?" Ach man, der konnte einem aber auch die Laune verderben mit seinen Stimmungsschwankungen. Was hatte ich dem eigentlich getan? Beinah hätte ich etwas Fieses gesagt, aber ich konnte mir gerade noch auf die Zunge beißen und säuselte in einem überfreundlichem Ton, aber leise: "Herr Roberts, ja den gibt es. Denn ich bin mit meinem dummen Job mehr als zufrieden." Stille am anderen Ende. Na wusste er endlich mal nichts drauf zu erwidern? Ha. "Also Herr Roberts, wie kann eine einfache Empfangssekretärin Ihnen behilflich sein?" "So war das doch gar nicht gemeint. Jetzt seien Sie doch nicht so nachtragend. Sie sind einfach zu intelligent für diesen Job." Darauf sagte ich einfach mal nichts und wartete darauf, dass er weitersprach, was er auch zum Glück schnell tat: "Ich werde morgen um 10 Uhr vorbeikommen und mit Herrn Peter sprechen." "Moment, ich schaue kurz in seinen Terminkalender. Worum geht es bitte genau, Herr Roberts?" Geschäftlich konnte ich gut. "Um die eingereichten Unterlagen, da gibt es noch Klärungsbedarf. 10 Uhr. Auf Wiedersehen Frau Thomson. Bis morgen." Mensch war der unfreundlich und schlecht gelaunt und die Höhe war, dass er mit den Worten einfach aufgelegt hatte ohne eine Antwort von mir abzuwarten. Ich hatte ihm den Termin doch gar nicht bestätigt. Arschloch. Mein Kopf rauchte vor Wut. Zum Glück hatte Herr Peter da gerade Zeit und ich trug schnell den Termin ein, um mich dann in die Küche zu begeben und mir einen Kaffee zu machen.
Sam, die Sekretärin von Herrn Lords, stand auch gerade in der Küche. Die herzliche, hochgewachsene Frau mit der sportlichen Figur und dem blonden kinnlangem Bob, war immer sehr schick und elegant gekleidet und hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. So auch als sie mich ansprach: "Hey Leyla, wer ist dir denn schon am frühen Morgen über die Leber gelaufen?" "Herr Roberts", schnaubte ich und holte mir eine Tasse aus dem Schrank. "Das erklärt einiges. Glaub mir wäre seine Firma nicht so wichtig, wäre der schon lange kein Mandant mehr von uns." "Aber der kann sich doch nicht alles erlauben. Der hat ja mal so gar keinen Respekt." "Doch kann er leider. Mach dir nichts draus. Wir haben es alle schon mal abbekommen. Der wird sich nie ändern." Da hatte sie wohl recht, aber ich bezweifelte, dass er bei einem von den anderen auch schon mal abends vor der Tür gestanden hatte. Das behielt ich aber lieber für mich. Ich nahm mir meinen Kaffee und machte mich wieder an meine Arbeit. Zum Glück verlief der Montag sonst beschwerdefrei und meine Laune konnte sich wieder erheblich bessern. Ich hatte Hoffnung für die Woche...
Die hielt aber leider nicht lange. Warum auch?
Der nächste Tag fing alles aber nicht gut an. Ich brachte Tristan pünktlich in den Kindergarten, aber da gab es irgendwelche Probleme, so dass ich erst um 9.45 Uhr total abgehetzt in die Kanzlei kam. Ich hatte Herrn Peter schon telefonisch informiert und er hatte Sam aufgetragen den Besprechungsraum für den 10 Uhr Termin fertig zu machen. Er war zum Glück auch nicht sauer, sondern zeigte Verständnis und das gab es echt selten. Abgehetzt sprintete ich also die letzten Stufen zur Kanzlei hoch und schoss durch die Tür und wie sollte es anders sein knallte ich prompt gegen jemanden. Heute meinte es jemand wieder besonders gut mit mir. Grrrr. Der Tag endete hoffentlich schnell. Ich erkannte schon am Aftershave, um wen es sich bei meinem Gegenüber handelte. Meinen persönlichen Alptraum. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen...
"Sorry, Herr Roberts", stammelte ich, sah ihm kurz in die Augen und wollte an ihm vorbeihuschen. Rechnung leider ohne ihn gemacht, denn er hielt mich noch am Arm fest und die Stelle fing langsam an wie Feuer zu brennen. Irgendwie machte er nicht die Anstalten mich loszulassen, sondern starrte mich einfach nur mit seinen durchdringenden Augen an und ich merkte wie mein Atem immer flacher wurde. Das sollte weggehen. "Morgen Herr Roberts... nehmen Sie doch noch einen Moment Platz... Morgen Leyla, machst du hier weiter?" Sams Stimme riss mich aus meiner Trance und katapultierte mich zurück in die Realität. Ich riss meinen Arm los und glättete mein Outfit, dann machte ich mich auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz. Sam musterte mich etwas verwirrt, aber ich schüttelte nur den Kopf. Heute war definitiv nicht mein Tag. Ich atmete ein paar Mal tief durch und telefonierte dann mit Herrn Peter und brachte Herrn Roberts in den Besprechungsraum. Dann ging ich in die Küche und machte ihm seinen Kaffee, schwarz. Nett wie ich war hatte ich ihn ja lieb gefragt, ob er was trinken möchte. Seine Antwort war wie beim ersten Mal. Ich hatte nichts anderes erwartet. Als ich den Raum wieder betrat, stand Herr Roberts am Fenster und der komplette Raum war mit seiner Ausstrahlung geflutet. Diese mächtige Aura machte mir Angst und mein Körper überzog sich mit einer Gänsehaut. Nicht gut. Wie machte der das bloß? "Frau Thomson, Leyla, ich hole Sie nach der Arbeit ab und wir gehen essen." Seine tiefe Stimme hörte sich so an als ob sie keinen Widerspruch dulden würde. Sie spiegelte seine Macht wider. Moment was hatte er gerade gesagt? Essen? Ich stellte lieber schnell den Kaffee auf den Tisch bevor ich noch auf dumme Gedanken kam. "Nein. Das werden Sie nicht... Ich kann nicht." "Sie können oder Sie wollen nicht?" "Beides, aber ich kann wirklich nicht", flüsterte ich bissig und drehte mich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Also der Mann hatte echt irgendwelche größeren Probleme und da wollte ich nichts mit zu tun haben. Ich hatte meine eigenen, danke.
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End or beginning? Trust me ✔ #LeseLiebe18
RomansaZwei Menschen treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten ... auf den ersten Blick. Leyla Thomson, alleinerziehend, hat den Beziehungen abgeschworen, verachtet die Männerwelt. Aber das Leben hat anderes geplant und so trifft sie...