Jason.

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Am nächsten Morgen schleppte ich meinen Koffer und meinen Rucksack die Treppe runter und stellte ihn in die Ecke vor die Haustür von Peter und Jasons Wohnung. In Jeans, Sneakers und Pulli ging ich meinen Weg über den Hof zu Jonnys Box. Es war eher eine spontane Angelegenheit, dass er mitkommen würde, weswegen ich noch alles vorbereiten musste. Gestern hatte ich dazu nämlich keine Lust mehr gehabt. Ich ließ Jonny mit Rocky in der Halle toben und machte mich an seinem Sattelzeug zu schaffen. Jason hatte mir die Schlüssel für seinen Wagen gegeben, damit ich schon mal alles einpacken konnte. Jason fuhr einen heruntergekommenen und durchgerockten Land Rover, der wohl des Öfteren Offroad unterwegs war. Jedenfalls sah er so aus. Ich hatte gerade den Sattel, die Trense, meine Klamotten und eine Abschwitzdecke im Kofferraum verstaut und die Kofferraumtür geschlossen, da kam Jason, noch immer müde, über den Hof auf mich zu.

„Welcher Anhänger?", murmelte er müde und sah sich um.

„Der, der neben der Reithalle steht", erwiderte ich nur monoton. Ich wechselte nur, wenn es Not tat, ein Wort mit dem Lockenkopf. Seine Haare hatte er aber scheinbar heute Morgen nach dem Waschen gekämmt, denn sie lagen deutlich glatter auf seinem Kopf, als sonst.

„Lustig. Welcher Anhänger? Da stehen vier", entgegnete er mit einem genervten Unterton.

„Der schwarze", meinte ich daraufhin nur und ging zur Sattelkammer des Nordtrakts, um Decke und Transportgamaschen zu holen. An Peter Pans Box traf ich Lynn.

„Könntest du dein Pferd gleich mit holen? Wir jetzt los", fragte ich meine Schwester und suchte alles zusammen, was ich für die Fahrt brauchen würde.

„Ja, klar. Dann können wir im Gegenzug die beiden in die Führanlage stellen", schlug sie vor. Ich nickte. Das wir beide uns zusammen um 4, teilweise 5 Pferde kümmern mussten, konnte ich echt anstrengend sein. Jetzt wo ich weg wäre, hätte sie drei Pferde zu versorgen, und ich zwei, wobei ich mit nervösen Pferden zu kämpfen hätte. Ich nahm Schmiddi aus seiner Box und führte ihn, bepackt mit dem Transportzeug für Jonny, über den Hof. Lynn und ich brachten beide Pferde in die Führanlage und stellten sie auf Schritt ein. Dann gingen wir zur Halle und huschten durch die Hallentür, in die sandige Reitbahn. Jonny und Rocky sahen uns, hoben ihre Köpfe und rannten dann los. Sie buckelten übermütig, galoppierten an uns vorbei und liefen wieder ans andere Ende der Halle. Amüsiert sahen Lynn und ich den beiden hinterher und begannen dann mit der Mission Pferde einfangen. Rocky machte es Lynn schwer und rannte wieder davon. Jonny kam mir entgegen, drehte dann aber wieder ab, um auch davon zu laufen. Ich signalisierte mit meiner Körpersprache, dass ich darauf jetzt gar kein Bock hatte und er blieb schnaubend stehen. Ich harkte den Karabiner ins Halfter und führte ihn aus der Halle. Neben dem Anhänger stellte ich Jonny ab und legte die Decke auf und befestigte die Transportgamaschen an seinen Beinen. Lynn brachte Rocky neben uns zum Stehen und verabschiedete sich mit einer Umarmung von mir.

Ich verlud Jonny ohne weitere Komplikationen in den Anhänger und Jason half mir, die Rampe zu schließen. Seufzend legte ich noch ein paar Sachen in den Kofferraum und schloss dann die kleine Luke vorne am Anhänger, nachdem ich noch einmal über Jonnys Nüstern gestrichen hatte, da er neugierig den Kopf runter gestreckt hatte. Jason sah mich fragend an, als würde er wissen wollen, ob ich endlich fertig wäre. Ich nickte nur leicht und stieg auf der Beifahrerseite ein. Jason startete den Motor des alten Land Rovers, stellte irgendwas am Radio ein und legte dann den Gang ein. Langsam rollten wir aus der Parklücke, über den sandigen Hauptplatz und durch den Torbogen, weg von dem Reitzentrum Thompson. Wir schlichen die lange Auffahrt bis zum Highway. Als wir auf den Highway abbogen, gab Jason endlich Gas und das Gespann setzte sich langsam in Fahrt. Ab und zu huschten gegenseitige Blicke rüber. Jason hatte ernste Gesichtszüge und diese leichten Locken, die oben auf seinem Kopf lagen. Er wirkte immer schlecht gelaunt und redete morgens beim Frühstück eher selten. Peter und er stritten oft, weswegen ich wusste, dass er schnell ziemlich laut werden konnte.

NightwishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt