Rocky Rubin.

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Da nun zwei Wochen ohne Training vor mir lagen, musste ich wieder zurück zu den Anfängen von Jonny und mir. Er würde nun wieder seine Fähigkeiten an der Longe auffrischen und viel Freispringen dürfen. Auch die Weidezeit würde minimal gesteigert werden. Im Grunde würden die zwei Wochen ihm die Möglichkeit geben, sich von den Strapazen der letzten Wochen sich zu erholen und auf eine nächste Etappe vorzubereiten. In der Zeit, in der ich nicht reiten konnte, wollte ich ihn auch mit ungewöhnlichen Geräuschen vertrauter machen und mich mit Schmiddi und Peter Pan beschäftigen. Peter hatte mich darum gebeten, Zeit mit Schmiddi zu verbringen, da er momentan zum Verkauf stand, aber niemand ihn eines Blickes würdigt.

Heute stand jede Menge longieren an. Alle drei Pferde mussten bewegt werden und anschließend sollte ich Lynn und Rocky beim Training fotografieren. Ich war gerade dabei Jonny auf einem der Reitplätze zu longieren und ihn ab und zu über die, am Boden liegenden Stangen zu schicken, als Peter mit einem Zettel in der Hand auf mich zukam.

„Hast du mal eine Minute?", rief er mir zu. Ich parierte Jonny durch und ging an den Zaun. Hinter Peter stand ein großgebauter junge, bestimmt ein wenig Älter als ich, und sah finster drein. Seine braunen Haare lagen leicht gelockt auf seinem Kopf und seine Haare seitlich am Kopf waren kurzgeschnitten.

„Das ist Jason Coleman, mein Neffe. Jason, dass ist Luna Michaels, die Tochter von Susann", stellte Peter uns gegenseitig vor. Jason nickte nur desinteressiert und widmete sich seinem Handy. Ich zog skeptisch die Augenbrauen hoch und sah dann Peter an.

„In einem Monat ist ein Trainingslager in Olympia, im Bundesstaat Washington. Ich würde ganz gerne dich und Lynn jeweils mit zwei Pferden dorthin schicken, da ich denke, dass die vier Pferde viel Potential haben sie zu beweisen und ihr die richtigen Reiter dafür seid", meinte Peter.

„Okay?", erwiderte ich etwas erstaunt, „welche Pferde möchtest du schicken?"

„Lynn würde ich gern mit Rocky Rubin und Peter Pan schicken, und dich mit Jonny und mit Schmiddi. Ich weiß, du bist Schmiddi noch nie geritten und er ist auch erst 7 Jahre alt, aber wenn du mit Jonny klar kommst solltest du auch mit Schmiddi klar kommen, auch wenn er ein schwieriges Pferd ist", rechtfertigte sich Peter.

„Ich hab gerade einen Sturz hinter mir, aber gern. Ich fahre mit", entgegnete ich.

„Gut, dann ist deine Schwester auch überzeugt. Sie meinte, sie fährt nur, wenn du fährst", lachte er

„Macht Lynn ihr Pferd schon fertig?", wollte ich wissen.

„Ja allerdings, sie hat gleich Training", antwortete Peter

„Oh dann muss ich mich beeilen, ich soll sie fotografieren", meinte ich und öffnete das Gatter.

„Dann mach das mal, sie ist nachher auf Platz 3, falls du sie suchst", entgegnete Peter noch und verschwand dann in eine der Reithallen. Ich brachte Jonny auf die Weide und holte dann die Kamera aus der Wohnung. Ben begleitete mich zum Reitplatz und ließ sich zu meinen Füßen nieder, um einen Mittagsschlaf zu machen. Lynn saß bereits auf dem Rücken ihres Schimmels und ritt ihn im Schritt warm. Ihr Trainer erklärte ihr irgendwas, doch ich hörte nicht zu. Neben mir hustete plötzlich jemand und ich erschrak mich so sehr, dass ich zusammenzuckte und dabei meine Rippen einen höllischen Schmerz verursachten. Mit verzogenem Gesicht sah ich die Person an, der ich das Warnsignal meiner Rippen zu verdanken hatte – es war Jason.

„Alles gut?", fragte er in einer distanzierten Tonlage.

„Jaja, alles bestens", murmelte ich genervt und widmete mich meiner Schwester, die nun angaloppierte um den Parcours zu springen. Ich machte einige gute Fotos von den zweien, doch nach einiger Zeit sprang Rocky unsauber. Er riss oder galoppierte in ungleichmäßigen Abständen, was ebenfalls zum Abwurf der Stange führte. Gefrustet parierte Lynn durch. Der Trainer versuchte es nochmal mit traben über die Stange die auf dem Fußboden lagen, doch nichts half. Ich sah wieder die typischen Anzeichen des Schimmels, die man nicht merkte, wenn man oben drauf saß.

„Lynn", rief ich ihr zu. Meine Schwester richtete ihre Aufmerksamkeit auf mich und ritt zu mir.

„Das kannst du vergessen. Er schlägt wieder mit dem Schweif. Der ist verklemmt. Der Sattel passt schon wieder nicht.", meinte ich.

„Zu viel Muskeln aufgebaut", seufzte meine Schwester und klopfte den Hals des Schimmels.

„Fährst du mit nach Olympia?", setzte sie unschlüssig nach.

„Ja, mit Schmiddi und Jonny", erwiderte ich grinsend.

„Du darfst erst in zwei Wochen wieder aufs Pferd und willst in vier Wochen in ein Trainingslager fahren?", harkte sie skeptisch nach.

„Die Harten steigen wieder auf, nur die Feiglinge nicht", entgegnete ich lächelnd.

„Du kommst ganz nach Dad", lachte Lynn.

„Wenn das so ist, dann ist der nächste Sturz mein letzter", meinte ich nur.

„Vorher wirst du erfolgreich.", ergänzte Lynn. Ich lachte nur auf und lehnte mich gegen den Zaun.

„Jonny wird niemals das tun, was mit Mister X tat. Schließlich stecken in ihm zwei Pferde. Einmal Jonny und einmal Nightwish", redete ich vor mich hin.

„Mach dir da jetzt kein Kopf drüber. Bring lieber Harmony raus, sonst meckert Mom wieder", gab Lynn amüsiert von sich.

NightwishWo Geschichten leben. Entdecke jetzt