Nightwish

Winter.

Mit dem Winter kam die Gemütlichkeit zurück. Die Saison war geschafft. Wir saßen alle zusammen beim Frühstück und redeten über die anstehenden Termine diese Woche.

„Also, was ist mit dir Lynn?", wollte Peter wissen.

„Ich geh ins Training und guck wie es läuft", meinte sie. Rocky Rubin war im Schnee auf der Weide umgeknickt und musste nun eine Pause einlegen. Langsam durfte er wieder ins Training einsteigen.

„Ich muss gleich zur Arbeit", murmelte Jason müde vor sich hin. Peter nickte und sah mich an.

„Die Leute von der Dopingkontrolle kommen heute und kontrollieren alle Pferde, die nächstes Jahr in die Saison starten werden", erklärte ich und zeigte auf die Liste neben mir.

„Hast du Schmiddi und Coco Chanel drauf?", wollte er wissen. Ich nickte.

„Und auch Zampano, Quando und Nightwish", erwiderte ich.

„Rocky Rubin erstmal nicht bitte. Ich lass ihn zur Not nachträglich kontrollieren. Der muss erstmal wieder flüssig laufen, bevor ich den anmelde", gab Lynn betrübt von sich.

„Das wird wieder. Er ist gerade mal 15", meinte Mom aufmunternd.

„Ich muss los", platzte Jason plötzlich dazwischen, erhob sich und wuschelte durch meine Haare. Ich sah ihm nach, strich Rocky Rubin auf der Liste durch und verließ auch das Haus. In dicker Jacke, Stiefelletten und mit Mütze auf dem Kopf überquerte ich den Hof und sah nach, ob alle Pferde die auf meiner Liste waren, auch in ihren Boxen standen. Einige fehlten, sodass ich die Stalljungen losschickte, damit sie die Fehlenden auf den Weiden suchen konnten. Ein Auto mit Anhänger rollte auf den Hof und ich eilte zur Stelle.

„Kann ich Ihnen helfen?", fragte ich den Mann.

„Ich hab ein Pferd abzugeben. Komme vom Flughafen Helena", meinte er. Ich nickte, nahm ihm die Unterlagen ab und brachte sie in das Büro von Peter. Dann kam ich wieder zu ihm zurück.

„Soll ich ihn ausladen?", wollte er wissen.

„Ja gerne. Ich hab auch schon die Box ausfindig gemacht", erwiderte ich. Der Mann klappte die Rampe runter verschwand im Anhänger. Das Pferd im Anhänger wieherte lautstark und Nightwish, der mit Blick auf den Innenhof in seiner Box stand, antwortete.

„Spinner", rief ich ihm zu, doch sein Blick lag stur auf dem Anhänger. Als ich dann den gemusterten Hintern und dann Rücken des Pferdes sah, wurde ich stutzig. Der Kopf des Schecken verriet ihn dann.

„Peter Pan?", brach ich erstaunt raus.

„Ah. Sie kennen das Pferd?", stellte der Mann ebenfalls erstaunt fest und drückte mir den Strick in die Hand. Noch immer etwas perplex verabschiedete ich den Mann und ging mit dem kleinen Peter Pan zu Nightwish. Beide Pferde begrüßten sich schnaubend und ein grinsender Peter kam auf mich zu. Lynn verließ gerade den Hauptstall, wo Rocky Rubin stand blieb erschrocken stehen. Dann lief sie auf mich zu und ließ ihr Pferd einfach mitten im Innenhof stehen. Peter drehte um, fing Rocky ein und kam dann zu uns.

„Peter Pan", meinte meine Schwester glücklich und strich immer wieder über den Hals des Schecken

„Warum habt ihr ihn zurück gekauft?", wollte ich wissen.

„Von dem Geld, das du damals für Nightwish zahltest, kauften wir ihn zurück. Er gehört einfach zu den Michaels. Eure Mutter hat es doch gesagt. Ein Michaels Pferd bleibt immer ein Michaels Pferd. Egal was war und was passieren wird.", erwiderte Peter. Lynn umarmte Peter spontan und ich nahm auch an der Gruppenumarmung teil. Ein weiteres Auto rollte auf den Hof.

„Die Leute die die Dopingproben nehmen wollen", meinte Peter augenrollend, nahm mir Peter Pan ab und verschwand im Nordtrakt. Lynn nahm Rocky Rubin und verschwand in Richtung Reitplatz und ich ging zu den Leuten von der Dopingkommission.