„Kann mal jemand vorreiten?", rief Ty genervt nach hinten. Sein Pferd ging die ganze Zeit rückwärts.
„Ja ich nicht. Amigo ist auch nicht besser", gab Emma gestresst von sich. Katie drehte sich auf Currys Rücken um und grinste.
„Da steht sie dahinten so unschuldig. Wie wär's, wenn du mal vorreitest?", richtete Katie an mich.
„Warum sollte ich?", erwiderte ich grinsend und trieb Nightwish vorwärts.
„Weil dein Pferd keine Angst hat", entgegnete sie lachend. Ich ritt nach vorne und Ty's Pferd beruhigte sie und ging Nightwish hinterher. Ich drehte mich auf dem Rücken meines Pferdes nach hinten um und sah meine 11 Freunde auf den Rücken ihrer Pferde lachend an.
„Wenn ich vorreite habt ihr selber Schuld. Alle man angaloppieren", kündigte ich an und trieb mein vorwärts.
„Oh Fuck. Wer hat sie nach vorne gelassen?", schimpfte Calvin und kämpfte mit seinem Hengst, der sich wie eine Diva benahm. Im Galopp ging als Abteilung durch den Nationalpark. Das Donnern der Hufe ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Die Natur um uns herum war atemberaubend und ich war einfach nur glücklich. Ich saß auf meinem geliebten Pferd, galoppierte durch die unberührte Natur bei Sonnenschein mit meinen besten Freunden und durfte das Gefühl von Freiheit endlich spüren. Nightwish schien auch ziemlich glücklich, denn er setzte einen Freudensbuckler frei, von dem ich ziemlich überrascht war, mich dennoch hielt.
„Boa ey. Jonny!", rief Ty erschrocken und ich drehte mich kurz lachend zu ihm um.
„Wie kannst du im Galopp nach hinten gucken?", stellte er schockiert fest.
„Vertrauen mein Lieber, das Rezept für alles", meinte ich amüsiert und sah wieder nach vorne. Ich lenkte uns als Gruppe durch die Wiesen und einen Bachlauf entlang. Als wir endlich beim See ankamen, saßen wir alle ab. Wir lösten die Sattelgurte und hängten die Sättel über den Baumstamm. Ich kletterte wieder auf Jonnys Rücken und wartete auf meine Schwester und Rocky Rubin. Ich hielt ihr meine eine Hand hin und sie ergriff sie. Gemeinsam ritten wir in das kühle Nass und mussten anfangen zu lachen, als Rocky Rubin und Jonny begannen auf das Wasser einzutreten. Die anderen hatten Probleme ihre Pferde ins Wasser zu reiten, weswegen ich wieder nach draußen ritt und links neben mir sich Calvin positionierte und rechts neben mir Katie. Ich trieb mein Pferd vorwärts und die anderen beiden blieben dicht an dem Körper von Jonny. Skeptisch betraten sie das kühle Nass und als sie bis zum Bauch drinnen waren, drohten sie sich hinzulegen, weswegen Katie aufschrie. Curry interessierte das herzlich wenig und kurz darauf war Katie komplett nass. Als endlich alle Pferde einmal im See waren, ritt ich auch wieder rein und Jonny zog immer in Richtung tieferes Gewässer.
„Luna, bist du dir sicher, dass du das schon wieder willst?", rief Lynn mir amüsiert zu
„Wenn er möchte, dann soll er", erwiderte ich und kurz darauf verlor Jonny den Kontakt zum Fußboden. Er schwamm und ich hielt mich an seiner Mähne fest. Komplett durchnässt, aber ziemlich glücklich kam ich wieder aus dem Wasser. Wir verweilten einige Zeit am See, ehe wir wieder aufsattelten und zurückritten. Luke reihte sich neben mir ein und wir redeten lange Zeit. Wir kamen wieder auf das Thema Jonny zusprechen, schließlich war seine Zeit begrenzt. Alle 12 Leute, mit denen ich in diesem Camp war, wussten von Jonnys Krankheit und was sie mit sich brachte. Trotzdem versuchten wir alle so selten wie möglich daran zu denken.
„Wenn man Nightwish einfach objektiv betrachtet, wirkt seine Liste an Auszeichnung unendlich", gab Luke auflachend von sich. Ich nickte.
„Es ist nicht einfach ein Pferd zu finden mit dem Kaliber von Nightwish", meinte ich.
„Denkst du oft daran, dass du ihn bald gehen lassen musst?", fragte Luke mich. Ich wiegte unschlüssig den Kopf hin und her
„Einerseits ja, aber andererseits auch nicht. Das ist seltsam. Ich genieße einfach die Zeit mit ihm. Ich weiß, dass es eines Tages soweit ist und das es auch schon Morgen sein könnte, aber ich versuche nicht daran zu denken", erwiderte ich.
„Das ist glaube ich genau der richtige Weg. Aber schon seltsam, dass so ein unschlagbares Pferd auf einmal so beeinflusst werden kann", gab er nachdenklich von sich. Ich nickte.
„Da hat man keine Macht drüber. Das ist Schicksal", meinte ich und hörte das laute zufriedene Schnauben von Nightwish.
„Was weiß die Welt über seine Gesundheit?", wollte er wissen.
„Nichts. Sie denken er hätte ein Jahr Pause, würde erneut Kraft tanken und nächste Saison komplett durchstarten. Sie wissen nicht von den wöchentlichen Blutproben, den Medikamenten und der begrenzten Zeit. Sie denken, er ist ein normales 12 jähriges Turnierpferd, das gleichzeitig das beste Springpferd der Welt ist. Ich glaube da liegt das Problem. Er steht in der Öffentlichkeit und wenn Tag X kommt, dann stehen nicht nur wir hier und trauern, sondern all die Menschen die jedes Turnier auf den Rängen mit ihm gefühlt haben. Jeden Sprung ihn angefeuert haben und ihn gefeiert haben, egal ob er gewann oder nicht. Seine rebellische Ader hat ihn zum Liebling des Publikums gemacht", gab ich leicht lachend von mir.
„Ich glaube es wird seltsam, wenn er nicht mehr da ist. Ich werde so traurig sein", brach Luke heraus. Ich sah ich leicht lächelnd von der Seite an.
„Wir werden alle traurig sein, aber ich werde in erster Linie dankbar sein.", meinte ich.
„Für die Leistungen die er erbrachte?", hinterfragte er. Ich schüttelte den Kopf.
„Dafür dass er mein Umfeld heilte. Er heilte das Loch, welches Dad hinterließ. Durch ihn haben wir all die Menschen kennengelernt. Wir können ihm einfach nur dankbar sein. Ich hab nie ein Pferd gekannt, von dem man so viel lernen konnte", erwiderte ich.
„Er ist ein besonderes Pferd, das ist Fakt", entgegnete Luke, „er wird uns aber fehlen. Ohne ihn wird es langweilig". Ich sah Luke lächelnd an.
„Helden leben lang, Legenden sterben nie", meinte ich schief grinsend.
Und selbst wenn Nightwish mich bald verlassen würde, seine Legende wird weiter leben. All die Menschen, die ihn feierten werden von ihm erzählen. Er wird nicht aus dieser Welt verschwinden, dafür hat er zu viel bewegt in der Welt.
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Nightwish
Teen FictionEr ist alles was ihr von ihrem Vater blieb. Er ist der Sohn des Pferdes, das Schuld an dem Tod von ihrem Vater ist und er ist keines Wegs ein einfacher Begleiter. In eine Springreiterfamilie rein geboren fällt Luna aufgrund einer Tatsache besonders...