3. Kapitel „Warum sollten sie denn neidisch sein?"

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Ich lag in meinem weichen Bett. Der Wecker zeigte 6:35 Uhr an, er hatte mich vor 5 Minuten geweckt. Das hatte er noch nie gemacht. Es war ein tolles Gefühl, geweckt zu werden, aber ich hatte Bammel vor der Schule. Würde ich mit Layne in eine Klasse gehen? Ich stand langsam auf und war noch ganz müde, von der ungewöhnlichen Aufstehzeit. Meine Eltern waren unten schon in vollem Gange. Man hörte sie, wie sie mit Gläsern und Tellern hantierten.

„Guten Morgen!", rief ich nach unten und ging ins Badezimmer. Bevor ich die Badezimmertür schloss, hörte ich die Stimme meiner Mutter, die zurückrief. Ich machte mich frisch und zog mir eines meiner Lieblingssommerkleider an. Mir fielen einzelne wellige Strähnchen auf die Schultern. Nachdem ich fertig war, holte ich meine neue Schultasche aus meinem Zimmer und lief die Treppe runter und ging in die Küche. Mum stellte mir meine Lieblingskakaotasse auf den Tisch und ich setzte mich auf meinen Stuhl. Die Sonne schien schon so frühmorgens durchs Fenster und erhellte den Küchentisch.

„Bist du schon aufgeregt?", fragte mich mein Dad, der gegenüber von mir saß und Zeitung las.

„Total!", antwortete ich kurz und nahm mir ein Brot aus der Brottüte. Meine Hand streckte ich über den Tisch, sodass ich die Heidelbeermarmelade erreichte. Ich schmierte sie mir dick aufs Brot, weil ich kurz abwesend war. Gerade als ich abbeißen wollte, wurde mir klar, dass ich vor Aufregung keinen Bissen runter bekommen hätte. Ich legte das Brot auf den Teller und in dem Moment klingelte es an der Haustür. Das muss Layne sein! Sehe ich gut aus? Sitzen meine Haare... schoss mir durch den Kopf. Ich lief zur Tür und stoppte kurz, bevor ich gegen die Tür geknallt wäre. Tief ein und aus atmen, ganz ruhig. Ich setzte ein Lächeln auf, welches sehr schwer war wegen der ganzen Aufregung und öffnete die Tür. Er trug eine blaue, kurze Hose und ein lässiges kurzärmliges Hemd. Seine Haare flogen leicht hin und her. Er hatte seine Schultasche lässig über die Schulter gehängt.

„Hey!", sagte ich und konnte meine Freude fast nicht unterdrücken. Er kam auf mich zu und umarmte mich. Wie konnte es sein, dass man jemanden so vermissen konnte, obwohl ich ihn erst gestern gesehen hatte?

„Wollen wir los?" fragte er mich und lächelte noch mehr, als er mich losließ. Ich wollte ihm tief in die Augen schauen, was fast unmöglich schien, weil er die Augen wegen der Sonne zusammenkniff. Doch dann erhaschte ich einen Blick und ich sah das Funkeln in seinen Augen. Wow, sie sahen noch blauer aus als gestern.

„Ja, ich denke schon. Tschüss Mama, tschüss Papa. Hab euch lieb!", rief ich, bevor ich die Tür schloss und er nach meiner Hand griff.

„Wollen wir vor der Schule noch irgendwo hin? Mit meiner Vespa sind wir zu früh da. Die Schule ist jetzt noch abgeschlossen."

„Okay, können wir machen. Zeig mir irgendetwas. Ich war noch nie draußen. Darum kenn ich noch gar nichts."

„Ich zeige dir meinen Lieblingsplatz! Einverstanden?"

„Gerne!" Wir setzten uns auf die Vespa, ich umklammerte ihn an seiner Hüfte mit meinen Händen und er fuhr los. Meine Haare wehten im Wind. Es fühlte sich himmlisch an, einfach so loszufahren. Als ob man fliegen würde. Ich erblickte einen Wald.

„Wo führst du mich hin?", brüllte ich gegen den Fahrtwind. Ein Kleid war für so eine Fahrt vielleicht nicht die richtige Entscheidung, denn der Wind wehte stark. Endlich wurde die Vespa langsamer und Layne stieg ab. Er nahm meine Hand und half mir herunter.

„Mach die Augen zu", sagte er zu mir und ich gehorchte. Er führte mich auf einem holprigen Boden. Es lagen viele Blätter und Äste darauf, die ich mit meinen Füßen ertastete. Er blieb stehen und flüsterte mir 'mach deine Augen auf ' ins Ohr. Ich öffnete sie ganz langsam. Vor mir lag eine grüne Wiese mit einem See und einem Wasserfall. An einem Baum, nahe dem See, hing ein langes Seil, das am unteren Ende zusammengeknotet war.

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