9. Kapitel „Also eigentlich nur gutes."

1K 31 1
                                    

Die nächsten Tage und Nächte dachte ich die ganze Zeit an die Nacht mit Layne. In meinem Kopf tauchten immer neue Bilder auf, die mich keinen anderen Gedanken zu fassen ließen. Ich war die ganze Zeit in meinem Kopf bei ihm und wünschte mir jede Sekunde, er wäre da. Meine Gedanken wollten nicht an etwas unwichtigem wie zum Beispiel Essen oder Schlafen festhalten. Das wichtigste war Layne. Layne und ich. Wie würde es mit uns weiter gehen. Wann lernte ich seine Eltern kennen? Ich schrieb ihm eine SMS. 10 Minuten vergingen und davon war jede Sekunde eine Qual bis er mir antwortete. Ich las im Flüsterton die SMS vor

„Hi mein Engel, wenn du willst, können wir uns heute Nachmittag treffen, dann kann ich dir meine Eltern vorstellen wenn du mit nach Hause kommst. Sie sind gestern Abend wieder gekommen." Oh Gott!  Schon heute Nachmittag? Hätte nicht gedacht, dass das so schnell klappt. Ich rannte zu meinem Kleiderschrank und wühlte wie ein wild gewordener Hund in ihm.

„Ah, da ist es ja!" rief ich vor Freude.  Ich hielt ein Knielanges, blaues Kleid mit weißen Punkten in der Hand. Ich schloss schnell die Tür, die weit offen stand, zog mein Nachthemd, das ich noch an hatte, aus und mein Lieblingskleid wieder an. Dann schmiss ich die Kleidungsstücke, die quer in meinem Zimmer verteilt lagen wieder in den Schrank. Oh Gott! Ich schäme mich total. Ich hab noch nicht mal Layne's Eltern kennen gelernt, aber habe schon bei ihm übernachtet. Ich schnappte mein Handy und rief Layne an. Über meine Wangen liefen leise kleine Tränen.

„Engel, was ist los? Warum weinst du denn jetzt?"

„Ich schäm mich, Layne. Wie sieht es denn aus. Wenn ich erst jetzt deine Eltern kennen lerne, obwohl ich schon einmal bei dir geschlafen habe."

„Das macht doch nichts!"

„Natürlich macht das was! Deine Eltern kennen und wissen doch gar nichts von mir."

„Ich glaube sie würden sich freuen, dich mal zu sehen." Ich schluchzte. „Beruhige dich erst mal. Soll ich zu dir kommen? Ich könnte dich trösten und wen du wieder fit bist, können wir noch einmal drüber reden. Einverstanden?" Ich atmete immer noch sehr schnell, doch die Tränen hörten langsam auf.

„Ich bin gleich bei dir!" sagte er noch und legte auf. Ich schmiss mich auf mein Bett und lag dort regungslos bis Layne am Fenster klopfte. Ich öffnete, zog ihn rein, umarmte ihn so fest ich konnte und gab ihm einen Kuss auf den Hals. Er drückte mich ein bisschen von sich weg, sodass mein Gesicht knapp vor seinem war.

„Ist alles wieder gut?"

„Jetzt schon, danke..." Er nahm mein Gesicht in beide Hände.

„Sie werden dich so lieben, wie ich dich liebe!"

„Das möchte ich aber nicht!"

„Wieso?"

„Naja, es wäre mir unheimlich wenn deine Eltern in mich verknallt wären!"

„Ich meinte das doch anders und woher willst du wissen ob ich in dich verknallt bin?"

„Weil du sonst nicht einfach so zu mir kommen würdest, wenn ich nur weinen würde."

„Das stimmt", er grinste. Dann wurde sein Gesicht ernster.

„Aber, ähm... vielleicht habe ich ja nur eine..." Ich unterbrach ihn, indem ich ihn küsste. Ich wollte nicht ein Gegenargument hören. Ich wollte dass er in diesem Moment bei mir ist, mich tröstet und mich nicht noch trauriger macht.

„Lass uns jetzt losfahren." Er nahm meine Hand und zog mich in Richtung Fenster.

„Warte. Ich will nicht wieder meine Eltern ohne ein Wort zurücklassen. Schließlich will ich ja weiterhin so frei leben wie ich es jetzt habe." Dieses Mal zog ich ihn Richtung Tür.

„Glaub mir, du wirst immer so frei leben, wenn ich da bin."

„Wieso sagst du das?"

„Naja, sonst müssen deine Eltern sich mit mir anlegen!" Er lächelte mich süß an.

„Du Angeber!" Ich lief schnell die Treppe runter. Layne folgte mir, blieb aber im Eingangsbereich stehen. Meine Mutter saß am Küchentisch und las die Prospekte.

„Hi Mum." Ich küsste sie auf die Wange. „Layne wollte mich zu sich nach Hause mitnehmen."

„Er ist schon wieder da?" Meine Mutter schaute mich verstutzt an.

„Ja, er kam vor paar Minuten zu mir. Hast du ihn nicht gehört?"

„Nein. Egal. Klar kannst du mitfahren, aber sei bitte um 8 Uhr wieder hier."

„Natürlich Mum. Bis später." Ich ging zu Layne, legte meine Hand in seine und schloss die Tür.

Beim letzten Mal konnte ich in der Dunkelheit das helle Gelb des Hauses nicht erkennen. Die Fensterrahmen waren aus Holz und ein Fenster war leicht geöffnet. Aus ihm drangen laute Stimmen. Ich hielt mich an Layne' s Arm fest und wir gingen den kiesigen Weg entlang zur Haustür. Als er die weiße Tür öffnete, hörten die Stimmen auf und zwei Personen kamen in den Flur. Ein großer Mann, mit breiten Schultern stand an der Wand gelehnt und neben ihm stand eine kleinere Frau mit langen blonden Haaren, die sie an der Seite geflochten hatte. Sie lächelte im Gegensatz zu ihrem Mann.

„Hallo ihr zwei. Herzlich willkommen bei uns Julie. Ich heiße Sarah und das ist Layne' s Vater Ben", sagte sie freundlich. Sie schaute ihren Mann an, der immer noch grimmig guckte. Sie trat ihm kurz unauffällig auf den Fuß, worauf er mir auch ein kleines Lächeln zeigte, aber seine grimmige Miene schlich sich schnell wieder ein. Layne' s Eltern gingen vor uns und wir folgten ihnen ins Wohnzimmer.

„Dein Vater scheint mich wohl nicht zu mögen", flüsterte ich Layne zu.

„Nimm ihn nicht so ernst. Er ist immer so zu Menschen, die er noch nicht so gut einschätzen kann." Wir setzten uns zusammen auf das Sofa und Sarah schenkte uns Tee ein.

„Layne hat uns schon sehr viel von dir erzählt", sagte sie grinsend in seine Richtung und seine Wangen färbten sich rot, was mich zum Lächeln brachte.

„Was denn so? Gutes oder Schlechtes?", fragte ich. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und schmunzelte.

„Also eigentlich nur gutes. Er hört manchmal gar nicht auf über dich zu reden!", sagte Sarah. Layne hielt sich seine Hände vors Gesicht. Ja, so fühlte man sich, wenn Eltern nicht aufreden wollten zu reden. Aber das musste auch mal sein. Ich hatte mich für meine Eltern schon genug geschämt. Jetzt musste Layne mal leiden.

„Oh Kind! Du musst dich doch nicht schämen. Jeder hatte mal so eine Zeit." Ich lehnte mich an seine Schulter und grinste ihn breit an.

„Es war vielleicht doch keine gute Idee dich hier her zu bringen", sagte er zu mir.

„Ich find es eigentlich ganz gut!" Und endlich fing auch Layne' s Vater an, ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht zu zeigen.

Wichtig: Allysson0206 hat mitgeschrieben

Nicht das ihr es vergesst ;)

Freuen uns über Kommentare und Votes! :)

Verändert auf einen SchlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt