kennen lernen

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Nicolai ging wieder hinunter in die Küche. Felicity sah ihn fragend an:

„Und? Wo ist Alex? Kommt er runter?“

„Ja, er ist auf den Weg. Aber ich an deiner Stelle würde mir wie gesagt keine allzu großen Hoffnungen machen. Wie ich vorhin schon erwähnte, ist Alex sehr launisch und wechselhaft.“

„Aber er schrieb mit, dass er mich kennenlernen wollte.“

„Ja, aber das muss nicht stimmen. Wie gesagt, ich blicke bei diesem Kind selber nicht mehr durch.“

Felicity sah ihn ungläubig an. Sie wollte gerade das Wort erheben, als die Tür aufging und ein junger Mann eintrat. Er hatte dunkelbraune Haare, leuchtend blaue Augen und war circa 1,90 groß. Genau die gleiche Farbe wie die ihre. Er war wunderschön und es war ihr Sohn. Er sah genauso aus, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Aber er war sehr dünn. Felicity stand auf, ging einen Schritt auf Alex zu und wollte ihren Sohn umarmen. Doch dieser wich einen Schritt zurück und streckte ihr die Hand entgegen:

„Hallo Felicity. Ich bin Alex.“

Leicht verwirrt entgegnete sie:

„Ähm, hallo. Alex freut mich die kennenzulernen. Das ist mein Mann Jim und unser Sohn Tom.“

Alex nickte den beiden zu, entzog Felicity die Hand und ging zum Kaffeeautomaten und goss sich einen Kaffee ein. Er würdigte seine Mutter keines Blickes. Stille trat im Raum ein. Nicolai ergriff das Wort:

„Also, wie wäre es wenn wir erst mal frühstücken und dann später weiter reden. Alex bitte setz dich zu uns, damit wir essen können.“

„Ich will jetzt nichts essen. Ich trink nur schnell einen Kaffee, dann muss ich Lana Heim bringen. Außerdem will ich noch eine rauchen.“

Nicolai stellte seine Tasse ab:

„Du bist 16, Alex. Du sollst nicht so viel rauchen. Mensch, denk doch mal bitte an deine Gesundheit. Willst du denn irgendwann Lungenkrebs bekommen?“

„Or Dad. Meine Güte, du rauchst auch viel ok! Außerdem habe ich keine Lust jetzt darüber mit dir zu diskutieren.“

In diesem Moment betrat Lana die Küche. Sie wünschte einen Guten Morgen und ging zu Alex. Lana schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn und flüsterte in sein Ohr, dass sie bald los müssen.

„Ähm Dad, Lana und ich machen jetzt los. Sie muss pünktlich sein.“

Felicity stand auf:

„Oh, musst du etwa schon los. Ich dachte wir könnten uns vielleicht ein wenig unterhalten. Uns kennen lernen. Aber wenn du schon was vor hast. Ich mein, wir sind 2 Wochen da. Ich kann dir ja den Namen des Hotels da lassen und meine Zimmernummer.“

Felicity holte einen Stift und einen Zettel aus ihrer Tasche und wollte gerade anfangen zu schreiben, als Alex sie davon abhielt.:

„Nimm mir das jetzt bitte nicht übel, aber es tut mir leid, Felicity. Ich habe einfach kein Interesse dich kennenzulernen. Ok? Die Antwort auf den Brief war ein Fehler. Ich hätte dir nicht schreiben sollen. Ich weiß selber nicht, was mich da geritten hat.Es wäre schön, wenn du das akzeptieren könntest und mich einfach in Ruhe lässt. Danke!“

Alex drehte sich abrupt um, nahm Lana an die Hand und verließ mit ihr das Haus. Felicity stand sprachlos und verwirrt da. Tränen stiegen ihr in die Augen. 

„Felicity, es tut mir leid.“

„Es tut dir doch nicht leid, Nicolai. Ich verstehe es nur nicht. Wieso will er mich denn nicht mehr kennenlernen? In dem Brief freute er sich doch so sehr.“

Nicolai stand von seinem Stuhl auf:

„Naja, er kennt dich nicht, Felicity. Er ist ja kein Kind mehr. Ich kann es dir nicht genau sagen, warum er das nicht mehr möchte und sich umentschieden hat. Ich mein er war schon immer selbständig. Ich kann mit ihm heute Abend reden, aber ich mache dir wenig Hoffnung. Er hat vorhin oben schon gesagt, dass er kein Interesse hat dich zu sehen. Tut mir wirklich leid, Felicity!“

Felicity und ihre Begleiter standen auf und liefen Richtung Haustür. Feli übergab Nicolai eine Karte:

„Danke, dass du mit ihm redest. Auf der Karte stehen alle wichtigen Informationen; Handy, E-Mail, Adresse und unsere Daten wo wir hier untergebracht sind. Sag ihm, es wäre schön, wenn er sich bei mir melden würde. Versprich es mir, dass du mir ihm redest und ihm die Karte gibst!“

„Natürlich, Felicity. Ich verspreche es dir.“

Felicity verließ das Haus. Nicolai stand alleine im Flur. Er las sich die Karte durch, zerriss sie und warf die Schnipsel in einen Mülleimer.

Felicity stieg zu ihrem Mann und ihrem Sohn in den Mietwagen. Keiner sprach ein Wort. Leise weinte Feli vor sich hin und betrachtete die Umgebung, die an ihr vorüberzog. Tom tat seine Mutter leid. Er mochte es nicht, wenn sie traurig ist:

„Mam, bitte sei nicht traurig. Er hat es gar nicht verdient, dass du ihm hinterher weinst.“

Felicity drehte sich zu ihrem Sohn um:

„Danke dir Tom. Aber es ist leichter gesagt, als getan. Immerhin ist er mein eigen Fleisch und Blut. Er ist mein Sohn, genauso wie du mein Sohn bist, nur kenne ich ihn leider nicht. Aber dennoch bleibt er mein Sohn.“

„Toller Sohn, so eiskalt und herzlos er vorhin zu dir war.“

„Ich weiß“, noch mehr Tränen rollten ihre Wangen hinunter, aber keiner sprach mehr ein Wort.

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