Kapitel 1

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„Lumina, jetzt pass doch auf!", flüsterte meine Schwester sauer und lief mit mir
schleichend durch die Gassen der Stadt Lemos, um weiterhin vor den Kreaturen
der Nacht versteckt zu bleiben.
Denn wenn wir mal nicht aufpassen, könnte einer dieser Kreaturen der Nacht
jede Sekunde vor uns auftauchen und schlimme Dinge mit uns machen.
Und diese schlimmen Dinge sind schlimmer, als ihr es euch vorstellen könnt.
Sie könnten uns unser Blut bis auf den letzte Tropfen aus allen Venen saugen,
ohne Schuldgefühle, ohne Erbarmen.
Es ist grausam, wirklich grausam.
Sie verkaufen uns auf Märkten wie Vieh, kaufen uns als Sklaven für ihr
Vergnügen oder noch schlimmer: Sie schlachten uns einfach ab, als wären wir
nichts!
Ich hatte letztens erfahren, wie sie einer armen alten Frau sämtliche Knochen
gebrochen hatten ohne ihr das Blut auszusaugen.
Sie lag Tage lang im Dreck, weil sie sich nicht bewegen konnte und erst nach
sechs oder sieben Tagen wurde sie von ein paar freien Menschen tot
aufgefunden.
Da sie keine Nahrung zu sich nehmen konnte, verstarb sie an Ort und Stelle.
Ihr könnt euch bestimmt schon vorstellen, wer oder was diese Kreaturen der
Nacht wirklich sind.
Genau, es sind Vampire!
Sie sind vor Jahren - von irgendwo her - auf die Erde gekommen, auf
unseren schönen Planeten, und haben unsere Hauptstadt Berlin eingenommen;
von da an lief es für die Menschheit echt schlecht.
Sie nahmen die kleinen und großen Städte ein, sowie unsere ganzen Dörfer.
Zwar überlebten manche und verstecken sich seitdem in den Bergen oder in
den Wäldern.
Meine Schwester und ich
gehörten mit zu den Überlebenden; wir lebten mit
anderen zusammen unter der Erde, sodass man uns nicht riechen konnte.
Denn diese Vampire hatten einen sehr guten Geruchsinn.
Dennoch hatten wir nicht immer Glück.
Denn manche mussten an die Oberfläche, um Essen zu suchen und dabei
wurden sie erwischt.
Sie ließen immer einen frei um uns eins auszuwischen, dem Rest wird vielleicht
das gesamte Blut ausgesaugt oder, falls sie Glück hatten, werden sie zum
Sklavenmarkt gebracht und bekommen einen relativ guten Vampir ab.
Ich zu meinem Teil kann mir nicht vorstellen, dass sie meine Schwester oder
mich in die Hände bekommen, da wir beiden keine richtigen Menschen sind -
das glaube ich zumindest.
Denn, wenn wir alle Baden gehen, erwärmt sich das zuvor kalte Wasser so sehr,
dass die andere nicht mehr hinein gehen können, deswegen gehen wir immer
als Letztes.
Auf jeden Fall haben die Menschen keine Chance gegen die Kreaturen der
Nacht, die sie alle in Millisekunden umbringen könnten.
Für die Vampire sind Menschen nur kleine Blutbeutel, die sie zerquetschen
können.
Ich hasse sie wie die Pest.
Das Schlimmste ist, dass sie uns fast jeden Zweiten Tag jagen und, wenn es für
uns schlecht läuft, sogar drei Mal am Tag.
Sie jagen uns fast jeden einzelnen Tag, bis sie uns haben.
Und eins wissen wir: Sie geben nie auf!
Wenn sie mal keine Lust auf uns haben, töten sie uns einfach.
Das ist zum heulen!
Zwar kommt es nicht immer vor, dass sie Menschen töten aber sie machen es.
Ohne Gnade, ohne Erbarmen!
Bevor es zu schlimm für manche wird, wechseln wir lieber das Thema.
Also, wie ihr bestimmt schon erfahren habt, lautet mein Name Lumina und
soweit ich weiß und zurück denken kann, besitze ich keinen Nachnamen aber,
dies ist mir eigentlich recht egal.
Mir reicht mein Vorname vollkommen.
Meine Schwester, die sich fast immer gleich in die Hose macht wenn wir an der
Oberfläche sind, wurde mit dem Namen Lira gesegnet.
Sie denkt sich immer, dass die Vampire, wenn sie uns schnappen würden, uns
aussaugen oder uns unsere Kehle zerreißen würden und uns dann einfach in
irgendeiner dreckigen, stinkenden Ecke liegen lassen und hoffen würden, dass
unsere Körper irgendwann zu Staub zerfällt, was sicherlich nicht passieren wird,
da sie schon oft die Chance dazu gehabt hätten.
Aber egal, zurück zu uns.
Also, meine Wenigkeit hat bauchlange, blond-braune Balayage Haare: dass sind
ganz viele feine Strähnen, die ab der Mitte bis zu den Spitzen blond werden.
Meine Schwester hat sie mir gefärbt, sie selber hat auch Balayage Haare,
jedochkurze Schulter lange Haare und sie hat eine hellere Farbe.
Bis auf unsere Augen und ein paar andere, nicht auffällige Sachen,
unterscheiden wir uns kein bisschen.
Wie Zwillinge, würde ich sagen, nur, dass sie ein paar Jahre älter ist als ich.
Ihre Augen sind hellbraune und haben einen Grünstich, meine Augen jedoch
haben unterschiedliche Farben.
Damit meine ich, dass ich manchmal hellgrüne Augen, dann mal wieder blau-
grüne Augen und zu guter Letzt grüne Augen mit gelben Streifen, die um die
Pupille herum verlaufen – eine außergewöhnliche Farbe- habe.
„Lumina...Mensch, jetzt sei nicht so leichtsinnig!", motzte sie mich wieder leise
an.
„Och Lira jetzt sei nicht so streng. Es wird nichts passieren.", meinte ich
daraufhin.
Sie blieb stehen und sah mich genervt an. Kurz bevor sie wieder anfangen
wollte zu sprechen, sah sie über mich hinweg und bewegte sich keinen
Millimeter.
Nein jetzt, oder?
Langsam drehte ich mich um und erkannte vier Vampirhändler, die eigentlich
nicht um diese Uhrzeit hier herumlaufen sollten.
Mist! Ok, ganz ruhig. Noch haben sie uns ja nicht .... Oh Mist!
Genau in dem Moment sahen sie uns an und fingen böse an zu grinsen.
Ich atmete einmal tief ein und aus, bevor ich mich langsam zurück zu meiner
Schwester umdrehte und ihre Hand schnappte, bevor ich mit ihr die Gasse
zurück rannte.
Ich rannte so schnell ich konnte, mit Lira an der Hand, durch die kleine Gasse
und entdeckte nach einer Weile eine kleine Abzweigung direkt vor uns, sofort
sah ich zu meiner Schwester, die mich erst ratlos ansah bevor sie die
Abzweigung sah und verständnisvoll nickte.
An der Abzweigung angekommen ließ ich die Hand meiner Schwester los und
rannte nach links und Lira nach rechts, wodurch wir uns trennten. So ist es
besser die Vampirhändler abzuhängen, dies sagen zumindest alle anderen.
Ich bin zwar immer noch anderer Meinung, aber manchmal - dass muss ich
wirklich zugeben - hat es echt geholfen.
Ich bog ein paar weitere Abzweigungen, die vor mir lagen, ab und fand nach
einer Zeit eine geeignete Stelle, um auf ein Dach zu springen.
Hier passt es gut!, dachte ich und sprang an die Wand und dann an die
danebenliegende, machte einen Salto, landete sanft auf dem Dach und rannte
von dort an über die Dächer.
Manchmal sprang ich auch von Dach zu Dach.
Ich sah zurück und zu meiner Überraschung lief mir kein blutrünstiger Vampir,
der mich ohne Vorwarnung aussagen würde, hinterher, weshalb ich stehen
blieb und meine Umgebung genauer betrachtete.
Nichts, rein Garnichts!
Wo zum Teufel ist dieser scheiß Vampir hin?
Er war doch vorhin noch da!
Als ich weiter darüber nachdachte; fiel der Groschen und ich verkrampfte mich.
Lira!
Bevor ich jedoch los laufen konnte, wurde ich von einer Hand, die sich auf
meinen Bauch legte, zurück gezogen, sodass ich gegen eine starke Brust
gestoßen wurde.
Jetzt nicht deren Ernst! Sonst schaffen die das doch eigentlich nicht!
Ehe ich mich jedoch aus dem Griff des Vampires reißen konnte, bohrten sich
seine spitzen Zähne in mein Fleisch und nach und nach verschwand meine
Sicht.
Ich versuchte in von mir zu drücken, doch das war schwieriger als gedacht.
Ich bemerkte, wie meine Glieder immer schlaffer wurden.
Ich versuchte mich dagegen zu wehren, doch es gelang mir einfach nicht.
Irgendwann gewann der Drang, meine Augen zu schließen, wodurch ich
regungslos in den Armen meines Angreifers lag.
„So Süße, dass war es wohl für dich, bis dann Kleines und Schlaf schön!", hörte
ich die junge Männerstimme, bevor ich mich der Dunkelheit hingab und
ich schließlich einschlief.

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