Vom Mond gejagt

Kap. 4

Am Samstagmorgen stand ich, wie gewohnt, früh auf und machte mich fertig. Ich schlüpfte in einen warmen Pulli und stieg in meine Jeans, bevor ich in den Gemeinschaftsraum ging.

Heute quälten mich Kopfschmerzen und mich überkam ein leichtes Hungergefühl. Seufzend ließ ich mich in einen Sessel vor dem Kamin, in dem schon das Feuer knisterte, fallen.

Neben mir schnarchte Remus. Er lag in dem Sessel neben mir mit einem Buch in den Händen und schlief. Seine Haut war mittlerweile so blass, dass man ihn hätte vor eine Wand stellen können und man würde keinen Unterschied bemerken. Unter seinen geschlossenen Augen zeichneten sich tiefe Augenringe ab, sie ähnelten meinen. Remus' Mund war leicht geöffnet, was beim Einatmen ein ganz leises Pfeifen durch seine Zähne verursachte. Mal abgesehen von seinen Haaren, die in alle Richtungen abstanden, sah er wirklich niedlich aus.

Ich sah ihn noch eine Weile an, bevor ich mich selbst in den Sessel einkuschelte und beinahe einschlief.

"Guten Morgen", trällerte James, als er den Gemeinschaftsraum betrat und mich somit aus meinem Halbschlaf riss.

"Morgen", nuschelte ich leicht und fuhr mir mit der Hand durch's Gesicht.
Wie kann man nur so gute Laune haben?

"Kommst du mit frühstücken?", fragte er mich und grinste breit.

"Ja, klar, aber was ist mit ihm?", ich nickte in Remus' Richtung. "Wollen wir ihn nicht wecken?"

James' Grinsen verblasste und seine Stirn runzelte sich. "Nein, ich glaube, er kanb Schlaf ganz gut gebrauchen.. Also kommst du?"
Er setzte zum Gehen an und ich holte ihn schnell ein.

Während wir die Treppen hinunter gingen, kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Es war mir ein Rätsel, was mit Remus los sein könnte. Natürlich, ab und zu hatte ich schon einen Gedanken daran verschwendet, dass er ein Werwolf sein könnte, weil er immer an den Vollmondtagen krank wurde. Doch ich verwarf den Gedanken immer schnell, da es sehr unwahrscheinlich wäre.
Allerdings, was war denn schon unwahrscheinlich in einer Welt voller Zauberer und Hexen?

"Du, James?", fragte ich, während wir in die Große Halle gingen und auf den Gryffindortisch zusteuerten.

"Hm?", machte er.

"Was hat Remus für eine Krankheit?"

"Er hat keine Krankheit."

"Aber er ist immer an den Vollmondtagen krank, ist das nicht merkwürdig?", protestierte ich.

James seufzte, blieb stehen und sah mich ernst an.
"Hör zu. Moony ist einfach verdammt überarbeitet, du kennst ihn doch. Ich weiß nicht, woran es liegen könnte, dass er vor allem an den Vollmondtagen viel lernt, aber es ist nunmal so und das solltest du akzeptieren!"

Seine Augen bohrten sich in die meine, doch ich wollte nicht aufgeben.

"Wäre es nicht naheliegend, dass er ein Wer-"

"Es reicht jetzt, Claire!", unterbrach mich James barsch und von seiner guten Laune von vor wenigen Minuten war nichts mehr übrig. Er sah sauer aus und ging ohne ein weiteres Wort weiter, um sich letztendlich auf seinem Platz fallen zu lassen und haufenweise Spiegelei auf sein Teller zu schaufeln.

Ich blieb wie angewurzelt stehen und war mehr als geschockt über James' Tonfall. Der Hunger war mir zwar nicht vergangen, aber zu ihm wollte ich mich jetzt nicht setzen. Also drehte ich mich um und ging eilig aus der Großen Halle und schlug den Weg in die Küche ein.

Thema Remus war eindeutig noch nicht abgeharkt!

Ich betrat die Küche durch den Geheimgang, den mir Sirius einmal gezeigt hatte und sofort kamen mir viele, viele Elfen entgegen.

"Hallo", sagte ich freundlich und hockte mich hin. "Könnt ihr mir vielleicht etwas Fleisch geben?"

Ja, es mag sich komisch anhören, aber Fleisch war das Einzige, was meinen Hunger an solchen Tagen stillen ließ.

Nach wenigen Minuten nahm ich dankend ein Stück entgegen und biss hinein. Rohes Fleisch.

Nachdem ich es verspeist hatte, bedankte ich mich erneut bei den kleinen Elfen und verließ die Küche wieder.

Jetzt, wo mein Hunger gestillt war, konnte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren. - Remus.
Ich musste es herausfinden, denn seit gestern Abend schwirrte er mir im Kopf herum und vor allem nach James' Aktion wurde ich neugieriger.
Nichtsdestotrotz musste ich mich zunächst auf mich selbst konzentrieren. Ich musste den Vollmond erneut durchstehen und danach erst könnte ich mehr über Remus erfahren.

Ich habe es endlich auch mal wieder geschafft! Ich hoffe, es gefällt euch! <3