Kap. 8

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Gegen siebzehn Uhr verabschiedete ich mich von Lily und Alice, mit denen ich im Schlafsaal ein wenig geredet hatte und machte mich auf den Weg zum See. Ich freute mich auf die Verabredung mit Remus, ich liebte es Zeit mit ihm zu verbringen.

Als ich nach draußen trat und langsam auf den See zuging, konnte ich ihn schon unten am Baum sitzen.

Ich lächelte ihn breit an, als er seinen Kopf in meine Richtung drehte und aufstand. Er kam mir entgegen, öffnete seine Arme und lächelte zurück. Glücklich schlang ich meine Arme um seine schmale Taille, während er seine um meine Schulter schlang. In seinen Armen fühlte ich mich immer auf irgendeine Art beschützt.

Wir setzten uns ans Ufer.

"Und, wie war dein Tag?", fragte er und sah mich an.

"Hatte ein wenig Stress", ich lachte sarkastisch auf, "mit meinen Aufsatz in Verwandlung habe ich nicht mal angefangen!"

"Was? Ehrlich nicht?!", Remus lachte. "Wie willst du zwei Rollen heute Abend schaffen?"

"Pff, Schlaf wird doch überbewertet", antwortete ich grinsend. Es kam mir eigentlich ganz recht, dass ich heute Abend lange wach bleiben würde, da ich sowieso später als meine Freundinnen ins Bett gehen würde.

"Du kannst bei mir abschreiben", schlug er vor.

Gespielt geschockt sah ich ihn an. "Was? Der Streber Remus John Lupin erlaubt einem Mädchen, das nicht mal halb so gut in der Schule ist, seinen Aufsatz abzuschreiben????"

"Ach sei doch ruhig", meinte er und sah auf den See. Ein Schmunzeln konnte er sich jedoch nicht verkneifen.

"Und wie war dein Tag?", stellte ich die Gegenfrage und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

"Ganz typisch", antwortete er und legte seinen Arm um mich. "Ein wenig Kopfschmerzen, aber ansonsten ist alles ganz gut."

"Achso", meinte ich nur.

Ich biss mir auf die Lippe, da mir eine Frage auf der Zunge lag, die ich unbedingt aussprechen wollte.
Ich wusste, dass Remus nicht sonderlich gut reagieren würde, aber was soll ich machen? Was für eine Krankheit hat er?

Ich öffnete gerade meinen Mund, als er plötzlich mit seiner Hand durch meine Haare fuhr und meinen Kopf streichelte.

Ich wollte diesen Moment ungerne stören, allerdings musste sich doch irgendwann eine Chance ergeben!

Mein Blick schweifte über den See.

Es herrschte pure Stille. Niemand sprach ein Wort. Nach einer Stunde fuhr Remus noch immer mit seinen Fingern immer wieder durch meine Haare und mittlerweile lag ich nicht mehr mit dem Kopf auf seiner Schulter, sondern hatte mich schon hingelegt und meinen Kopf auf seinem Schoß abgelegt. Ich sah ihn an. Sein Blick war auf den See gerichtet.

"An was denkst du?", sprach ich in die Stille. Remus' Finger stoppten kurz, scheinbar hatte ich in zurück in die Realität geholt, doch sie strichen mir kurz darauf weiter durchs Haar.

"Wie wenig Zeit wir in letzter Zeit verbracht haben."

"Das Schuljahr hat doch erst begonnen", entgegnete ich ruhig.

"Ja, ich weiß, aber vor allem die letzte Woche hatten wir keine Zeit füreinander."

Warum wohl...

Ich seufzte. "Was hattest du eigentlich die Woche?" Ich hatte den Satz schon ausgesprochen, bevor ich überhaupt nachgedacht hatte.
Super, Claire. Spitze.

"Fieber und all das", murmelte Remus und sah mich an.

"Lüg nicht, Remus", sagte ich leise und sah zur Seite. "Du kannst mir nicht sagen, dass du an Vollmond immer Fieber bekommst."

Remus ließ von meinen Haaren ab und blieb stumm.

Ich sah ihn wieder an. "Hallo? Remus?"

"Hm", machte er.

"Möchtest du mir auch antworten?", ich spürte wie ich den zickigen Unterton nicht verdrücken konnte und setzte mich auf.

"Was soll ich dir anderes sagen, außer dass ich Fieber hatte, Claire?", er klang verärgert und zog seine Augenbrauen zusammen.

"Die Wahrheit", murmelte ich.

Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht definieren konnte, und stand auf.

"Ich lass den Aufsatz zu dir bringen", sagte er und ging.

Erschrocken über seine Reaktion sah ich ihm nach. Er warf keinen einzigen Blick zurück zum See, während er ins Schloss ging.

Es begann windig zu werden, doch ich lehnte mich an den Stamm des Baumes, der hier stand, zog meine Beine an meinen Körper und legte meinen Kopf darauf ab.

War es so falsch die Wahrheit wissen zu wollen und war es wiederum falsch, sie zu verweigern?


Oh oh, hättet ihr mit Remus' Reaktion gerechnet? Wie wird es jetzt zwischen den Beiden sein? Was denkt ihr über Claires Frage? :)
xx
Juls

Vom Mond gejagtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt