Kapitel 5

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Ein störendes Geräusch weckte mich aus meinem Schlaf. Genervt schlug ich auf den Wecker.

In der Küche nahm ich meinen Kaffee und schaltete nebenbei das Handy.

Ian hatte mich angerufen.

Der letzte Anruf war um 04:47 Uhr. Warum um alles in der Welt ruft man um diese Uhrzeit an?

Ich trank meinen Kaffee aus, nahm meine Tasche, fuhr anschließend zur Arbeit.

Ich kam bei meiner Arbeit an und stieg aus, schloss das Auto und betrat das Foyer.

„Guten Morgen, Miss!" - „Guten Morgen, Alec!"

Ich sah Olivia an ihrem Tisch sitzen und ging auf sie zu. „Guten Morgen, Olivia. Ich hatte dir doch gesagt, dass du mit meinem Wagen fahren dürfen." - „Ja, natürlich. Aber wie wolltest du heute zur Arbeit kommen? ", fragte sie mich und grinste frech. „Ich hätte mir ein Taxi gen..."

„Amira!", hörte ich die mir allzu bekannte Stimme von Ian. Ich drehte mich zu ihm um und sah einen sehr erschöpften Ian. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht, zudem sah er übermüdet und abgehetzt aus.

Kurz gesagt, er sah schrecklich aus!

„Was kann ich für Sie tun, Mr. Velasco?", fragte ich und sah ihn an, ohne eine Grimasse zu ziehen. Er jedoch sah mich überrascht an.

„Waren wir nicht schon beim 'Du' gewesen?" - „Nicht, dass ich wüsste." gab ich geistesabwesend von mir, schritt an ihm vorbei und ging in mein Büro. Es war echt hart, ihn so zu behandeln, aber was soll ich machen? Er hat mich ebenso verletzt!

Ich setzte mich an den Rechner und suchte einige Bauunternehmen und wie es aussah, hatte ich heute Glück.

Ein Klopfen brachte mich dazu, den Blick vom Rechner zu nehmen.

„Ja, bitte!" Ian schob seinen Kopf durch den Türspalt „Kann ich mit dir reden?" bat er.

„Kommen Sie doch herein." Ian betrat mein Büro, setzte sich auf den mir Stuhl gegenüber und sah mich an. Ich machte eine Geste, damit er sprach.

„Es tut mir leid wegen gestern Abend. Mein Verhalten war einfach nur respektlos, aber ich wusste ehrlich nicht was mit mir passiert. Sie hat mich einfach angetanzt und ich bin leider darauf eingegangen, so etwas ist nicht meine Art. Und hör verdammt nochmal auf, mich zu siezen!", fuhr er mich an.

„Ian, wir sind nicht zusammen, also kannst du tun und alles machen, was du willst. Und ich wäre dir dankbar, wenn du mich wieder siezen würdest. Schließlich sind wir nur Arbeitskollegen." Bei dem Wort wurden seine Augen groß und gleich darauf zu Schlitzen.

„Wenn das so ist.", gab er wütend von sich und verließ rasch mein Büro.

Ich war so wütend auf mich. Mit Mühe hielt ich die Tränen zurück. Ich muss mich jetzt dringend ablenken, ansonsten verliere ich die Kontrolle.

Ich nahm den Hörer ab „Olivia, kommst du kurz in mein Büro, bitte."

Eine Minute später stand Olivia an meiner Tür.

„Gehst du mit mir raus? Spazieren oder Ähnliches?" Sie sah mich völlig überrumpelt an.

„Ähm.. ich darf nicht weg von hier."

„Doch, darfst du. Ich bin deine Chefin, also kommst du nun oder nicht?" Sie nickte und lächelte mich an. Ich nahm meine Jacke und verließ mit ihr mein Büro.

Im Foyer sah sich Olivia um.

„Suchst du nach jemandem?"

„Äh nein, nein.", verleugnete sie. Plötzlich sah ich Alec, wie er mit seinen Augen Olivia durchbohrte. „Ich glaube, da steht wohl jemand auf dich!" und stupste sie mit dem Ellenbogen an. Ein Blick in ihr Gesicht verriet mir, dass sie puderrot angelaufen ist.

Wir spazierten durch die Stadt, ohne irgendwas zu sagen bis sie mich ansprach.

„Amira, ich wollte dich da was fragen, was ist das zwischen dir und Ian? Er guckt dich immer so verliebt an. Und fragt oft nach dir, wenn du nicht im Haus bist. Tut mir leid, dass ich so neugierig bin."

Er fragt öfters nach mir. Mein Herz machte einen Satz.

„Ähm, wie kommst du darauf, dass da was sein sollte? Wir sind ganz normale Geschäftspartner.", versuchte ich mich raus zu reden.

Um schnell von mir abzulenken, fragte ich sie über Alec aus. „Was läuft da zwischen dir und Alec eigentlich? Sein Blick hat Bände gesprochen." - „Wirklich? Also ähm. .. wir sind oft miteinander ausgegangen, aber mittlerweile nervt mich dieses Ausgehen. Ich habe mich wirklich in ihn verliebt und hoffe, das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich weiß nicht wirklich, was das zwischen uns ist." - „Soll ich vielleicht mal mit ihm sprechen?" - „Nein!", kam es wie aus der Pistole geschossen von ihr.

„Ich meine, lieber nicht. Er soll lieber den ersten Schritt machen. Aber wie es aussieht, kann ich lange darauf warten.", sagte sie hoffnungslos.

„Nein, quatsch. Gib bloß die Hoffnung nicht auf. Männer sind komische Wesen, sie verstehen oft unsere Sprache nicht oder merken so einiges nicht.", ermutigte ich sie.

Nach dem Spaziergang gingen wir langsam wieder zurück. Ich wollte eigentlich nicht, denn dann würde ich Ian über den Weg laufen.

Wir fuhren wieder nach oben, dort kam mir mein Vater entgegen „Das Meeting fängt in einer Viertelstunde an." - „In Ordnung.", gab ich widerwillig von mir. Ich wollte ihn dort nicht sehen...

Ich hing meine Jacke ins Büro und ging in den Meeting-Raum, dort war schon alles vorbereitet.

Ich setzte mich an den Tisch und kritzelte irgendwas Belangloses auf meinen Block.

Alle betraten den Raum und so fingen die Väter miteinander zu reden, ich blickte zu Ian und sah, wie er mich mit seinem Blick durchbohrte. Er sah echt beängstigend aus, aber ich würde mich nicht einschüchtern lassen.

Schnell wendete ich den Blick von ihm ab.

„Amira, es geht nächste Woche los." - „Was? Ich meine wie bitte?", perplex blickte ich sie an.

„Du wirst nächste Woche mit Ian nach Richmond fahren und dort werdet ihr euch einige Baufirmen ansehen." Ich sah rüber zu Ian, dieser hatte ein schiefes Grinsen aufgesetzt. Was grinst er so selbstgefällig?

Ich war wütend auf meinen Vater, dass er mich mit ihm fahren ließ. Wer weiß was dort passieren wird, ich will es mir gar nicht erst vorstellen.

Nachdem das Meeting zu Ende war, wollte ich das Büro so schnell wie möglich verlassen. Ich ging in den Fahrstuhl, der offenstand und wartete, bis sich die Türen schlossen. Sie waren dabei, sich zu schließen, bis sich jemand schnell zwischen die Türen drängte. Und dieser jemand war kein anderer als Ian. Er richtet seinen Anzug, drehte sich zu mir und sah mich an.

„Was guckst du so?"

Statt eine Antwort zu kriegen, drückte er mich gegen die Aufzugwand, je eine Hand rechts und links von meinem Kopf. Mein Herz hämmerte in meiner Brust.

„Geh weg von mir.", presste ich zwischen den Zähnen hervor. Er kam mit seinem Kopf meinem näher und sah mir tief in die Augen.

„Ian, ich meine es ernst." -„Denkst du ernsthaft, ich gebe dich so schnell auf?", kam es heiser von ihm.

Heiliger Himmel, seine Stimme benebelt meine Sinne. Er kam mir jetzt näher und sah abwechselnd von meinen Lippen zu meinen Augen. Hatte er vor mich zu küssen? Das kann er sich abschminken, sehe ich so leicht zu haben aus? Bevor er auch mit seinen Lippen meinen näher kommen konnte, drehte ich schnell mein Gesicht weg. Seine Lippen hinterließen hauchzarte Küsse auf meiner Wange.

Ich atmete stoßweise aus. Er soll sich von mir entfernen, sonst verfalle ich ihm.

„Ian!", kam es leise über meine Lippen. Er dachte aber gar nicht daran aufzuhören, sondern vergrub seinen Kopf in meiner Halsgrube und verteilte dort hauchzarte Küsse. Ich konnte und wollte ihn nicht wegdrücken, es war einfach zu schön mit ihm hier. Ich legte einen Arm um seinen Nacken und genoss seine Zärtlichkeit, bis die Aufzugtür aufging und mich die Person auf der anderen Seite schockiert ansah.

Amira Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt