Kapitel 23

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Seit dem Anruf ging mir Ian aus dem Weg. Er antwortete auf keinen meiner Anrufe und Nachrichten und im Büro wich er mir gekonnt aus. Und dasselbe taten Ziya und Olivia auch. Ich wusste nicht, was ich ihnen getan hatte, dass sie sich mir gegenüber so verhielten.

Von meinem Vater brauchte ich gar nicht erst anfangen. Er redete mit mir immer nur das Nötigste.

Wenn ich mal zu Besuch nach Hause kam, ging er mit der Ausrede, dass er noch einen Termin habe, hinaus.

Ich weiß nicht, was hier läuft, aber ich wollte, dass es schnellstmöglich aufhört. Ich mochte diese kalte Atmosphäre nicht. Es gab mir das Gefühl, als hätte ich etwas Schwerwiegendes getan. Ich war mir jedoch keiner Schuld bewusst.

Nach der Arbeit machte ich mich auf den Weg nach Hause, ich fühlte seit Tagen eine innere Leere. Jeder ignorierte mich. Ich wusste nicht, mit wem ich darüber sprechen sollte. Nikki konnte ich nicht erreichen, aus welchem Grund auch immer, ihr Handy war ständig aus.

Also war ich auf mich alleine gestellt.

Es kam mir alles so merkwürdig vor. Nach dem Anruf hat sich Ian sehr eigenartig benommen. Beim Essen hat er kaum einen Bissen herunter bekommen, stattdessen hat er gedankenverloren aus dem Fenster gesehen. Und danach hat er sich sehr lange von mir verabschiedet. Es kam mir wie ein Abschied vor.

Zuhause angekommen, begab ich mich direkt ins Badezimmer und vollzog meine Waschung.

Im Schlafzimmer zog ich meine Gebetskleidung an und vollzog mein Gebet. Ich war mit Herz und Seele bei Allah. Nah war ich ihm jedoch dann, wenn ich mich niederkniete. Es war das schönste Gefühl, einfach nur unbeschreiblich. Mein Herz ging immer mehr auf, je mehr ich mich Allah öffnete. Zu wissen, es gibt jemanden, der über alles Bescheid weiß und dir trotzdem zuhört, weil er dich liebt. Allah gab mir kein Problem, ohne dafür eine Lösung zu haben. Also gab es auch für das jetzige Problem eine Lösung.

Nach dem Gebet las ich einige Suren und begab mich dann anschließend ins Bett.

Am nächsten Morgen kam ich müde im Büro an. Da ich verschlafen hatte, sah ich natürlich dementsprechend aus.

Aber es war völlig nebensächlich, denn mein Anwalt stand ungeduldig vor meinem Büro.

„Entschuldigen Sie meine Verspätung, was kann ich für Sie tun?", fragte ich ihn. Ich öffnete die Tür und betrat mit ihm mein Büro.

„Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Miss Élaine Burrows gestern Abend von uns gegangen ist. Aus diesem Grund wird der Fall auch eingestellt." Schockiert sah ich ihn an.

„Aber ich dachte sie ist aufgewacht und ihr Zustand hätte sich gebessert."

„Ja, der Meinung waren die Ärzte auch, doch Miss Burrows hatte immense innere Verletzungen, sodass ihre Überlebenschancen sehr niedrig waren."

Diese Information musse ich erst einmal sacken lassen. Ich verabschiedete mich von meinem Anwalt und ging mir ein Kaffee holen. Wie es auch nicht anders zu erwarten war, traf ich auf Ian.

Er sah mir lange in die Augen, genauso wie ich ihm. Doch irgendwann musste ich meinen Blick von ihm abwenden.

Ich machte mir meinen Kaffee und wollte zurück ins Büro, als ich seine wunderschöne melodische Stimme „Amira?" fragen hörte.

Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihn herausfordernd an.

„Mein Anwalt war da, Élaine ist gestorben", sagte er. Mehr nicht. Mehr wollte er also nicht mit mir reden.

„Ich weiß", antwortete ich kühl. Verwirrt blickte er mich an. Er wollte irgendetwas sagen, doch mein Vater betrat die Küche.

„Amira, Zacharias hat angerufen. Er will mit dem Kleinen heute Abend bei uns vorbeikommen. Du kommst auch!" Seine Stimme duldete keine Widerrede.

Amira Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt