Seit Tagen geht mir der Brief nicht aus dem Kopf. Ich habe tagsüber Angst mich draußen aufzuhalten und nachts kann ich wiederum nicht schlafen. Dies führt natürlich dazu, dass tiefe Augenringe unter meinen Augen verweilen. Leider hilft viel Make-up gar nicht dagegen, sodass ich mir einige Ausreden für meine Mitarbeiter ausdenken muss, einschließlich meiner Eltern.Und Ian? Seit unserem Streit geht er mir aus dem Weg. Natürlich verletzt es mich, aber ich hatte ihm indirekt klargemacht, dass er mich in Ruhe lassen soll. Mühevoll verlasse ich das gemütliche Bett. Beim Aufrichten knackten meine Gelenke.
Das kommt natürlich davon, wenn man die ganze Nacht aufrecht im Bett sitzt und kein Auge zukriegt.
Der Brief geht mir einfach nicht aus dem Kopf.
Nicht nur der Brief, sondern noch einer von derselben Sorte lag in meinem Briefkasten.
Ich kann nicht mehr, seit Tagen geht es mir hundeelend, mein Körper ist kaum in der Lage, etwas Produktives zu tun.
Ich begebe mich ins Badezimmer, wasche mir das Gesicht, putze mir die Zähne und kämme mir die Haare durch. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade mal 5:23 in der Frühe war. Ich startete die Kaffeemaschine und wartete, bis mein Seelen-Sorger endlich fertig war.
Währenddessen lehnte ich mich gegen die Küchentheke und schaute aus dem großen Fenster, bis mir wieder der Brief auf dem Küchentisch auffiel. Ich stieß mich von der Theke ab und ging geradewegs auf den Brief zu. Mit zittrigen Händen nahm ich ihn in die Hand und las ihn mir zum gefühlten zweihunderten Mal durch.
„Lass die Finger von Ian, ansonsten wird deiner Familie was zustoßen!"
Alles abgetippt, nichts handgeschrieben. Wäre es doch nur so, dann könnte ich wenigstens zur Polizei gehen, aber die Person muss seine Arbeit gut kennen , damit ich keine Beweise habe. Daneben liegt der andere Brief. Ich legte den vorherigen auf den Tisch und nahm den anderen.
„Ich habe dich im Auge. Trenn dich von Ian!"
Meine Hände fingen wieder an, stark zu zitterten, schnell legte ich den Brief weg und holte einmal kurz tief Luft.
Die Person hatte mich in der Hand, ich müsste mich entscheiden und egal wie ich mich entscheide, es wird wehtun. Aber es ist klar, dass ich meine Familie beschützen möchte. Es würde kein anderer Weg daran vorbeiführen, als mit Ian Schluss zu machen. Ich hatte für eine kurze Zeit die Vermutung, Catherine könnte hinter all dem stecken. Doch dann fiel mir ein, dass sie in Neuseeland ist. Ich glaube kaum, dass sie sich den ganzen weiten Weg macht, um mir Droh-Briefe zu schreiben.
Meine Gedanken waren vollkommen durcheinander. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Nachdem ich genüsslich meinen Kaffee getrunken hatte, zog ich mich im Schlafzimmer um. Der Herbst war endlich da. Ich liebte diese Jahreszeit. Nachdem ich mich fertiggemacht hatte, verließ ich meine Wohnung.
Ziya wartet mit Sicherheit unten auf mich. Wie jeden Morgen hatte ich Angst, in den Briefkasten zu gucken. Die Person hatte sich seit zwei Tagen nicht mehr gemeldet. Und wie es zu erwarten war, lag dort ein Brief. Meine Kehle schnürte sich zu, wenn ich mir vorstelle, was da drinstehen könnte. Mit zittrigen Händen schloss ich den Briefkasten und ging aus dem Appartement.
Ich fühlte mich in meiner Wohngegend nicht mehr wohl. Die Angst hatte sich in meinem Körper festgesetzt und machte auch nicht den Anschein, dass sie wieder gehen würde.
Wie jeden Morgen wartete mein inzwischen bester Freund vor meinem Appartement auf mich. Mit einer Umarmung begrüßte ich ihn.
„Du siehst heute mal wieder echt schlecht aus", bemerkte er besorgt.
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Amira
RomanceAmira, eine junge Frau aus dem Osten. Ian, ein junger Mann aus dem Westen. Und ein Vater, dem Sitten und Gebräuche wichtig ist.