Amira POV
An der Tür stand mein Vater dicht hinter ihm meine Mutter. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn allein sein Auftauchen schockte mich irgendwie. Da war ich dann doch froh, als Ian das Sprechen übernahm.
„Kommen Sie doch herein." bat er meine Eltern. Mein Vater betrat das Zimmer mit einem gesenkten Blick. Ich wusste nicht, was ich darunter verstehen sollte.
Mein Vater setzte sich auf den Stuhl, auf dem Ian geschlafen hatte und meine Mutter kam direkt auf mein Bett zu.
„As-Selamun Aleykum, Amira", begrüßte mich meine Mutter mit einem Kuss auf die Stirn.
„Aleykum As-Selam", lächelte ich sie unsicher an. Ich hatte Angst vor dem, was jetzt passieren würde. Doch der aufmunternde Blick meiner Mutter nahm ein wenig meiner Angst.
„Ian, ich habe gehört, dass es hier einen schönen Park geben soll. Kannst du ihn mir zeigen?", fragte ihn meine Mutter. Dieser sah mich unsicher an, denn irgendetwas führte sie im Schild, aber mit der Sprache würde sie erst später herausrücken.
Ich nickte Ian zu, was so viel hieß wie, dass er sich einfach darauf einlassen soll.
Beide verschwanden aus der Tür und zurück blieben nur noch mein Vater und ich.
Ich lag im Bett und sah mir die Decke an, ich wusste nicht was er sagen würde. Würde er wieder schreien? Oder mich zur Vernunft zwingen? Sich vielleicht aber auch entschuldigen? Ich wusste es nicht und diese Stille zwischen uns war unerträglich.
Ich wollte mich aufrichten, aber es war so schwer mit den ganzen Geräten am Körper.
Ich erhob mich langsam mit Mühe vom Bett und wollte das Kopfgestell ein wenig höher bringen, als mein Vater anfing zu sprechen.
„Nein, bleib liegen. Lass mich das machen, mein Kind." Wie versteinert sah ich ihn an.
Er hatte mich mein Kind genannt!
Nach so langer Zeit muss ich ehrlich sagen, dass ich es vermisst hatte.
Mein Vater kam an mein Bett und hielt mich mit einer Hand fest. Mit der anderen richtete er mein Kissen, sodass ich aufrecht sitzen konnte.
„Danke." Ich lächelte vorsichtig. Mein Vater lächelte ebenso zurück.
Von Nahem sah ich jetzt, wie müde er aussah. Seine Augen sahen so unglaublich müde aus und einen Bart hatte er auch schon. Soweit ich mich erinnern konnte, war mein Vater immer im Gesicht rasiert. Das war ein Muss bei ihm, aber jetzt sah man nichts mehr von diesem einst so großen Geschäftsmann.
Traurig blickte ich in seine Augen, welche mich ebenso traurig anblickten.
Meine Augen wurden langsam glasig, ich wusste, ich würde jetzt weinen, aber aufhalten wollte ich es nicht. Er sollte wissen, wie sehr er mir wehgetan hatte und auch wie sehr ich ihn vermisst hatte.
Einzelne Tränen liefen meine Wange entlang, welche zu einem bitterlichen Weinen wurden.
Mein Vater streckte die Arme aus und ich lehnte mich dagegen und weinte mich aus. Ich hatte ihn so unglaublich vermisst, tief inhalierte ich seinen Duft ein und klammerte mich fest an meinen Vater.
„Ganz ruhig", versuchte er mich zu beruhigen, indem er mir über den Rücken strich.
Es hatte wirklich eine beruhigende Art auf mich.
Nachdem ich mich endlich beruhigt hatte, entfernte ich mich von ihm. Er reichte mir ein Taschentuch, mit dem ich mein Gesicht abtrocknete.
„Ich habe dich vermisst, Papa", kam es nun brüchig über meine Lippen.
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Amira
RomanceAmira, eine junge Frau aus dem Osten. Ian, ein junger Mann aus dem Westen. Und ein Vater, dem Sitten und Gebräuche wichtig ist.