Kapitel 18

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Die Tage vergingen, Ian ließ sich gar nicht blicken. Nach Aussagen seines Vaters war er in Chicago.

Wenigstens hatte er noch Zeit gehabt, seine Aussage bei der Polizei zu machen. Élaine lag noch immer im Koma und ihr Zustand hatte sich nach wie vor nicht verändert.

Polizisten bewachten ihr Befinden, da sie von Ian und mir wegen schwerer Körperverletzung, versuchten Mordes sowie Erpressung angezeigt worden ist.

Es wird natürlich nicht gut für sie ausgehen, aber sie war sich über die Folgen ihrer Taten bewusst.

Nach unserem Streit ist Ian abgehauen. Es verletzte mich, aber was anderes war ich ja von ihm eh nicht gewohnt. Das zeigt natürlich mal wieder, dass er vor seinen Problemen davonläuft. Aber ehrlich gesagt bin ich auch nicht ohne. Ich hätte ihm erst zuhören sollen, bevor sich mein Gehirn etwas völlig Irrsinniges ausdenkt.

Ich sehe es auch ein, mein Verhalten war nicht das richtige und er hat auch allen Grund dazu, auf mich sauer zu sein. Aber was kann ich dafür, wenn seine Nachbarin mir plötzlich aus dem Nichts so etwas an den Kopf wirft. Da würde jede Frau eifersüchtig werden. Das wird niemals ein Ende haben, jedes Mal das ewige Hin und Her.

Zwischenzeitlich besuchte ich meine Mutter, die mir half, meinen Glauben richtig auszuleben. Schon etwas beschämend, dass ich kaum etwas über den Islam wusste. Es ist schon ziemlich lang her, dass ich darüber nachgedacht habe. Woher wir kommen, wohin wir gehen, was unsere Aufgaben und Regeln in diesem Leben sind.

Es ist eindeutig: Heute Nacht werde ich kein Auge zu bekommen!

Ich brauche Antworten.

„Aber Mama, ich kann doch auch im Internet nachschauen, wozu denn so ein dickes Buch", meckerte ich und aß genüsslich von ihren Muffins, die mich schon zu sich riefen.

„Amira, sei nicht albern! Wie sehr kannst du unbestätigte Information als die wahren annehmen? Oder diesen unbekannten Quellen Glauben schenken?" - „Ja, du hast Recht und in dem Buch ist alles, was meine Fragen beantworten kann, ja?" Ich starrte immer noch auf das Buch, das meine Mutter mir in die Hand gedrückt hatte.

Der Islam" dick und in einer schönen geschwungenen Schrift auf den Einband gedruckt. „Ja, mein Kind. Das wird dir fürs Erste hilfreich sein, zumindest besser als das Internet". Meine Mutter lachte mich aus, ich konnte mir jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. Wie sehr ich sie doch liebe.

Nach langem Tratsch und Klatsch verabschiedete ich mich von meiner Mutter, um mich ins Abenteurer unseres Glaubens zu stürzen.

Spät am Nachmittag hatte ich schon eine Menge über den Islam erfahren, die Grundkenntnisse und das Verhalten von Frauen und Männern, was mir ehrlich gesagt etwas Angst macht. Nach langem Hin und Her war es Zeit, für das Abendgebet. Der Ezan (Gebetsruf) erfüllte meine Wohnung mit Frieden und Harmonie, wie es noch nie war. Eine andere Atmosphäre so, als ob ich in einer anderen Welt wäre. Voller Freude und innerer Ruhe machte ich meine Gebetswaschung und zog mir ein langes weißes Gewand an, band mir ein Kopftuch, welches meiner Mutter gehörte, um und stellte mich in Richtung Mekka.

Die Richtung, wo die Sonne auf-und untergeht, zeigt uns die Richtung, in welche wir beten müssen. Nach Mekka dem Haus von Allah auf Erden. Nach dem Beten saß ich eine Weile und sprach zu unserem Schöpfer, um Vergebung meiner Sünden und Fehler, ich bat um Vergebung und Kraft, mehr über unseren Glauben zu erfahren und es zu praktizieren. Nach dem Beten saß ich wieder am Buch über den Islam.

Das erste Kapitel „Die 5 Säulen im Islam".

1. Das Bekenntnis/Shahada. Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet.

Amira Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt