5 Monate zuvor
„Papa, komm jetzt endlich runter!"
„Ja, ja, ich finde nur die verdammten Tickets nicht"
„Man, die hab ich doch, jetzt komm schon, ich will den Flieger nicht verpassen!"
Ich wartete an der Wohnungstür unseres mittlerweile leergeräumten Lofts. Die letzten Kartons wurden gestern vom Umzugsunternehmen mitgenommen und warten jetzt in unserem neuen Zuhause auf uns. Das Licht schien durch die Panoramafenster, auf die die Regentropfen prasselten.
Es war ein weiterer regnerischer Tag in New York. Seit sieben Tagen regnete es ununterbrochen. Ich ging zum Fenster und blickte hinunter auf das beschäftigte Treiben des Times Squares. Bei diesem Berufsverkehr würden wir ganz sicher zu spät kommen. Mein Vater legte seinen Arm um mich. Ich zuckte leicht zusammen und drehte mich zu ihm um.„Prinzessin, freust du dich denn gar nicht?". So nannte er mich schon seit ich ganz klein war und egal wie oft ich es ihm sagte, dass ich es nicht mochte, er wollte einfach nicht aufhören.
„Freuen? Ich? Wir ziehen aus meiner Heimatstadt in der ich groß geworden bin und alle meine Freunde habe und ich soll mich freuen?", gab ich traurig zurück.
„Es ist ein Neuanfang, kein Weltuntergang". Ich drehte mich langsam um und er umarmte mich.
„Ich weiß, es macht mich nur ein wenig traurig, alles hinter mich zu lassen", flüsterte ich ihm ins Ohr. Wir lösten uns aus unserer Umarmung und mein Vater zog mich sanft aus der Wohnung, nahm unser Gepäck und schloss die Tür. Wir stiegen in den Fahrstuhl und fuhren die 21 Stockwerke runter. Die schweren Türen des Fahrstuhls gingen langsam auf und gaben den Blick auf die Lobby frei, die ausschließlich in schwarz und weiß eingerichtet war.
Auf den schwarzen Ledersesseln, die pro Stück bestimmt mehrere hundert Dollar kosteten , saßen eine Gruppe von Teenagern, die mit ihren Laptops beschäftigt waren. Der Portier Theo begrüßte uns mit einem mitfühlenden Lächeln: „Großer Tag, nicht wahr?". Ich nickte leicht .
Nachdem mein Vater und ich uns verabschiedet hatten, nickte er uns nochmal zu: „Ich werde sie vermissen und hoffe sie werden sich in ihrem neuen Zuhause wohlfühlen". Wir drehten uns um und verließen durch die Schiebetüren das Gebäude in den regnerischen Tag. Schnell stiegen wir in das Taxi ein, dass mein Vater für uns gerufen hatte und fuhren Richtung Flughafen. Der Berufsverkehr in den Straßen New Yorks war kaum auszuhalten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen wir an.Der Fahrer öffnete meine Autotür und ließ mich aussteigen. Ich ging zum Kofferraum und mein Vater gab mir meinen Koffer, den ich gestern Abend noch fertig gepackt hatte. Wir hatten beide, alles in kleine Koffer gestopft damit wir nur mit Handgepäck reisen konnten. Ich musste ihn sogar mehrmals umpacken, damit auch alles reinpasste. Ich würde mich selbst als Perfektionisten bezeichnen, weil ich alles immer super ordentlich halten wollte. Perfekt halt.
Mein Vater bezahlte den Fahrer und wir gingen in schnellen Schritten in den Flughafen. Da wir nur Handgepäck hatten, konnten wir direkt durch die Sicherheitskontrollen und fanden uns in der riesigen Halle des JFK Flughafen wieder. Ich suchte die Anzeigetafel, um unser Gate zu finden. „DELAYED" stand dort in Großbuchstaben hinter unserem Flieger. Na toll, eine Stunde warten.
„Bree Prinzessin, ich hol mir nochmal schnell einen Kaffee".
Zustimmend nickte ich und setzte mich auf einen der Sessel in der Business-Lounge.
So oft hatte ich schon auf diesen Stühlen gesessen. Mein Vater war Wissenschaftler und reiste oft. Sydney, London, Paris, Shanghai, ich hatte schon die halbe Welt beflogen und trotzdem war es diesmal anders. Ich würde nicht zurück kommen. Ich setzte mir meine Kopfhörer auf, die ich von meinem Vater zum Geburtstag bekommen hatte, nahm mir einen der Bagel die auf dem Tisch standen und machte meine Playlist an. Kurze Zeit später tippte mich mein Vater an, der jetzt neben mir saß. Ich habe gar nicht bemerkt wie er zurück kam.„Bree, wir können jetzt zum Flieger".
Als wir dann am Schalter standen hörte ich die Durchsage: „Flug 752 nach West Virginia ist jetzt bereit, bitte begeben Sie sich zum Terminal".
Wir saßen erste Klasse, so wie immer. Wie schon erwähnt, arbeitete mein Vater als Wissenschaftler und verdiente somit nicht schlecht. Ich setzte mir meine Kopfhörer wieder auf und bin anscheinend sofort eingeschlafen, denn als ich aufwachte hörte ich die Durchsage: „Wir landen in dreißig Minuten, bitte begeben Sie sich wieder zu ihren Plätzen und schnallen sie sich an".
Als wir in die Empfangshalle kamen, blickte mein Vater sich suchend um.
Eine weibliche Stimme rief: „Scott...Scott, hier drüben!"
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-HECTA 35- Agentin wider Willen
AdventureNeue Stadt, neue Familie, neues Leben. Die siebzehnjährige Bree Sheppard muss umziehen. Schuld daran ist ihr Vater, der Wissenschaftler ist und eine neue Frau hat, Fiona. Sie müssen aus der Großstadt New York zu Fiona und ihrem Sohn Liam nach Huntin...