VII

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Liams Perspektive

Ich verließ das Schulgebäude und stieg in mein Auto ein, fuhr nach Hause und zog mich um. Bis zu meiner Trainingseinheit war noch Zeit, daher entschied ich mich noch eine Runde laufen zu gehen. Ich schnürte meine Schuhe fest zu, stellte den Fitnesstracker an meinem Arm ein und lief los. Aus meinen Kopfhörern dröhnte dazu meine aktuelle Spotify-Work-out-Playliste. Ich lief unsere Straße runter und bog dann in den angrenzenden Wald ein.

Viel zu früh kam ich am vereinbarten Treffpunkt an. Wir hatten ihn ausgemacht, da eigentlich niemand je in diesen Wald geht. Gut für uns. Ich drehte mich mehrmals um und untersuchte meine Umgebung. Eine umgeknickte Eiche lag neben einem Haufen Blätter. Hinter mir waren mehrere zerknickte Sträucher und aus diesen kam ein kleiner Igel. Er bewegte sich langsam in meine Richtung. Ich hob ihn auf und setzte ihn auf die andere Seite, ich wollte ja nicht, dass wir ihn vielleicht noch zertreten.

Nach einer Weile kam Agent Jong dann auch und wir konnten mit der ersten Trainingseinheit beginnen. Jong war kaum älter als ich vielleicht Anfang zwanzig, aber das konnte man bei ihm nicht so genau sagen. Er kam aus dem Süden Chinas und war einer unserer besten Agenten.

Wir waren beide bei HECTA 35, einer Geheimorganisation, die in ganz Amerika Einheiten stationiert hatte. Die Zahlen standen für die Reihenfolge in der die Bundesstaaten damals den USA beigetreten sind und wurden genauso von HECTA übernommen. Die Organisation in New York zum Beispiel heißt HECTA 11. Wer sich ausgedacht hat, die Agenten-Teams nach den Beitrittsdaten zu benennen, konnte mir niemand erklären.

Jong führte mich ein in die chinesische Kampfkunst. Seit einem tragischen Unfall vor einem halben Jahr, wo einer unserer Agenten ums Leben kam, mussten wir besser in Selbstverteidigung trainiert werden. Er war bei einem Hinterhalt im Wald in einen Kampf verwickelt und hatte dabei versagt. Seitdem mussten wir intensiver draußen trainieren. Ich beherrschte die Kampfkunst eigentlich ziemlich gut, aber draußen in der freien Natur hatte ich so meine Schwierigkeiten.

Nein, ganz ehrlich gesagt war ich im Wald eine reine Niete. Ich stolperte mehrmals, riss mir meine Arme an den Ästen auf und kriegte jede Menge blaue Flecken.

„Deckung Liam, du musst auf deine Deckung achten!", schrie er mich jetzt schon zum gefühlt hundertsten Mal an.

„Mach ich doch!",schrie ich genervt zurück. Er holte mit seiner Faust aus, doch diesmal konnte ich ausweichen. Ich lachte innerlich. Endlich hatte ich es geschafft ihm durch eine geschickte Täuschung zu überlisten.

Zu früh gefreut, denn der nächste Schlag traf mich mitten in der Magengrube. Ich fiel zu Boden.

„LIAM!", schrie eine weibliche Stimme. Ich und Jong drehten unsere Köpfe in die Richtung aus der der Schrei kam.

Bree? Was macht sie denn hier? Woher weiß sie, dass ich hier bin? Der Zettel mit den Koordinaten...sie hatte ihn gesehen und es herausgefunden. So dumm war sie also gar nicht.

Jong ging jetzt mit schnellen Schritten auf sie zu und verpasste ihr einen Schlag in den Nacken.

„Was machst du denn da?",rief ich aufgebracht,„Sie ist die Tochter von dem Freund meiner Mutter!"

„Ja woher soll ich das denn wissen?", fragte er mich. Ich stand auf und ging zu ihr. Ihre braunen Haare fielen ihr über das Gesicht und ihre Augen waren geschlossen. Sie war zum Glück nur bewusstlos.

Na toll! Wie sollte ich das meiner Mutter und Scott erklären? "Ja. also ich habe im Wald trainiert und dann hat mein Kampflehrer sie bewusstlos geschlagen. Ach ja... und übrigens ich bin Agent". Nein, das konnte ich Ihnen nicht sagen, also entschieden Jong und ich sie erstmal mit zu HECTA nehmen um zu checken ob sie keine schlimmere Verletzungen hatte.

Jong war von der Idee zuerst nicht begeistert, aber ich konnte ihn überzeugen indem ich ihm sagte, dass wir sonst doch den Tonan benutzen könnten.

Der Tonan war eine Arte Erinnerungslöschgerät wie in den Men in Black Filmen. Die technische Spezialabteilung von HECTA war unglaublich. Von Hologramm-Handys bis Hoverboards war alles dabei.

Als wir bei HECTA ankamen war Mr. Lock alles andere als begeistert. Er war Leiter von HECTA 35 und dazu auch noch ein ziemlich erfahrener Agent mit unglaublich vielen Auszeichnungen.

„Was denken sie sich nur ein fremdes Mädchen hierher zu bringen", motze er mich sofort an, als wir die Tür zu seinen Büro betraten. Bree lag noch immer bewusstlos in meinen Armen.

„Erstens ist sie kein fremdes Mädchen und zweitens glaube ich, dass sie eine gute Agentin wäre".  Lock starrte mich fassungslos an. Als ich begriff was ich da gerade gesagt hatte, war ich genauso geschockt, wie er.

„Das ist doch nicht ihr Ernst! Sie können doch nicht ein x-beliebiges Mädchen herbringen und sagen Sie wäre eine gute Agentin", erwiderte er wütend.

Ich erklärte ihm wer sie war und bat ihn sich doch wenigstens ihre Akte anzusehen. Wir hatten von jeder Person auf dieser Welt eine Akte, da wir geheime Einsicht auf alle Polizei- und Staatsservern hatten. Er willigte ein und wir gingen in ein anderes Zimmer in dem sich mehrere großere Computerbildschirme befanden

„Johnson, öffnen Sie die Akte von..?", er sah mich fragend an.

„Bree Sheppard", sagte ich.

„Genau öffnen Sie die Akte von Bree Sheppard", gab er an Agent Johnson weiter, der bereits in dem Raum war als wir kamen. Auf den Bildschirmen erschienen Bilder von Bree und jede Menge Informationen. Lock lies sie sich konzentriert durch und fuhr sich dabei durch die kurzen braunen Haare.

Er nickte mehrmals und drehte sich dann zu mir:„ Ich glaube sie könnten recht haben. Basketball, Lacrosse und hat eine interssante Begabung fürs Zeichnen! Lasst sie den Test machen!"

Eine Stunde später war alles vorbereitet. Die Testperson wurde in eine große Halle gebracht, die von innen aussah wie ein Wald und wurde mit einer Gegner konfrontiert um dann zu sehen wie sie sich in bei so einer Gefahr verhält. Alles war eine große Illusion aus Hologramme. Bei meinem Test handelte es sich damals um eine Mischung aus Säbelzahntiger und Löwe. Natürlich auch nur ein Hologramm, aber als Testperson hälst du es in so einer Situation für sehr echt.

Wir saßen in einem Raum mit vielen Monitore waren von denen man alles überwachen konnte. Nach weiteren fünf Minuten ging es los. Der anwesende Arzt gab Bree eine Spitze so das sie gleich wieder zu Bewusstsein kommen sollte.

Bree wachte auf und kam langsam auf die Beine. Sie sah sich mehrmals verwirrt um und suchte nach ihrem Handy, das wir ihr aber vorher weggenommen hatten. Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare und machte sie zu einem Dutt um besser sehen zu können.

„Und...Hologramme an!", sagte Lock und Agent Johnson, der mit uns gekommen war, betätigte einen Knopf.

Die Kreatur war schlimm, wirklich Schlimm. Viel schlimmer als meine. Bree tat mir leid, obwohl ich sie nicht sonderlich mochte. Sie mischte sich in mein Leben ein und das war nicht ok. Aber meine Mutter war schon lange nicht mehr so glücklich und Scott tat ihr gut.

Bree rannte los. Dann blieb sie stehen. Die Kreatur kam näher und näher und sie rannte wieder los. Dann kam sie an das Ende der Halle, wo sie allerdings eine Klippe sah. Sie zögerte kurz und sprang. Einfach so. Sie hätte es nicht überlebt. Somit war sie raus aus der Organisation und wir müssten den Tonan benutzen. Sie hatte ihre Chance gehabt und hatte es vermasselt.

-HECTA 35-                                                  Agentin wider WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt