XXIV

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Ich zog ihn wieder hoch und wir stolperten weiter die Treppen runter. Als wir im Erdgeschoss ankamen, ging die Tür von draußen auf. Bevor jemand reinkommen konnte, schlug ich die Tür mit voller Wucht zu und drückte mich dagegen. „Scheiße, wie kommen wir denn jetzt raus?", fragte ich Liam.

„Woher soll ich das wissen? Mir haben sie die Augen zugebunden und mich k.o. geschlagen. Keine Ahnung wie wir hier rauskommen. Ich weiß ja nicht mal wo wir sind oder welcher Tag heute ist."

Die Tiefgarage. Rowan hatte ihr Auto abgegeben und jemand hatte es weggefahren. Es musste eine Tiefgarage geben, sonst hätte Rowan ja auf dem Parkplatz vor dem Haus geparkt. Die Treppe führte noch zwei weitere Stockwerke runter, dann standen wir vor einer Tür auf der "Parkebene 2" stand. Das musste es sein. Ich ging rein und überall standen Autos. Von Aston Martins über Maserati bis hin zu Rolls Royce stand hier jedes erdenkliche Luxusauto. Ich konnte gar nicht aufhören zu staunen und auch Liam sah begeistert aus. Alec hätte es hier geliebt.

„Das sind ganz schön viele Autos. Was machen wir denn jetzt?"

„Wir nehmen uns eins."

„Das ist Diebstahl, Bree."

„Liam, wir haben jetzt keine Zeit moralische bedenken zu diskutieren! Wir leihen uns doch nur eins und geben es nicht zurück. Bei so vielen Autos merken die doch gar nicht wenn eins fehlt."

„Ok, du hast ja recht. Außerdem haben diese Arschlöcher mich entführt! Dann will ich aber eins das cool ist."

Wir gingen ein bisschen weiter in den Raum, als sich hinter uns die Tür öffnete und niemand anderer als Hayes den Raum betrat.

„Hayes?! Was zur Hölle machst du hier?", rief ich in seine Richtung. Er zog eine Waffe aus seiner Jackentasche und zielte damit auf uns: „Euch aufhalten."

Er schoss, traf aber nicht. Wir rannten schnell hinter den nächsten Sportwagen. Die Gläser des Autos zersprangen, als Hayes die nächsten Kugeln abfeuerte. Jetzt erklärte sich mir einiges. Deswegen wusste er am Schulball das mit Liam, er war selber Teil von Projekt Life und wusste das sie Liam hatten. Während er weiter auf uns schoss und sich dabei langsam näherte, flüsterte ich Liam zu: „Lenk du ihn ab und ich schleich mich an ihn ran. Vielleicht schaff ich es ihm seine Waffe abzunehmen."

Er nickte und fing an laut mit Hayes zu reden. Während er Hayes provozierte und wütend darauf reagierte,  krabbelte ich auf allen vieren, immer hinter den Autos, langsam auf Hayes zu. Warum mussten Sportwagen nur so unglaublich flach sein? Ich legte mich auf meinen Bauch und nahm immer einen Arm vor den anderen. So bewegte ich mich weiter und weiter bis ich hinter Hayes war und wieder aufstehen konnte. Jetzt hatte auch Hayes bemerkt, dass ich nicht mehr bei Liam war.

„Wo ist dieses Miststück?"

„Hinter dir", sagte ich ruhig. Er drehte sich erschrocken um und ich schlug ihm mit meiner Faust ins Gesicht. Er taumelte zwar, aber fiel nicht um. Ich schüttelte meine Hand. Das tat verdammt weh. Liam kam angerannt, warf sich auf Hayes und drehte ihm den Arm um, dass er seine Waffe fallen lassen musste. Ich nahm sie an mich und richtete sie auf Hayes. Liam ließ ihn los.

„Auf den Boden, Arme auf den Rücken!", befahl ich. Er reagierte nicht, funkelte mich nur böse an und fing dann an zu lächeln.

„Weißt du was? Ich bin hier nicht der einzige, der dich getäuscht hat."

„Auf. Den. Boden.", sagte ich mit fester Stimme. In meinen Kopf wirbelten die Gedanken nur so rum. Wie meint er das? Warum musste er nur immer in Rätseln sprechen? Wie damals auf dem Schulball. Er kniete sich auf den Boden und nahm die Hände hinter den Kopf.

„Ich weiß ganz genau, dass du überhaupt nicht weißt worum es hier überhaupt geht,  tu nicht so Bree, frag schon."

Ich würde ihm diesen Gefallen nicht tun, Liam aber schon: „Wie meinst du das?"

„Dir kann ich auch antworten. Wisst ihr warum ich hier bin? Wahrscheinlich nicht, also erzähl ich es euch. Meine Mutter ist krank. Sehr krank. Sie hat Hautkrebs, aber einen von der aggressiven Sorte. Die Ärzte gaben ihr vier Monate. Meine Familie hat eigentlich sehr viel Geld und wir haben alles probiert. Ich wollte für sie da sein, ihr helfen, aber ich konnte nichts tun. Nach verzweifelten Monaten tauchte ein Mann bei ihr im Krankenzimmer auf. Wir kannten ihn nicht, aber er machte mir ein Angebot. Er hätte von einem Heilmittel erfahren, dass ihren Krebs heilen konnte. Alles was ich dafür tun musste ist dieser Organisation beizutreten und dabei zu helfen an das Heilmittel ranzukommen. Als sie mir dann sagten, dass dein Vater es hätte, hatte ich eine Idee. Wir entführen einfach seinen Sohn und dann würde er es schon heraus geben. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, dass du nicht sein echter Sohn bist", er machte eine Pause, „Wir brauchten nur noch eine passende Gelegenheit, damit wir dich ohne Gefahr entführen konnten. Eure Eltern abzulenken war einfach. Wir schickten ihnen einen Essens-Gutschein im Bartley's und weg waren sie. Bei dir Bree war es auch einfach. Wir nahmen unseren besten Agenten,  der übrigens gerade auf dem Weg hierher ist und schickten ihn zu dir. Er versuchte immer da zu sein und immer deine volle Aufmerksamkeit zu haben. Ihm gelang das. Sehr gut sogar."

„Es war so unglaublich einfach ein naives Mädchen wie dich um meinen Finger zu wickeln", sagte plötzlich eine Stimme hinter mir. Liam riss die Augen auf und auch ich wusste sofort wer es war. Ich traute mich nicht mich umzudrehen.

Die Stimme redete weiter: „ Ich habe dich angelogen, Bree."

Als er meinen Namen sagte, zuckte ich zusammen. Er redete unbekümmert weiter: „Erinnerst du dich noch an meine toten Eltern? Sie sind nicht bei einem Flugzeugunfall umgekommen. Sie hatten beide Krebs und sind zusammen im Krankenhaus gestorben. Mein Onkel hat mir angeboten, dass ich anderen den Schmerz ersparen könnte, unter dem ich gelitten habe. Er hat diese Agentur gegründet. Du kennst ihn unter dem Namen Daniel Walker."

-HECTA 35-                                                  Agentin wider WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt