XXVI

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„Wir sind wie James Bond.", sagte Liam, nachdem wir aus Kentucky raus waren. Ich musste lächeln. 

„Ja du hast Recht. Trotzdem sind wir noch nicht sicher. Ich meine, was machen wir denn jetzt. Wir haben gerade ihre Millionen Garage in die Luft gejagt. Ich glaube nicht, dass wir jetzt besser dran sind als vorher.", sagte ich ruhig und legte meinen Kopf in die Hände. Ich rieb mir die Augen und merkte wie müde ich war. Es war inzwischen weit nach Mitternacht. Der Mond schien ab und zu durch die Wolkendecke und erhellte phasenweise die stockfinstere Nacht. 

„Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll, aber wir sollten das alles auf jeden Fall HECTA überlassen.", sagte Liam. Ich sah ihn nickend an. Auch er sah tot müde aus und ihm fielen die Augenlieder immer wieder leicht zu. Die Schürfwunden bluteten nicht mehr und auch seine aufgeplatzte Lippe war nicht mehr so dick. Seine Haare waren nass und hingen ihm ins Gesicht. Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und gähnte. 

„Weißt du was? Lass uns doch einfach ein Hotel nehmen und wir fahren morgen nach Hause. Ich schreibe unseren Eltern einfach ich übernachte bei Freunden und du bist ja eh weg. Ich glaube wir kommen heute nicht mehr weit.", schlug ich vor. 

„Wie ich bin weg?" 

„Naja, HECTA hat deiner Mutter klargemacht, du seist für eine Schulprojekt kurzfristig eingesprungen." 

„Oh, ok. Ja, mir gefällt dein Vorschlag." 

Kurze Zeit später checkten wir in einem Hotel ein und gingen aufs Zimmer. Das Auto hatten wir in der hintersten Ecke der Tiefgarage geparkt und hofften einfach, dass niemand das Auto erkennen würde. Wir kamen auf dem Zimmer an und merkten, dass es nur ein Doppelbett gab. Liam bot an, auf dem Sofa zu schlafen, aber ich machte ihm klar, dass er ruhig mit mir in dem Bett schlafen könnte. 

Ich ging ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah schrecklich aus. Auch mir hingen die nassen Haare ins Gesicht und ich hatte ein paar Schürfwunden von den Glassplittern. Nichts Schlimmes. Das konnte bis morgen warten. Ich schrieb unseren Eltern noch eine Nachricht und legte mich neben den schon tief schlafenden Liam ins Bett. Sein gleichmäßiges Atmen war beruhigend und ließ auch mich sofort einschlafen. 

Am nächsten Morgen weckte mich die Sonne durch einen Schlitz im Vorhang. Den Umständen nach hatte ich sehr gut geschlafen. Ich rieb mir die Augen und drehte mich zur Seite. Liam lag nicht mehr im Bett, aber ich hörte die Dusche. Ich blieb noch so lange liegen, bis er aus der Dusche kam. Er hatte neue Sachen an. Seine Haare waren geföhnt und er sah schon wieder ganz gut aus. Seine Lippe war komplett abgeschwollen und es waren nur noch ein paar Kratzer zu sehen. 

„Fall du dich fragst, die Sachen habe ich im Kofferraum des Range Rovers gefunden. Klamotten für dich liegen im Bad.", klärte er mich ungefragt auf. Ich nickte und ging auch erstmal duschen. Danach zog ich mir den Hoodie und die Jogginghose an, die im Bad lagen und föhnte mir die Haare. 

„Lass und frühstücken!", sagte Liam. Wir packten unsere Sachen zusammen, checkten aus und besuchten ein Diner um die Ecke. Mein Telefon klingelte. Es war mein Vater: „Guten Morgen, wir frühstücken gerade, was gibt es?" 

„Hallo Bree, hier will jemand mit dir sprechen.", antwortete er. Im Hintergrund hörte man ein lautes Klirren und Fiona, die schrie. 

„Na Bree? Deine Eltern sind ja wirklich bezaubernd!", am Telefon war Shawn. 

„Du verdammtes Arschloch! Wehe du rührst sie auch nur an!" 

Liam guckte mich mit einem Stück Waffel im Mund geschockt an. Ich legte einen Zehner auf den Tisch stand auf und zog den protestierenden Liam hinter mir her. 

„Ich wollte nur etwas haben, was ich ganz dringend brauche. Dann dachte ich mir ich statte deinem Vater mal einen Besuch ab. Ach und seine Freundin war ja auch gleich hier." Ich stieg ins Auto ein und stellte auf Lautsprecher. 

„Was willst du von mir?!", fragte ich ihn. Liam guckte mich verwirrt an, da er immer noch nicht wusste warum ich so aufgebracht war. Sobald Shawn erneut etwas sagte, veränderte sich seine Mimik und er schloss die Hände zu Fäusten. 

„Von dir? Gar nichts. Wir hätten nur gerne unser Testobjekt wieder." 

„Ihr kriegt gar nichts von uns.", sagte nun Liam wütend. 

„Ah, da haben wir es ja schon." Ich guckte Liam verwundert an, aber er schien auch nicht zu wissen, wovon Shawn redete. 

„Wie meinst du das. Wir haben kein Testobjekt?" 

„Achso, klar. Ihr wisst nichts davon. Wir haben Liam Krebszellen gespritzt als er bewusstlos war. Das war unser Druckmittel, als du uns das Mittel nicht geben wolltest. Für ihn hätte dein Vater es sicher herausgegeben und dann hätten wir ihm auch sofort das Heilmittel injiziert. Jetzt wo ihr es wisst, könnt ihr ja gleich herkommen und uns sagen wo das verdammte Mittel ist! Denn es wäre ja äußerst schade, wenn außer Liam jetzt auch noch eure Eltern sterben müssen, oder?"

„Du widerliches, verdammtes Arschloch!" 

„Ach nicht doch, keine Beleidigungen. Ihr seid in einer halben Stunde hier oder Liam und eure Eltern leben nicht mehr lange." 

Damit legte er auf. Wir waren aufgeschmissen. Liam hatte anscheinend Hautkrebs, Shawn hatte unsere Eltern und wenn wir nicht rechtzeitig da sein würden, dann wären beide unsere Eltern tot. Liam startete das Auto und wir fuhren Vollgas Richtung Brentwood Drive.

-HECTA 35-                                                  Agentin wider WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt