XXII

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Geschockt starrte ich meinen Vater an. Er war verwirrt und fragte: „Was ist denn? Kennst du ihn?"

„Äh...ja, genauer gesagt arbeite ich sogar mit ihm"

„Was?! Bree wo auch immer du arbeitest, du kündigst. Und zwar sofort!"

„Naja, so einfach ist das nicht. Jetzt erzähl ich dir was und egal was ich sage, du glaubst mir und bist nicht sauer."

„Bree, sag es mir einfach."

„Versprich es!"

„Ja ok ich verspreche es dir."

„Es fing alles damit an, dass ich zu neugierig war. Liam hatte auf seinem Tisch einen Zettel liegen und auf diesem standen eine Uhrzeit und Koordinaten. Also bin ich in diesem Zeitpunkt dort aufgetaucht und dann war da Liam und so ein anderer Typ. Ich konnte nicht sehen, ob sie nur trainierten oder ob Liam in Gefahr war und schlich mich näher ran. Als sie mich sahen, erhielt ich einen Nackenschlag und wurde ohnmächtig. Als ich wieder aufwachte, war ich in so einer Hologrammwelt. Ich bin eine Klippe heruntergesprungen, weil so ein Monster hinter mir her war. Dann bin ich in so einem Netz gelandet und dann war da halt Liam, der..."

„Bree. Komm zum Punkt." Er ging ganz schön entspannt mit der Situation um. Ich hatte mit Fragen gerechnet wie „Du bist eine Klippe heruntergesprungen?!" oder „Was meinst du mit Monster? Fabelwesen? Du bist doch verrückt!" aber nicht damit. Schlecht war das Ganze bis jetzt ja noch nicht gelaufen.

„Ja, ich bin gerade dabei zum Punkt zu kommen. Auf jeden Fall hat Liam mir dann gesagt er würde bei einer Geheimorganisation arbeiten die HECTA heißt."

Mein Vater runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, dann hätte ich sichtlich verwirrter reagiert. Ich fuhr fort: "Sie haben mir dann angeboten auch mitzumachen und ich habe nach anfänglichem Zögern zugesagt, Lexi und Rowan kennengelernt und ein paar erste leichte Aufträge ausgeführt. Naja und jetzt kommt der blöde Teil. Liam wurde entführt. Ich habe ihn gesucht und dann auch gefunden, aber er ist jetzt wieder weg. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe. Ich war nicht auf dem Ball und auch nicht bei Clary, sondern bei einer Gegenorganisation, die Projekt Life heißt. Die haben mir klargemacht, dass HECTA Liam hat und sie mir helfen, ihn zurückzuholen. Dafür muss ich ihnen aber als Gegenleistung dein Heilmittel besorgen. Aber nachdem du mir deine Geschichte erzählt hast, weiß ich nicht ob es so schlau wäre es ihnen zu geben. Ich habe eine Idee: wir verarschen sie. Das ist ein guter Plan. Wir nehmen uns eine von deinen Glaskolben aus dem Labor, machen da so ein paar ungiftige Rezepturen rein und sagen das ist das Heilmittel. Wenn sie es dann an einem Krebspatienten testen, bringt ihn das nicht um, aber wir haben Zeit gewonnen. So schnell wirkt das Gegenmittel ja nicht."

„Ok, ich habe oben ein Geheimzimmer, wo ich meine Laborsachen aufbewahre."

Er war wirklich einverstanden? Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte er will mir einreden, wie dämlich meine Idee ist und dass wir die Polizei einschalten sollten, aber anscheinend nicht. Ihm war das alles wahrscheinlich total wichtig. Ist es ja auch. Trotzdem war das Erste was ich sagte: „Du hast ein Geheimzimmer? Warum hast du mir das nicht erzählt? Ich will auch eins."

„Ich habe es dir nicht gesagt, weil es Geheimzimmer heißt. Geheim. Ich will auch, dass das so bleibt und du es niemandem erzählst. Bitte Bree."

Ich nickte und wir gingen hoch in sein Zimmer. Er ging auf den Kleiderschrank zu und ich hatte das Gefühl, dass wir gleich reingehen und in Narnia rauskommen. Als er seine Kleidung zur Seite schob, sah man ein Feld mit einer Hand. Er legte seine darauf und sie wurde gescannt. Der Bildschirm leuchtete grün und eine Tür öffnete sich. Sag ich ja, Narnia. Wir gingen rein und er machte das Licht an. Es war unglaublich. Überall waren Glaskolben und Chemikalien. Sein Labor sah aus wie eine riesige Lavalampe.

„Wow. Wie hast du das hier alles reingekriegt ohne, dass wir es mitbekamen?"

„Das war einfach. Weißt du noch dieses Sommerfest auf das ich euch geschickt habe? Da hab ich das alles hierherbringen lassen. Fiona weiß glaub ich auch gar nicht, dass hinter der Wand noch ein Raum ist. Das ist jetzt aber nicht das Thema. Bree gib mir mal die grüne Chemikalie da hinten."

Ich nahm es in die Hand und stellte fest: „Das sieht aber nicht so ungiftig aus."

„Keine Sorge, wir machen nur etwas gegen Schnupfen."

Nach fünf Minuten stand eine komisch dunkelgrüne, schleimige Masse vor uns.

„Das sollte funktionieren."

Ich musste ihm dann wohl glauben. Wir riefen mir ein Taxi und besprachen noch mal alles. Er machte sich Sorgen, dass mich Mr. Walker bedrohen könnte, aber ich machte ihm klar, dass so lange ich mir nichts anmerken ließ, alles gut wird. Zehn Minuten später stand das Taxi vor der Tür. Ich verabschiedete mich von meinem Vater, der noch besorgt in der Küche stand und stieg ein. Ich gab dem Fahrer die Adresse und er fuhr los. Als wir in Coalten ankamen wurde ich langsam nervös. Der Zaun erschien vor uns und der Fahrer hielt an.

„Miss? Sind sie sich sicher, dass sie hier richtig sind? Hier ist nichts.", stellte er fest. Ich nickte, bezahlte und wartete noch bis er rückwärts wieder wegfuhr, um mich dann auf den Zaun zuzubewegen. Ich lief durch das Hologramm und ging den kurzen Weg bis zu den weißen Mauern. Es war noch genauso wie beim letzten Mal, bis auf den Unterschied, dass jetzt keine Wachmänner an dem Tor standen und ich einfach durchgehen konnte. Auf dem Parkplatz standen mehrere Autos, aber niemand saß auf den Bänken oder unterhielt sich auf den Wiesen. Es war niemand da. Niemand. War das irgendein Trick oder warum war es so leer? Auch als ich das Gebäude betrat, blieb die Leere. Ich versuchte den gleichen Weg zu gehen wie beim letzten Mal, aber die langen, schlichten Gänge sorgten dafür, dass ich mich schnell verlief und keinen Plan mehr hatte, wo ich war. Es sah überall gleich aus. Die weißen Wände, die Pflanzen, die hier und da in einer Ecke standen und die Holztüren, an denen Beschreibungen standen. Ich öffnete ein paar Türen und wie ich es erwartete, leer. Was war denn nur los?

Ich irrte noch ein bisschen rum, bis ich an eine Tür kam auf der Kontrollraum stand. Das klang doch gut. Vielleicht war hier drin jemand, den ich fragen konnte. Ich betrat den Raum. Er war recht groß und überall waren Bildschirme. Auch in diesem Raum waren keine Menschen. Auf den Monitoren waren mehrere Räume zu sehen. Oben rechts stand welchen Raum im Gebäude die Kamera zeigte und in welchem Stockwerk sich dieser befand. Unten rechts stand live, was wahrscheinlich bedeutet, dass es genau dieser Moment war. Ich versuchte noch mehr zu sehen, aber der Raum war dunkel. Also suchte ich einen Lichtschalter. Ich fand einen Schalter an der Wand und klappte ihn um. Es ging aber kein Licht an, sondern es öffnete sich, genauso wie bei meinem Vater im Zimmer, eine Tür, die ich davor nicht gesehen hatte. Ich ging langsam rüber und stoß die Tür an. Der Raum wurde von Licht geflutet, das aus dem Nachbarraum kam. Es war wirklich hell hier drin und meine Augen mussten sich erstmal daran gewöhnen. Dieser Raum war im Vergleich zu dem anderen wesentlich kleiner und steriler. An der Wand hing ein einziger Monitor. Er war schwarz, aber auf dem Tisch, der davor stand, lag eine Fernbedienung, die ich in die Hand nahm. Ich drückte den einen Knopf auf der Fernbedienung und wartete. Der Bildschirm flackerte und zeigte mir ein Bild mit dem ich nicht gerechnet hatte. Oben rechts stand 5.OG und unten links stand live.

Live

-HECTA 35-                                                  Agentin wider WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt