Ich schlug die Augen auf. Mein rechter Arm pochte vor Schmerzen und ich konnte ihn schwer bewegen, ohne das ein Zucken durch meinen ganzen Körper ging. Als ich gestolpert war, hatte ich versucht mich mit dem Arm abzufangen.
Ich lag in einem Bett. Meinem Bett. Mein Arm war in eine Schlinge verpackt worden. Ich setzte mich aufrecht hin und sah mich um. Mein Wecker leuchtete und zeigte 4:26. Ich hatte Hunger. Ich stand auf, nahm meine Decke und wickelte mich darin ein. Langsam öffnete ich meine Zimmertür und schlich in den Gang. Am Ende des Flurs sah ich Liams Tür. Ich öffnete sie und sah, dass Liam friedlich in seinem Bett schlief. Ihm wurde anscheinend der Virus entfernt. Ich bewegte mich in Richtung Treppe und ging runter. Dabei versuchte ich, nicht über meine Decke zu stolpern, was gar nicht so einfach war.
In der Küche angekommen, nahm ich mir erstmal ein Glas Wasser und ein paar Kekse. Ich setzte mich ins Wohnzimmer und versuchte das Passierte zu verstehen. Nach einer Weile hörte ich oben eine Zimmertür öffnen und Schritte die Treppe herunterkommen. Es war Fiona. Sie sah mich anscheinend nicht, denn sie ging geradewegs in die Küche. Als sie mit einem Glas wieder herauskam, erschrak sie.
„Ich wollte dich nicht erschrecken", flüsterte ich.
„Kannst du auch nicht schlafen?", fragte sie zurück und setze sich neben mich.
„Nein. Außerdem hatte ich unglaublichen Hunger." Als Beweis zeigte ich ihr die Kekse.
„Was ist gestern noch passiert?", fragte ich sie vorsichtig.
„Eigentlich vorgestern."
„Ich habe durchgeschlafen?"
„Ja. Scott war schon besorgt, dass du nicht mehr aufwachst, aber die Ärztin, die gestern hier war, meinte du wärst nur erschöpft und dein Körper bräuchte den Schlaf. Auf jeden Fall kamen dann noch mehr Männer und Frauen, die die anderen überwältigten und uns befreiten."
„HECTA."
„Ja genau, so hießen sie. Dann kam ein Mädchen in deinem Alter auf uns zu und fragte nach dir. Alissa oder so hieß sie."
„Alexa."
„Ich sagte ihr, du wärst oben und dann haben sie dich und Liam heruntergebracht und untersucht. Sie meinten, dass sie Liam lediglich eine abgewandelte Form eines Hämoglobinblockers gespritzt hatten, wofür es viele Gegenmittel gibt. Nichts Gefährliches."
Namen kann sie sich keine merken, aber Hämoglobinblocker geht? Sie ist halt eine Wissenschaftlerin. Sie erzählte weiter.
„Liam ist dann tatsächlich nur wenige Minuten später aufgewacht. Sie wollten dich mitnehmen, aber Scott bestand darauf, dass du hier bleibst. Gestern waren wir den ganzen Tag zu Hause und jetzt bist du aufgewacht."
Das musste ich erstmal verarbeiten: „Wo ist Shawn? Der mit der Armbinde und den braunen Haaren. Etwas größer. Weißt du wen ich meine?"
„Ja, den haben sie mitgenommen. Bree, ich weiß nicht was du in letzter Zeit durchgemacht hast, ich kann es mir nur bedingt vorstellen aber ich bin unglaublich stolz auf dich. Soweit wie Liam es uns erklärt hat, hast du ihm das Leben gerettet und dafür möchte ich dir danken. Ich weiß, dass ich nicht deine Mutter bin, aber ich wäre es gerne. Du bist mir sehr wichtig und in den letzten Tagen habe ich mir auch viele Gedanken und auch Sorgen um dich gemacht", ihre Augen wurden glasig, „ und wärst du nicht so mutig und stark, wäre mein eigener Sohn gestorben. Du kannst dir gar nicht sagen wie dankbar ich bin, dich als Tochter zu haben."
Sie bemerkte, was sie sagte und öffnete den Mund, aber ich nahm sie in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich bin auch froh dich als Mutter zu haben."
Wir lösten uns und ihr liefen Tränen die Wangen runter, die sie verschämt mit dem Handrücken wegwischte. Sie stand auf: „Ich geh dann mal wieder ins Bett, was du am besten auch nochmal tun solltest."
Ich nickte ihr zu: „Ich brauche noch ein bisschen"
Mit den Lippen formte sie noch ein Danke, lächelte und ging dann nach oben. Ich blieb auf dem Sofa liegen. Am anderen Ende des Zimmers leuchtete ein Handy auf. Es war meins. Ich war tatsächlich die ganze letzte Woche nicht an meinem Handy. Als ich es in die Hand nahm, leuchtete es erneut auf und zeigte mir fast vierzig verpasste Anrufe und noch mehr Nachrichten.
Die letzte war von Clary: Ignorierst du mich zum Spaß? Das ist jetzt nicht mehr lustig. Komm schon!
Ich schrieb sofort zurück: Kannst du mich von zu Hause abholen?
Sie antwortete: Ernsthaft?!
Ich: Bitte. Dann erkläre ich dir alles.
Clary: Das will ich auch hoffen. Kann Alec auch kommen? Ich hab ja kein Auto.
Ich: Klar, beeilt euch einfach.
Sie antwortete nicht mehr, was ich als Zeichen sah, dass sie sich jetzt auf den Weg machte. Ich stand auf und ging in den Flur um mir meine Schuhe und eine Jacke anzuziehen. Da ich nur ein T-Shirt und eine Jogginghose anhatte, war mir recht kalt, als ich nach draußen in die kalte Novembernacht schritt.
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-HECTA 35- Agentin wider Willen
AdventureNeue Stadt, neue Familie, neues Leben. Die siebzehnjährige Bree Sheppard muss umziehen. Schuld daran ist ihr Vater, der Wissenschaftler ist und eine neue Frau hat, Fiona. Sie müssen aus der Großstadt New York zu Fiona und ihrem Sohn Liam nach Huntin...