XXV

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Ich drehte mich um und versteckte die Pistole von Hayes hinter meinem Rücken. Vor mir stand wie erwartet Shawn. Seine Augen funkelten mich an.

Er lächelte: „Überrascht? Das wundert mich. Ich dachte ein so schlaues Mädchen wäre schneller auf die Idee gekommen, dass wir Liam haben. Komm schon Bree, dachtest du wirklich Rowan will dir helfen."

Ehrlich gesagt hatte ich das wirklich gedacht. Warum war ich nur so naiv gewesen. Ich hätte es wissen müssen. Aus der Lederjacke, die er anhatte, zog er eine Pistole und zielte direkt auf meinen Kopf. Mein Verstand setzte für einen kurzen Moment aus. Wenn mir vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dass Shawn eine Waffe auf mich richten würde, hätte ich gelacht und ihn für verrückt erklärt.

Doch das hier war echt. Er stand mir gegenüber, bereit mich zu erschießen . Der Hass in seinen Augen zeigte mir, wie sehr er es wollte. Abdrücken.

Er senkte die Pistole: „Weißt du was? Ich mochte dich wirklich."

Dabei sah er mich lächelnd an. Danach versteinerte sich seine Miene wieder: „Du warst so nett zu mir und wir wollten auch noch zusammen auf den Ball. Für eine kurze Zeit dachte ich nicht mehr an meine Mission. Ich wollte nur was mit dir zusammen machen. Dann kamst du nicht und ich war enttäuscht. Nein nicht ganz. Ich  war am Boden zerstört und ich wusste nicht einmal wieso. Auf jeden Fall wollte ich eigentlich versuchen dich dazu zu bringen mir das Heilmittel einfach so zu geben. Als du dich dann entschuldigen wolltest, dachte ich es könnte doch noch klappen. Dann hast du mich wieder sitzen lassen und ich hatte mich entschlossen. Wir würden uns das Heilmittel einfach holen."

Er ging zurück zu der Tür aus der er kam und schloss sie hinter sich  ab. Die Pistole von Hayes lag immer noch in meiner zitternden Hand. Ich entsicherte sie und drehte meinen Kopf. Liam schaute auf meine Hände und verstand sofort. Er gab mir ein Handzeichen und zeigte unauffällig auf das Auto neben sich. Ich nickte und drehte mich schnell wieder zurück. Shawn hob die Pistole wieder an, entsicherte sie und zielte auf mich.

„Dumm, dass du jetzt sterben musst. Ich wäre so gerne nochmal mit dir ins Kino gegangen", sagte er ruhig mit einer Ironie die kaum zu überhören war. So schnell ich konnte, zog ich die Pistole hinter meinem Rücken hervor, sah die Überraschung in Shawns Augen, schloss meine Augen und schoss in seine Richtung. Ich vernahm einen schmerzerfüllten Schrei aus seiner Richtung und nahm an, dass ich getroffen hatte.

Geschockt von mir, dass ich gerade jemanden angeschossen hatte, drehte ich um und rannte zu dem Bentley, in dem Liam schon saß. Shawn ließ ich liegen, ohne ihn anzusehen. Ich stieg ein.

„Fahr schon!", schrie ich Liam an.

„Wie denn?", schrie dieser zurück. Scheiße. Wo war der verflixte Autoschlüssel? Wir klappten die Blende runter, durchsuchten das Handschuhfach, aber einen Schlüssel fanden wir nicht. Warum konnte es nie so sein wie in den Filmen?

„Wir müssen das Auto kurzschließen", stellte ich fest. Liam sah mich verwirrt an: „Und wie zur Hölle sollen wir das machen?"

„Keine Ahnung. In der einen Serie die ich gucke, verbindet er einfach so zwei Kabel."

„Wir sind hier aber nicht in irgendeiner Serie Bree. Das ist das echte Leben, hier kann man nicht so einfach ein Auto kurzschließen."

„Steig aus." Er sah mich entgeistert an.

„Na los. Mach schon. Wir suchen uns ein neues Auto."

Ich öffnete die Beifahrertür und sah mich hektisch um. Hinten sah ich Shawn und Hayes regungslos auf dem Boden liegen. Liam hatte ihn wahrscheinlich k.o. geschlagen. Um Shawn hatte sich eine Blutlache gebildet.

Wir teilten uns auf. Ich rannte zum nächsten Auto. Kein Glück. Beim nächste Wagen auch nicht. Komisch fand ich es trotzdem, dass alle Autos offen waren. Wahrscheinlich dachten sich die arroganten Arschlöcher "oh, mein Auto wird eh nicht gestohlen, ich lass es einfach auf und wenn doch, dann kauf ich mir einfach ein neues".
Zu unserem Glück, waren sie halt arrogante Arschlöcher.

„Hier drüben!", rief Liam von der anderen Seite der Garage. Ich rannte zu ihm und hörte schon, wie der Motor gestartet wurde. Ich stieg  ein und der Range Rover raste los. Im Rückspiegel sah ich wie die Tür geöffnet wurde und mehrere bewaffnete Männer hereinkamen. Sie schossen in unsere Richtung und um uns herum zersplitterte Glas.

„Liam, gib Gas!", schrie ich ihn an. Er drückte das Gaspedal durch und wir rasten mit quietschenden Reifen zum Ausgang. Es wurden immer mehr Schüsse.

„Wir müssen sie irgendwie aufhalten!", rief Liam verzweifelt und versuchte dabei die Lautstärke der Schüsse zu übertönen.

„Ich habe vorhin Sprengsätze an ihren Stromverteiler angebracht und hier hab ich auch noch welche", ich holte die restlichen Sprengsätze aus meiner Jackentasche und warf sie durch das Fenster auf die parkenden Autos.

„Ich lass sie hochgehen, sobald wir hier raus sind." Liam gab nochmal Gas. Ich war beeindruckt was für ein guter Fahrer er war. Mittlerweile waren wir im ersten Untergeschoss und sahen schon das Ausgangstor vor uns. Um uns herum blinkten die Warnleuchten und ein schrilles Geräusch hallte durch die Gänge. Der Ausgang war nur noch wenige Meter vor uns, unsere Verfolger kamen immer näher. Plötzlich fuhr eine Stahlschranke mit Spitzen an den Enden herunter. Wir fuhren mit rasender Geschwindigkeit darauf zu und schafften es nur knapp. Dabei wurde das Dach aufgerissen und ich konnte die sternenklare Nacht sehen.

Ohne zu zögern drückte ich den Knopf. Hinter uns explodierte die Tiefgarage und vergrub alle Autos unter sich.

-HECTA 35-                                                  Agentin wider WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt