Zwei Tage war es her, seitdem mir Rowan versichert hat, dass ihr Team alles unter Kontrolle hat. Sie zog mich aus dem Gefecht und brachte mich nach Hause. Dort hat sie mir versprochen Bescheid zu geben, wenn Liam in Sicherheit ist. Das hat sie bisher noch nicht und langsam zweifelte ich daran, dass sie es überhaupt vorhat.
Wie konnte ich ihr nur vertrauen? Sie will mir klarmachen, dass ich für die Bösen arbeite und ich glaube ihr einfach? Sie konnte es mir nicht einmal beweisen. Allerdings hatte ich es auch nicht verlangt. Liam war immer noch weg und mich plagten Schuldgefühle. Wäre ich doch einfach bei ihm geblieben und erst gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass er in Sicherheit war. Rowan denkt sich gerade wahrscheinlich, wie dämlich ich eigentlich bin. Doppelagentin, genau! HECTA hat mich aufgenommen und ausgebildet, wenn auch nicht sehr lange. Jetzt sollen sie die Bösen sein? Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Ich habe jetzt schon mehrmals mein Handy in die Hand genommen und mir vorgenommen Lexi anzurufen und zu gucken was sie dazu sagt. Vielleicht lügt mich Rowan an und will mich so auf ihre Seite ziehen? Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los, dass ich Liam zuletzt bei ihrem Team sah. Deswegen wartete ich jetzt schon seit Stunden auf irgendein Zeichen von Rowan.
Ich saß auf meinem Bett und malte mir in dunkelen Bildern aus, wie HECTA hinter meinem Rücken die Weltherrschaft übernahm. Es klopfte an meiner Zimmertür: „Ja?"
„Bree? Hast du kurz Zeit?", fragte mich mein Vater. Ich nickte und signalisierte ihm, dass er sich auf mein Bett setzten sollte. Das tat er und sah mich an. Er hatte diesen Blick, den er auch schon früher immer hatte, wenn er spürte, dass ich ihm etwas verberge.
„Was ist los Bree? In letzter Zeit bist du so ruhig und redest kaum noch mit mir. Ist alles in Ordnung?"
„Na ja, nichts...Liam ist so oft weg und ich gebe mir die Schuld dafür. Fiona bekommt ihn ja kaum noch zu Gesicht."
„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst! Liam hat sich freiwillig dazu entschieden auf diese Fahrt zu gehen. Das hat mit dir nichts zu tun!"
Das hatte Rowan also erst der Schule und die dann Fiona und Scott erzählt. Vor mehreren Wochen erklärte Rowan mir, dass sie auch Agenten in meiner Schule hatten, die dann wahrscheinlich auch nicht zu HECTA gehörten. Wenn mein Vater nur wüsste.
„Darum geht es ja nicht...du verstehst das nicht."
„Dann erklär es mir doch. Hast du mit ihm irgendwelche Probleme?"
Ich schüttelte den Kopf: „Ist auch nicht so wichtig. Du hast ja Recht. Wenn Liam so unbedingt nach New Orleans will, dann kann er ja."
„Ich dachte Orlando?"
„Meinte ich ja, wie komm ich denn auf New Orleans?" Warum erwähnte ich auch eine Stadt?
„Ist denn sonst alles ok?", fragte er mich.
„Ich bin in letzter Zeit schon ein bisschen gestresst und mir geht es nicht so gut..."
„Ich wollte das jetzt nicht so sagen, aber du bist auch ganz schön blass. Vielleicht solltest du mal eine Woche zu Hause bleiben und dich ein bisschen ausruhen."
Ich lächelte und umarmte ihn: „Danke, hab dich lieb."
Er verließ das Zimmer und ich war war wieder mit mit meinen Problemen alleine. Ich kuschelte mich unter meine Decke und wollte ein bisschen schlafen. Meine Augen waren schon zu, als mein Handy klingelte. Ich riss meine Augen auf und schaute mich suchend um. Mein Handy lag unter meiner Decke. Es war nicht Rowan, sondern Clary.
„Clary?", fragte ich nach, sobald ich ranging.
„Mein Gott Bree! Wo warst du die letzten Tage? Du hast dich gar nicht mehr gemeldet!", rief sie aufgeregt ins Telefon.
„Alles gut, ich war nur ein bisschen gestresst. Wie geht es dir?"
„Ganz gut eigentlich, der Ball war super! Wir haben getanzt und alles war so schön. Ich hab dich aber gar nicht gesehen. OMG, bist du mit Shawn nach Hause gefahren. Habt ihr irgendwas gemacht, dass ich wissen sollte?"
Scheiße! Shawn! Den hatte ich bei der ganzen Aufregung wegen Liam total vergessen. Ich hatte ihn alleine auf dem Ball sitzen gelassen.
„Clary! Nein ich war gar nicht auf dem Ball! Danke das du mich daran erinnert hast. Ich muss jetzt auflegen!"
„Aber Bree ich...", sagte sie noch, aber ich legte auf. Shawn war jetzt wichtiger. Ich wählte ihn in meinen Kontakten und rief ihn an. Es klingelte. Mehrmals. Er ging aber nicht ran. Ich konnte das verstehen. Er war sauer auf mich. Ich legte auf und rief nochmal an. Ich wiederholte dies, bis er beim fünften Mal ran ging: „WAS? Was willst du von mir?"
„Es tut mir Leid, wirklich. Ich hatte ein bisschen viel um die Ohren. Verzeih mir, bitte."
„Warum sollte ich? Du hast mich sitzen lassen."
„Ich weiß und das tut mir wirklich leid. Können wir uns treffen? Dann erklär ich dir alles, versprochen!"
„Na gut....einverstanden. In zwanzig Minuten im Rivers. Wenn du nicht da bist, dann..."
Er musste den Satz nicht beenden. Wenn ich nicht da war, dann wären wir keine Freunde mehr.
„Versprochen, ich bin da. Bis gleich."
Ich wartete noch darauf, dass er etwas sagte, aber er legte einfach auf. Er gab mir eine Chance und dieses Mal, durfte ich es nicht vermasseln. Ich war nach einer viertel Stunde im Café und bestellte mir einen Schoko-Milkshake. Shawn tauchte kurz nach mir auf. Er setzte sich mir gegenüber und schwieg.
„Möchtest du auch was trinken?"
„Du hast zehn Minuten, um mir zu erklären, warum du nicht da warst."
„Es kam etwas dazwischen. Etwas, was ich dir nicht erzählen kann."
„Warum bin ich dann hier?", er wollte schon wieder aufstehen, aber ich hielt ihn zurück.
„Lass uns das bitte klären. Bitte!"
„Wenn du es mir nicht erzählst, dann kann sich hier nichts klären!", er wurde lauter, „du musst mit mir reden!"
„Ich will ja, aber..." Mein Handy klingelte. Es war Rowan. Ich ging ran: „Ja?"
„Es geht um Liam", mehr wollte sie mir am Telefon nicht sagen.
„Shawn, ich...können wir...ich muss los, es tut mir so unendlich leid."
Er stand energisch auf und verließ ohne ein weiteres Wort das Café.
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-HECTA 35- Agentin wider Willen
AdventureNeue Stadt, neue Familie, neues Leben. Die siebzehnjährige Bree Sheppard muss umziehen. Schuld daran ist ihr Vater, der Wissenschaftler ist und eine neue Frau hat, Fiona. Sie müssen aus der Großstadt New York zu Fiona und ihrem Sohn Liam nach Huntin...