XXVII

95 6 0
                                    

Wir sahen die Autos schon von weitem. Unsere ganze Auffahrt und ein Teil der Straße runter war zugeparkt. Ich hatte vermutet, dass sie viel länger brauchen um ihre Autos aus ihrer verschütteten Garage zu bekommen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen wie alles zusammenbrach und auch Shawn hätte verbluten müssen. Gestört hätte es mich nicht wirklich. Liam hielt das Auto etwa zehn Meter vor den anderen geparkten Autos an. 

„Wir brauchen einen Plan.", sagte er. Ich schüttelte resigniert den Kopf: „Wir haben verloren. Wenn wir nicht tun was sie wollen, dann sterben unsere Eltern und du. Liam, wir können nichts tun." 

„Wir nicht, aber jemand anderes." 

„Wie meinst du das? Wer kann uns helfen?" 

„Hast du noch deine Funkuhr? Die von HECTA?" 

Ich kramte in meiner Jackentasche, fand sie aber nicht. Ich schüttelte erneut den Kopf. Verdammt! Wir hätten HECTA informieren können. Liams Idee war gut. Sie wären gekommen und alles hätte sich regeln können. 

„Nicht schlimm. Ich habe in meinem Zimmer noch eine, aber dazu müssen wir nach oben kommen." 

„Überlass das mir. Ich krieg das hin." 

Unserem Auto näherten sich zwei bewaffnete Männer. 

„Aussteigen!" 

Wir nickten uns noch einmal zu und öffneten die Türen. Die beiden Männer waren nicht viel älter als wir aber mindestens zwei Köpfe größer. Beide waren muskulös und hatten Schutzwesten an. Sie durchsuchten uns und nahmen uns alles ab, was auch nur ein bisschen aussah wie als könnte es uns helfen. Wir näherten uns langsam unserem Haus und ich merkte wie ich nervös wurde. Ich hatte mir zwar zwei grobe Pläne ausgedacht, wie wir nach oben in Liams Zimmer kommen aber es konnte alles mögliche schiefgehen. 

Die beiden Männer begleiteten uns noch bis zur Haustür und überließen uns dann einer Frau mit langen grauen Haaren und einer hässlichen übertrieben großen Nickel-Brille. Sie lächelte kühl und befahl uns ihr zügig ins Haus zu folgen. Kaum hatten wir das Wohnzimmer erreicht, rannten wir auf unsere Eltern zu und umarmten sie. 

„Was für ein süßer Familienmoment. Den wollen wir doch nicht stören. Ach doch, wollen wir!", hörte man Shawn aus dem Hintergrund sagen. Meinem Vater wurde eine Pistole an den Kopf gehalten und er ließ mich los. Auch Fiona und Liam hatten sich wieder getrennt. 

„Kommen wir direkt zur Sache. Dein Vater....", sagte er zu mir und griff dabei den Oberarm meines Vaters,„ ...wollte uns nicht sagen wo das Mittel ist, aber zum Glück hattest du uns ja verraten, dass es hier im Haus ist. Daher würde ich dich bitten mir nun sofort zu sagen wo es versteckt ist. Wie ich mich erinnere, hatten wir Liam die Krebs-Zellen gespritzt und ich weiß nicht wie lange es braucht, bis sein Körper sich komplett infiziert hat und vielleicht dann doch nicht mehr heilbar ist. Das wäre ja ziemlich unangenehm." 

Er lachte sarkastisch und nachdem er die anderen Wachen auffordernd anstarrte, fingen auch diese langsam an zu lachen. Mir fiel dabei auf, dass seine Schulter notdürftig verbunden war und er eine Schulterbandage trug. 

„Bree, du musst das nicht tun.", sagte mir mein Vater. Ich nickte ihm zu. Liam sah mich an und tippte auf sein Handgelenk. Unser Plan startete genau jetzt. 

„Wenn sie mir dann folgen würden.", sagte ich an alle gerichtet. Shawn gab noch Befehle: „Leighton, Parker, Johnston, ihr bleibt hier und bewacht die drei. Ihr beiden kommt mit und der Rest passt darauf auf, dass keine Nachbarn dumme Fragen stellen. Die Leitung hat Jefferson." 

„Liam muss aber mitkommen." 

„Und wieso sollte er? Kannst du nicht eine einzige Sache alleine machen?" 

„Doch, aber er hat Codes die ich nicht kenne. Schließlich lebt er hier schon viel länger." 

Shawn war nach kurzem zögern einverstanden und Liam stellte sich neben mich. 

„Wir müssen erstmal hoch um.." 

„Um den Schlüssel zum Tresor zu holen", unterbrach mich Liam. Ich lächelte Shawn an: „Das wollen wir doch schnell machen oder?" 

Er nickte. Wir gingen die Treppen hoch in Liams Zimmer. Während ich Shawn und seine beiden Handlanger kurz in ein Gespräch verwickelte, holte Liam sich schnell die Funkuhr aus eine Schublade. Er drückte den kleinen Knopf, der HECTA hoffentlich zeigt das wir Hilfe brauchen. Da es die Uhr von Liam war, ging ich davon aus, dass es schnell gehen sollte bis HECTA hier war. Ich nahm mir einen kleinen Schlüssel, der auf Liams Nachttisch lag und hielt ihn hoch. Wir brauchten ein bisschen mehr Zeit. 

„Das ist der Schlüssel. Wenn wir den nicht haben wird das nichts.", erklärte ich laut. Liam kam auf mich zu und rempelte mich an. Den Schlüssel ließ ich dabei in meine Hosentasche gleiten. 

„Scheiße Liam! Jetzt hab ich den Schlüssel fallen gelassen." 

Shawn sah mich genervt an und befahl seinen Wachen den Boden abzusuchen. Auch Liam und ich bückten uns. 

„Wir teilen uns auf. Ich nehme den Mann und du die Frau. Shawn ist durch seine Verletzung eh keine große Gefahr . Unter meinem Bett ist eine Waffe. Nimm du die.", flüsterte Liam mir zu. 

„Nicht tuscheln.", befahl Shawn. Ich kroch in Richtung Bett und suchte ein bisschen bis ich die Waffe in der Hand hatte. Ich stand langsam auf und zuckte mit den Schultern: „Ich finde den Schlüssel einfach nicht." 

Dann ertönten unten Schüsse und mehrere Männer schrien auf. Ich nutze den Moment um der Frau in den Nacken zu schlagen und sie bewusstlos niedersacken zu sehen. Liam trat dem Mann in die Kniebeuge. Dieser fiel zurück und regte seine Beine nicht mehr. Er fuchtelte mit seinen Armen, aber er stand nicht auf. Liam hatte wahrscheinlich einen Nerv getroffen, der seine Beine betäubte. Ich zielte mit der Waffe auf Shawn. Liam entwaffnete ihn und fesselte ihn mit einem Gürtel an seinen Schreibtischstuhl. Als Liam Shawns Arm nach hinten bog, verzerrte dieser sein Gesicht. Liam ließ seinen Arm los und fesselte seine Beine an den Stuhl. Bevor Liam und ich den Raum verließen, drückte er Shawn seinen Daumen in die Schusswunde an der Schulter. Shawn riss den Kopf zurück und biss die Zähne zusammen. Wir schlossen die Tür zu Liams Zimmer ab und sackten erleichtert an der Tür zusammen. Liams Augen waren geschlossen. Wir mussten zu den anderen. 

Ich schüttelte ihn, doch er bewegte sich nicht mehr und auch seine Augen blieben geschlossen. Scheiße, das Mittel! Ich rannte in das Zimmer meines Vaters um das Mittel zu holen. Ich stolperte über ein Kabel auf dem Boden und fiel der Länge nach hin. Liam retten, schoss durch meinen Kopf. Ich schloss die Augen und blieb liegen.

-HECTA 35-                                                  Agentin wider WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt