Gedicht: Dunkelheit

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Dunkelheit überall.
Sie verhüllt
Sie bedeckt
Sie bewahrt
Sie versteckt
Sie behütet
Sie behält
Sie zeigt uns alles was zählt.
Sie ist ein Freund, kein Feind,
Nur verrufen durch Angst.
Das Erste, was wir in unserem Leben sehen, ist Dunkelheit
Sie ist der dunkle Faden, der sich durch alles zieht.

Wir schlafen in der Nacht, lassen unsere Schwäche von der Finsternis verhüllen.
Wir schlafen in der Nacht, lassen nur sie unsere Blöße sehen.
Denn der Tag ist hell und das Licht ist kalt, wenn es sich in uns brennt.
Denn der Tag ist hell, wenn das Licht uns entblößt.

Wir schlafen in der Nacht, bedeckt und zugedeckt von der wärmenden Finsternis.
Wir schlafen in der Nacht, lassen nur sie unsere Blöße sehen.
Denn der Tag ist hell und das Licht ist kalt, wenn es strahlt.
Denn der Tag ist hell, wenn das Licht uns entblößt.

Wir schlafen in der Nacht, bewahrt wie im Schoße der Mutter.
Wir schlafen in der Nacht, lassen nur sie unsere Blöße sehen.
Denn der Tag ist hell und das Licht ist kalt, wenn wir der Mutter entrissen werden.
Denn der Tag ist hell, wenn das Licht uns entblößt.

Wir schlafen in der Nacht, versteckt wie ein Geheimnis.
Wir schlafen in der Nacht, lassen nur sie unsere Blöße sehen.
Denn der Tag ist hell und das Licht ist kalt, wenn es das Geheimnis aufdeckt.
Denn der Tag ist hell, wenn das Licht uns entblößt.

Wir schlafen in der Nacht, behütet und beschützt.
Wir schlafen in der Nacht, lassen nur sie unsere Blöße sehen.
Denn der Tag ist hell und das Licht ist kalt, wenn wir in vorgeblicher Sicherheit den Schild sinken lassen.
Denn der Tag ist hell, wenn das Licht uns entblößt.

Wir schlafen in der Nacht, gehalten und behalten.
Wir schlafen in der Nacht, lassen nur sie unsere Blöße sehen.
Denn der Tag ist hell und das Licht ist kalt, wenn es uns sehen lässt.
Denn der Tag ist hell, wenn das Licht uns entblößt.

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Eine Freundin von mir meinte mal, dass die Dunkelheit total verrufen ist und ich kann ihr nur zustimmen. Eigentlich ist die Dunkelheit nicht Böse, die Menschen hatten immer nur vor ihr Angst, weil in der Nacht die schlimmsten Dinge geschehen. Wenn ihr euch das Nichts vorstellt, wie sieht es dann in eurer Vorstellung aus?

Bei mir ist es schwarz, dabei hat das Nichts ja eigentlich keine Farbe. Aber warum ist es schwarz? Warum ist es nicht weiß? Eigentlich ist weiß eine viel grässlichere Farbe als Schwarz. Sie sticht in den Augen, lässt uns orientierungslos zurück, im Winter erstickt der Schnee die Landschaft. Die Dunkelheit, das Schwarz, verhüllt alles nur, es ist noch genauso da, wie zuvor. Weiß schadet und Schwarz verbirgt, trotzdem steht weiß für gut und schwarz für böse. Menschen sind zu einfach gestrickt, denn vermischt man schwarz und weiß, das Grau, das herauskommt, hat so unendlich viele Nuancen, wie Unterschied zwischen schwarz und weiß besteht. Es heißt nicht umsonst 'Wie schwarz und weiß'.

Sollte ich das jetzt unter Poesie zählen? Ich hab mich mit Gewalt zurückhalten müssen weiterzuschreiben. Ich lass das jetzt einfach mal so stehen. Tut ja keinem weh.

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