Kurzgeschichte: Die einzig wahre Geschichte

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Es war im Jahre 2016, als ich leicht angetrunken (12 Promille) aus der Mülltonne eines renommierten Restaurants namens McDonald's fiel. Und ich fiel keineswegs alleine raus. Noch viele weitere, leicht angeschlagene Persönlichkeiten folgten meinem Beispiel und kamen mir nach, in den schwachen Lichtkegel der funzeligen Straßenlaterne. Benjamin Franklin (ein Salatblatt) trat als erstes seine Reise ins Ungewisse an. Dann folgten Nelson Mandela (ein angeschimmeltes Stück Fleisch), Arnold Schwarzenegger (eine Scheibe zerlaufener Käse), Lady Gaga (eine Mini-Gurkenscheibe) und ein Klingone namens Max (ein Brötchenunterseite) um sich ihren Traum von der Freiheit zu erfüllen. Leider muss ich gestehen, dass meine eigene Freiheit Opfer forderte. So ging leider Lady Gaga, zusammen mit Max und Benjamin Franklin von uns. Einzig Nelson Mandela konnte ich vor einem solch schmachvollen Schicksal bewahren.

Ein paar andere Berühmtheiten von mir abkratzend (darunter waren P!NK, Adele, Beyonce und David Bowie), versuchte ich auf alle vier Pfoten zu kommen, aber die dunkle Gasse, die mich umzingelt hatte, weigerte sich strikt mit dem Wackeln aufzuhören.

Ja, um das direkt mal klar zu stellen, ihr habt richtig gelesen! Pfoten. Ich bin ein Fuchs. Fragt mich nicht wieso, die Antwort habe ich auf dem Boden irgendeines Schnapsglases verloren. Um meinen Abend abzurunden und ausklingen zu lassen, entschloss sich mein Abendessen (ein vergammelter McRip, den ich in einem Anflug von Heiterkeit Jack The Ripper getauft hatte) in diesem Moment sein Comeback zu feiern.
Tja, was soll's, dachte ich mir. Bin ich eben nicht der Mörder von Jack The Ripper. Meine Karriere kann ich mir jetzt in den Arsch stecken.

Eine Minute später war die Angelegenheit erledigt, Jack The Ripper hatte zum zweiten Mal eine All-Inclusive-Reise durch meine Innereien gemacht und meine Rachenhöhle hatte er ebenfalls ein weiteres Mal bewundern können. Ich beneidete ihn. Ich wollte auch mal in meinen Magen gucken und mal meiner Leber zu ihrem ehrenvollen Dienst gratulieren, den sie mir erwiesen hatte, sowie sie anspornen nicht in Frührente zu gehen. Das wäre doch gelacht, wenn sie nicht noch mindestens zwei Tage durchhielt!

Vorsichtig torkelte ich auf eine Pfütze zu um den Geschmack loszuwerden, der meinen Gaumen terrorisierte. Mitten in der Pfütze spiegelte sich der Mond und auf diesem silbernen, nach Urin und Motoröl duftendem Spiegel schwamm etwas. Etwas, das ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte und das in meinem tiefsten Inneren eine wahre Tsunamiwelle der Freude auslöste.
Ein 100€ Schein!

Es dauerte einige Sekunden bis mein Unterbewusstsein mich in sachlichem jedoch leicht genervtem Tonfall darauf hinwies, dass ich ein Fuchs sei und deshalb mit Geld nichts anfangen konnte.
Die Enttäuschung bahnte sich schon wie eine überfällige Stromrechnung an, als mein wacher Verstand nocht etwas anderes auf der Pfütze lokalisierte: Zwei Entchen. Auch nicht schlecht.

Bereitet die Gewehre vor, die Entenjagd kann beginnen!

Mit der geradezu verzaubernden Anmut eines Boogietänzers pirschte ich mich an meine Opfer an. Ich kontrollierte meinen Atem, spannte alle anspannbaren Muskeln an und sprang.
Das Ergebnis war ein heroischer Bauchplatscher in die Pfütze. Mein Pelz tränkte sich mit dem himmlischen Spiegel und anstatt meiner Leber quittierte meine Nase den Dienst. Ihr voller Körpereinsatz hatte seine Spuren hinterlassen und ich war mir sehr sicher, dass sie diese Kriegsnarben noch lange zur Schau tragen würde.

Die gute Nachricht war, dass meine Opfer sich nicht von der Stelle bewegt hatten. Der Grund dafür war wohl, dass beide einen Kopf größer als ich und randvoll mit Steroiden waren. Ihre Schnäbel waren gepierct und ihre Flügel tätowiert. Ihre dunklen Augen blickten mich unheilvoll an. Keine Frage; das würde Ärger geben.

Mehr als ein "Oh Shit!" brachte ich nicht mehr zustande, bevor sie schon auf mich losgingen.

Darauf folgten Schmerzen, noch mehr Schmerzen, ein Schuss. Irgendwer warf mich irgendwo rein.

Wie ihr merkt, ist meine Beschreibung ein bisschen armselig. Das lag an der Tatsache, dass meine Wahrnehmung nur noch mit der einer Banane vergleichbar war. Alles war gelb und duftete nach Bananenkaugummi. Sogar ich war eine Banane! Eine sehr gelbe, sehr stinkende Banane, die niemand mehr kaufen wollte.

Das letzte was ich gelbe Banane hörte, war eine tiefe, aber freundliche Stimme, die leise sang:

"Alle meine Entchen, schwimmen auf dem See
Schwimmen auf dem See,
Doch ärgern sie den Fuchs,
Dann tu ich ihnen weh!"

Die Banane, die ich war, verzog ironisch die Mundwinkel. Dann brach die Schwärze der Bewusstlosigkeit über mich herein. Oder war es der Schimmel...?

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Dieses Meisterwerk hat ein Bekannter von mir geschrieben und mir die Erlaubnis erteilt es hier hochzuladen. Gebt Rückmeldung, schließlich muss ein so neuer Autor gefördert werden! Ich gebe ihm natürlich alles umgehend zu hören.

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