Gedicht: Menschen lohnen nicht mehr

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Junge Frau schreibt über Ozeane, 
Über Plastik, Inseln, Köpfe hinweg
Beschwert sich über Wichtigkeiten
Vertippt sich und schreibt Nichtigkeiten
Ihr Zauberstab ist ein Wunderding
Magie für alte Ahnen
Doch Risse hat er, unzählige
Von kleinsten, winzigsten Taten
Verwöhnt ist sie von Konsum und Kauf
Tönt groß und ist doch klein geraten

Viele gleiche Pflanzen unter milchig-weißen Plastikkuppeln
Glitzerfunkelnd tropft das Wasser auf die prallen bunten Früchte
Außenrum nur dürre Menschen, dorrtes Fleisch und schwere Hitze
Kein Platz zum Schlafen, Ort zum Leben, Grund zum Sein
Nur braune Weiten, heißer, porenverstopfender Sand und Irren bis zum Ende
Was sie am Leben hält ist Hoffnung auf Magie, ein Wunder

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Mal wieder ein Gedicht, das ich für den Deutschunterricht geschrieben habe. Diesmal waren die Vorgaben ein Gedicht über die heutigen Zustände im Stil des Expressionismus zu schreiben, der so Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts vorherrschte und bis in den ersten Weltkrieg hineinreichte. Damals war die Industrialisierung auf dem Vormarsch, viele alte Handwerke verrannen, weil die Fabriken ihre Aufgaben effizienter und kostengünstiger übernahmen. Viele Arbeiter zogen in die Stadt und lebten unter ärmlichsten Bedingungen. Das und der erste Weltkrieg waren die meistbedientesten Motive des Expressionismus. Zerstörung steckte ebenfalls oft mit drin. Die Künstler lösten sich von alten Mustern, um das Chaos ihrer Welt zu beschreiben. Dementsprechend ist der Expressionismus sehr vielfältig, weil die Rebellion und der Aufruf zu dieser in sehr unterschiedlicher Weise ausgedrückt wurde. 

Habt ihr einen Lieblingsvers?

Ich wünsch euch was.


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