Anderes: Sinnlosigkeit des Sterbens

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Ein Bär überfällt ein Einkaufszentrum. In seiner Pranke hält er eine Pistole, seine Hinterbeine stecken in Springerstiefeln und er läuft aufrecht wie ein Mensch. Die Menschen fliehen vor ihm, schreien, verfallen in Panik, trampeln sich gegenseitig nieder.
Am Ende ist der Bär allein im Einkaufszentrum mit vier Leichen.
Zwei davon Kinder; ein kleines Mädchen in einem rosanen Prinzessinenkostüm, die mit Stoff bespannten Drahtgestelle auf ihrem Rücken sind zertrampelt, ihr rosanes Kleid voller Staub und um ihre kleine Gestalt herum fließt Blut über den Boden. Es vermischt sich mit dem Blut eines alten Mannes, dessen lange Hakennase gebrochen zu sein scheint, seine Cordhosenbeine saugen sich mit Blut voll, blaue Adern verlaufen unter seiner kränklich blassen Haut. Eine rote Reifenspur führt zu seinem Rollator, der neben der sich langsam schwingenden Drehtür steht. An einem anderen Eingang liegt eine junge Frau auf dem Asphalt des Parkplatzes. Ihr rechter Arm liegt falsch, ihre Augen starren blicklos zum Häuschen voller Einkaufswagen. Ihre schwarzen Stiefel sind flach gelaufen wie ihre Füße, die Knochen in ihrem Körper zerschmettert, dabei hätte sie es beinahe geschafft.
Im zweiten Stock steht eine Skulptur. Ein viereckiger, drei Meter hoher, roh behauener Block aus Roteiche.
Als der Bär das grausame Massaker sieht, muss er den Kopf abwenden, um sich nicht auf seine vier in Chucks steckende Pfoten zu kotzen. Trauernd begräbt er seine Toten.
Die Sanitäter finden drei Leichen vor: die eines kleinen Mädchens, die eines alten Mannes und die einer jungen Frau.
Der Baum ist den sinnlosesten Tod von allen gestorben.

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