Kurzgeschichte: Geschwindigkeit und überlange A/N

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Wenn der Wagen unter mir anrollt, anfährt, aufheult, über die Straße herfällt, sie unter sich zwingt, sie verschlingt und sie in der Heckscheibe schneller und schneller schrumpfen, sie zu unbedeutendem Asphalt verkommen lässt, hebt es mich in einen Zustand der höchsten Ekstase. Euphorie und Endorphine pumpen durch meinen Körper, während ich durch das Land schneide. Ich nehme mit überdeutlich geschärften Sinnen alles wahr, kalkuliere alles ein, bin in einem kalten, emotionslosen, berechnenden Zustand gefangen. Ein Rausch nach Geschwindigkeit, ein Rausch des Risikos. Es mach mich starr hinter dem Lenkrad. Ich fahre um des Fahrens Willen, koste meine neu gewonnene Freiheit. Sie schmeckt süß auf der Zunge, die Gefahr salzig und beides macht süchtig. Ich sehe alles hinter mir zurückbleiben, alles stehenbleiben und erstarren angesichts meiner Geschwindigkeit. 

Menschen fliegen an mir vorbei genauso wie Häuser, Bäume und Büsche, und alle biegen und verneigen sich vor mir und der Maschine. Dort, wo meine Fahrt endet, steht ZIEL mit weißer Farbe auf dem Asphalt. Eine weiße, kleine Lüge, denn die Fahrt endet nicht. Denn das Ende ist nur der Anfang von etwas Neuem. 

Ich steige aus und merke erst jetzt, wie schnell mein Herz pumpt, wie schnell das Blut durch meine Adern rauscht, wie sehr ich vor Adrenalin zittere. Mein Rausch ist vorbei. Die Realität umfängt mich wieder mit ihrer trostlosen Wahrheit und ihrem trostlosen Erscheinen.

Und genau deswegen fahre ich. 

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Ich hab Anfang der Ferien alle meine Hefte, die ich noch von der siebten bis zur zehnten Klasse in diversen Schubladen rumfliegen hatte, durchgeschaut und auf Schätze durchsucht. Hauptsächlich kleine Kritzeleien am Rand. Mir ist aufgefallen, dass ich die besten Kritzeleien im Deutsch- und Englisch-Unterricht gemacht habe, in Französisch, Mathe oder Physik so gut wie gar keine. Vielleicht war ich in Deutsch und Englisch unterfordert und musste das Ganze für mich schwieriger gestalten, damit ich am Ball bleibe. 

Egal, den Text oben habe ich am 15.01.2015 verfasst und jetzt halt abgetippt und minimal überarbeitet. Auf der Seite ist irgendwas ausgelaufen und hat in den ersten vier Zeilen die Tinte weggewaschen, weil ich damals noch mit Füller geschrieben habe. Das konnte ich dementsprechend nicht mehr lesen und musste irgendwie schauen, dass ich hinkomme. Außerdem habe ich Rechtschreibung und Kommasetzung, sowie den Satzbau optimiert. Und manchmal einige Worte eingesetzt beziehungsweise ersetzt. Aber ansonsten ist alles original (also so ca. 77%, denn Zahlen schaffen Sicherheit.)

Ich finde, ich habe mich seitdem auf alle Fälle gebessert, auch wen mir der erste Teil des Ganzen noch immer imponiert. 

Mir fällt gerade auf, dass ich vielleicht eine Woche vor diesem Text wirklich angefangen habe zu schreiben. Also ist das wirklich ein Text aus meinen ganz frühen Anfängen. Wie findet ihr ihn? Konntet ihr den Rausch spüren, den ich euch ins Gesicht schmeißen wollte?

Ich wünsch euch was. 

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