~Zweites Kapitel~

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Die Sonne ging gerade unter, als ich mit wässrigen Augen erwachte, ich hatte scheinbar im Schlaf noch weiter geweint... Erholsam war dieser jedoch nicht gewesen, denn ich spürte die Müdigkeit und Erschöpfung meines nächtlichen Ausrittes noch in meinen Knochen.

Mit schmerzenden Gliedern richtete ich mich auf und blickte sogleich in das freundliche Gesicht der Wache, welche mich noch immer neben meiner Tür im Auge behielt. Seine Augen strahlten diese Ruhe und Wärme aus, welche mich gleich besser fühlen ließ. Ich wollte mich mürrisch und voller Zorn gegenüber meinen ständigen Aufpassern verhalten, doch diese Augen machten die doch so kindliche und naive Idee zunichte. Ich wollte mich nicht wie eine verwöhnte und zickige Prinzessin aufführen, Nein, ich wollte ein Vorbild sein und wie meine Mutter eine gute Herrscherin werden. Aber wie sollte ich das, wenn ich doch immer eingesperrt und von den anderen Elben abgeschottet war?

Seufzend rutschte ich an den Rand des weichen Bettes und ließ meine nackten Füße über den Fußboden baumeln. Grummelnd machte sich mein Magen bemerkbar und wies mich auf die gähnende Leere in meinem Bauch hin. Mit einem großen Satz sprang ich von der gemütlichen Schlafstätte auf und streckte mich erst einmal undamenhaft in der Abendsonne, welche mit rötlichen Strahlen durch mein Fenster herein funkelte.

Meine Bewachung ignorierend schlürfte ich hinter die Abtrennung in meinen Waschbereich und schenkte eiskaltes Wasser von einem Krug in das hölzerne Becken. Schnell wusch ich mir die Müdigkeit aus meinem übernächtigten Gesicht und fuhr mir mit den Händen durch die langen Haare. Viel konnte ich dadurch nicht ausrichten, doch für einen Besuch in der königlichen Küche müsste es ausreichen. Rasch zog ich mir noch schnell ein frisches Kleid an, welches an einem Hacken an der Wand hing.

Fast wie neugeboren betrat ich wieder meinen Schlafraum und blickte mich nach meinem Aufseher um, doch die Wand neben der Tür war leer... Erstaunt lief ich zum Ausgang von meinem Zimmer und öffnete diese. Davor stand der liebenswerte Elbe und wartete auf mein Erscheinen. Er hatte den Anstand, dass er vor der Tür wartete, während ich mich wusch und umzog!

Da er das, wahrscheinlich unüberhörbares, Knurren meines Magens zuvor gehört haben muss, folgte er mir ohne zu Fragen in Richtung Küche. Mein Vater erschien schon sein Jahren nicht mehr zu unserem gemeinsamen Abendessen und lies sich nur noch zum Mittagsmahl am Tische erblicken.

An der großen Küche angekommen, öffnete ich einen Teil der mächtigen Flügeltür und trat durch diese hindurch in den weitläufigen Raum, in welchem Elben geschäftig hin und her eilten. Schnell wurde mein Erscheinen bemerkt und eine hübsche ältere Elbin trat auf mich zu und schloss mich in eine herzliche Umarmung.

"Loreen, ihr sollt doch eurem Vater nicht immer solche Sorgen bereiten! Er hat doch nur noch euch!", schimpfte mich die Köchin Mirouse gespielt erzürnt aus. Doch ich wusste, dass sie meiner Meinung in mancher Hinsicht zustimmte. Sie wollte gerade wieder zu einem Redeschwall ansetzen, was bei ihr nicht allzu selten war, als mein Magen wieder laut auf knurrte und Sie somit zum Lachen brachte. Lachend führte Sie mich zu einem leicht angeschlagenen Holztisch und deckte mich sogleich mit allerlei Speisen und Köstlichkeiten ein.

Hungrig stürzte ich mich auf die Gerichte und aß alles auf. Zu guter Letzt schnappte ich mir noch zwei grüne Äpfel, welche ich in einer kleinen Ausbuchtung meines Kleides verschwinden ließ.

Gesättigt und müde bedankte ich mich bei der liebevollen Elbin und machte mich wieder auf den Weg in ein Gemach. Die Wache klebte hierbei die ganze Zeit wie ein Schatten an mir.

Völlig erschöpft und doch so zufrieden fiel ich in die weichen Kissen meines Bettes und schlief so wie ich war ein. Dieses Mal erholte sich mein Körper und kam wieder zu Kräften.

Die Tränenprinzessin - Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt