Dunkelheit und Stille umgab mich. Der Wald um mich herum schimmerte in Grünen und Schwarzen Farben. Der Mond strahlte nur schwach durch die Bäume und erhellte kaum den Weg.
Plötzlich knackte es hinter mir.
Mir lief ein Schauer über den Rücken und mit zitternden Händen lies ich meine Stute wenden.
"Wer ist da? Komm und zeig dich!", schrie ich ins Nichts.
Ich versuchte meine Stimme stark und furchtlos wirken zu lassen, konnte es aber nicht schaffen. Sie klang eher ängstlich und zitterte leicht am Anfang.
Wieder ein Knacken, dieses Mal ganz in der Nähe.
Schnell zog ich mein Schwert und machte mich für einen Angriff bereit. Wenn das eine Orkmeute war, dann hatte ich keine Chance...
Doch ich werde nicht untergehen. Nein, ich werde kämpfen und mein Bestes geben!
Mit neuem Mut schrie ich wieder in die Nacht hinaus: "Zeigt Euch! Ich habe keine Angst!"
Langsam drehten wir uns im Kreis und ich suchte nach der Quelle des Geräusches.
Doch es war Still. Kein Laut drang an meine Elbenohren. Nichts deutete auf einen Angreifer hin.
Was hatte das zu bedeuten?Unruhig lies ich mein Pferd umdrehen und gab ihr flüsternd zu verstehen, dass wir schnell hier weg müssten.
Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit kamen wir dem Waldrand immer Näher. Immer wieder blickte ich mich um, doch kein Ork kam hinter den knorrigen Bäumen hervor.Wir ließen den dunklen Wald hinter uns und ich atmete erleichtert auf.
Wenn die Sonne zum 5. Mal aufgeht, werde ich Lothlorien erreichen.
Doch bis dahin lag noch ein großes Stück weg vor uns.
Durch das Licht des Mondes konnte ich meine Umgebung gut wahrnehmen.
Etwas weiter entfernt konnte ich die Gipfel der Bergkette erkennen. Diese musste ich überqueren, um auf die andere Seite zu gelangen. Auf der Karte war ein geheimer Weg eingezeichnet, er führte zwischen zwei der Gipfel hindurch. Aus einer alten elbischen Schrift daneben konnte ich herausfinden, dass es einen fast vergessenen Handelsweg zwischen Bruchtal und Lorien gab. Da die Karte sehr alt und vergilbt war, ging ich davon aus, dass Legolas und Gimli den gleichen Weg sicherlich nicht kannten. Ich würde mir dadurch sehr viel Zeit und Anstrengung ersparen. Meine zurückgelassenen Gefährten werden entweder den steilen Berg besteigen müssen, oder durch die Pforte von Rohan herumgehen.Langsam ging die ersehnte Sonne auf.
Ein neuer Tag brach an.
Als wir an einer keinen Baumgruppe ankamen, beschloss ich eine Pause zu machen.
Ich sprang geschickt von meiner Stute und führte sie in den Schatten. Aus meinem Beutel gab ich ihr etwas zu trinken und einen Apfel, dann lies ich sie selbst grasen.
Müde und erschöpft lehnte ich mich an eine dicke Eiche. Von diesem Platz aus konnte ich die weite Ebene vor mir überblicken. Saftiges Gras wuchs zwischen wunderschönen weißen Blüten. Wenn der Wind durch sie hindurch wehte, flogen die zarten Blüten mit und tanzten in der warmen Luft herum.Da tagsüber die Meuten der Orks weniger waren, beschloss ich, mich kurz auszuruhen.
Ich wickelte mich in meinen dunkel grünen Umhang, welchen ich von Bruchtal mitgenommen hatte und schloss seufzend die Augen.
Ziròes würde mich warnen, wenn Gefahr drohte.
Dann sank ich schon in einen traumlosen Schlaf.Die Sonne stand schon tief am Himmel, als ich wieder erwachte. Etwas ausgeruhter stand ich auf und packte meine Tasche zusammen. Als ich fertig war, pfiff ich nach meiner Stute. Kurz darauf kam sie angetrabt und schnaubte mir freundlich entgegen. Ich ging langsam auf sie zu und strich ihr sanft über die Nüstern. "Meine treuste Gefährtin. Wir müssen noch heute den Pfad erreichen. Laufe geschwind!"
Dann stieg ich in den ledernen Sattel und ritt los. In der Nachmittagssonne suchte ich mir meinen Weg und ritt auf die mächtigen Steingebirge zu.
Umso näher wir dem Berg kamen, desto unruhiger wurde meine Stute. Sie spürte die aufkommende Nacht und die Gefahr. Orks... Hinter uns konnten wir die heulenden Laute dieser schrecklichen Kreaturen hören. Sie waren vielleicht einen halben Tagesmarsch hinter uns. Meine Stute wurde immer schneller und brachte mich so schnell wie es ging weg von diesen mörderischen Wesen.
Die Sonne ging mit einem glühenden Rot unter und lies die Dunkelheit wieder an die Macht. Fröstelnd zog ich meinen Umhang fester um mich.
Der Kälte drang durch meine Kleider hindurch und der eisige Wind zerzauste die Mähne meines Pferdes.Es war schon tief in der Nacht, als wir den Handelspfad erreichten. Der Mond beleuchtete einen steinigen Weg, welcher sich zwischen den beiden Gipfeln hindurch schlängelte. Schnell stieg ich ab und führte meine Stute durch den Eingang zur Schlucht. Unsere Schritte halten an den steinernen Wänden wieder. Der geschwungene Weg brachte uns immer Höher auf den Berg und es wurde zunehmend kälter und nebliger. Die Kälte war unerträglich, sie machte meinen ganzen Körper klamm und bewegungsunfähig. Zitternd klammerte ich mich an meine Stute. Diese blieb daraufhin stehen und legte sich auf den Boden. An mein wärmendes Pferd gekuschelt, sank ich in einen von Alpträumen geplagten Schlaf. Nach einigen Stunden wachte ich durch meine Stute wieder auf, welche mich mit ihrer weichen Nase an stupste. Die Kälte und der Wind waren erträglicher geworden und wir konnten unseren Weg fortsetzen.
Als wir endlich den Gipfel erreichten, ging gerade die Sonne auf. Wärmende Sonnenstrahlen kitzelten mich an der Nase und vertrieben den nassen Nebel. Die Aussicht war wundervoll. Ich konnte über die weiten Ebenen blicken. In der Ferne konnte ich einen riesigen Wald erkennen. Ein Blick auf der Karte zeigte mir, dass das Legolas Zuhause war. Der Düsterwald.
Langsam stiegen wir den gefährlichen Weg hinab. Der Weg war rutschig und steinig. Vorsichtig führte ich mein Pferd den Pfad entlang. Wir kamen an schwindelerregenden Abgründen vorbei und wir zwängten uns durch enge Durchgänge. Als die Sonne den Höchststand erreichte, machten wir eine Rast. Ich tränkte mein erschöpftes Pferd und gab ihm meinen halben Proviant. Selbst trank ich nur ein paar Schlucke und aß einen mickrigen Apfel. Meine Stute musste mehr bei Kraft sein als ich. Sie musste mich ja auch nach Lorien tragen.
Als sie fertig aufgefressen hatte, machten wir uns wieder auf den Weg. Langsam kamen wir unserem Ziel immer näher. Nur noch ein kurzer Weg trennte uns von dem ersehnten Fuß des Berges. Als Ziroues das Gras unter uns sah, schnaubte sie fröhlich und wurde schneller. Ja, sie war sehr verfressen...
Nach kurzer Zeit hatten wir den Berg überquert und ich ließ mich in das weiche Gras fallen. Um uns herum erstreckte sich die Weite der Schwertelfelder. Auf der Karte konnte ich einen breiten Fluss erkennen, vielleicht ein halber Tagesritt entfernt. Sollte ich gleich nach Lothlorien reiten oder am Fluss unseren Wasservorrat auffüllen?
Nein, ich würde gleich weiter reiten. Mein letztes Wasser gab ich meinem grasenden Pferd, dann setzten wir unserem Weg fort. Sicherlich kamen wir heute noch in Lorien an. Der Tag verging und wir kamen unserem Ziel immer näher. Angespannt beobachtete ich meine Umgebung. Wenn uns hier eine Orkmeute angriff, konnte ich mich nicht wehren. Ich war zu erschöpft von der schweren Reise und mein Hals war trocken wie Sand.
In der Ferne konnte ich den Wald erkennen. Das war also der gefährliche Wald um Lothlorien... Immer näher kamen wir den riesigen Bäumen. Die beängstigende Dunkelheit des Waldes war auch von hier schon erkennbar. Wer oder was würde mich dort erwarten?
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Die Tränenprinzessin - Herr der Ringe FF
FanfictionLòreen. Eine Elbenprinzessin aus dem Tränenwald. Tränenelben. Das älteste und weiseste Volk der Elben. Legenden über sie geraten immer mehr in Vergessenheit. Verborgen vor ganz Mittelerde lebt dieses kleine Volk in den Tiefen des Waldes an der äuße...